Dieser historische Roman hat den Aufenthalt des damals knapp 30-jährigen ungarischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Franz Liszt auf der Rheininsel Nonnenwerth bei Remagen zum Inhalt. Von August bis Oktober/ November 1841 logiert er mit seiner Lebensgefährtin, der Gräfin Marie d'Agoult, in dem zum Hotel umgebauten Kloster.
Zeitgleich halten sich dort auch die französische Schriftstellerin und gemeinsame Freundin George Sand (= das Pseudonym für die verheiratete Aurore Dudevant) und der aus Hamburg stammende 20-jährige Hermann „Puzzi“ Cohen auf, der begabteste Schüler Liszts. Dieser möchte sich mit seinem Lehrer und dessen Geliebter nach einem Zerwürfnis wieder ver-söhnen und die alte Freundschaft wieder aufleben lassen, was aber nicht zuletzt an Cohens Lebensstil scheitert: Der Lebemann ist ständig knapp bei Kasse und versucht wiederholt, seine Schulden durch Casino-Besuche in den Griff zu bekommen, was allerdings nicht gelingt. Vor allem missfällt Liszt jedoch, dass „Puzzi“ sein musikalisches Talent verkümmern lässt, weil er das Üben stark vernachlässigt.
Der Meister selbst unterbricht seinen Aufenthalt auf Nonnenwerth ge-legentlich, um in Bonn und Bad Ems zu konzertieren und durch einen Auftritt in Köln den Weiterbau des Doms zu fördern – mit diesem Monument assoziiert er „die Erstürmung des Himmels“ (siehe Titel). Aber auch sonst findet er kaum die gewünschte Erholung, da Scharen von Verehrern die Rheininsel regelrecht überschwemmen, um ihrem Idol nahe sein und vielleicht eine Probe seines Könnens erhaschen zu können. Während der Musiker diese hemmungslose Anbetung mal genießt, sich ihr dann aber auch wieder genervt entzieht, missfallen der Gräfin d'Agoult die Tourneen und der Hype um ihren Partner gänzlich, sodass es in der Beziehung kriselt.
„Gewürzt“ wird die Handlung dadurch, dass Marcus Imbsweiler kurz vor Liszts 30. Geburtstag im Oktober ein Mädchen spurlos verschwinden lässt.
Resümee: In dem Roman geht es um einen kurzen Ausschnitt im Leben des Musikers Franz Liszt, und der Leser gewinnt dabei gleichzeitig zahlreiche Einblicke u.a. in das Leben, die Politik, das Gesellschaftsbild, die „Rhein-kultur“ des 19. Jahrhunderts. Imbsweiler schreibt – wie stets hervorragend recherchiert – sehr faktendicht und unterhaltsam. Die Sprache der Dialoge gleicht er sehr moderat dem Stil der damaligen Zeit an. Der Leser lernt hier in Bezug auf Genre, Inhalt und Sprachstil einen komplett anderen Autor Imbsweiler als den aus der Max-Koller-Krimi-Reihe kennen (siehe Re-zensionen vom 11.05. und 02.08.2012).
Trotz des Unterhaltungswerts – durchaus auch für Nicht-Liszt-Fans - und der sprachlich exzellenten Ausarbeitung zeigten sich bei mir mit fortschreitendem Lesen jedoch zunehmend Ermüdungserscheinungen, weil ich immer häufiger den Eindruck hatte, dass die einzelnen Szenen sich (zu) sehr gleichen – in der Musik würde man dies „Variationen eines Themas“ nennen. Und letztlich fiel es mir schwer, die Lektüre nicht vorzeitig zu beenden.
Kommentar schreiben
A. T. (Mittwoch, 24 Oktober 2012 09:56)
Der Autor hat einen Kommentar ins Gästebuch geschrieben (#13).