Untertitel: Ein Profiler berichtet
Axel Petermann arbeitet seit 1975 bei der Kripo, wurde nach
der Ausbildung zum Kommissar Leiter der Mordkommission und später stellvertretender Leiter des Kommissariats für Gewaltverbrechen. Außerdem fungiert er als Berater für die „Tatort“-Serie. Seit 1999 setzt er sich zudem mit den Methoden des Profilings (= der Fallanalyse) aus-einander.
Ein Profiler analysiert Verbrechen, indem er Tatortspuren, Indizien und Um-stände der Tat interpretiert, um aus ihnen sowohl ein Opfer- als auch ein Täterprofil zu erstellen. So kann er z.B. oft das Alter eines Straftäters, seine Lebensumstände, typische Verhaltensweisen, Vorlieben und Tatmotive herausfiltern und bestimmen, aus welcher Gegend er kommt, ob er männlich oder weiblich ist und in welcher Beziehung Täter und Opfer standen. Damit gibt der Profiler den ermittelnden Beamten wichtige Entscheidungshilfen bzgl. ihrer Untersuchungen. Das Buch interessierte mich auf Grund des Untertitels also brennend!
Aber welch eine Enttäuschung!
Der Autor stellt fünf Fälle aus seiner Tätigkeit vor:
Den Mord an einer Alkoholikerin, eine Mordserie an Prostituierten, je einen Tod durch Erschießen und Erwürgen sowie zusammengefasst in einem Kapitel diverse Vermisstenfälle.
Sämtliche Fälle liegen weit zurück, in Zeiten, zu denen das Profiling zu-mindest in Deutschland noch gänzlich unbekannt war – in seiner Genialität wendete Petermann jedoch rein intuitiv schon damals ansatzweise gelegent-lich Methoden der Fallanalyse an!
Jedenfalls nennt er es so – ich bezeichne es als engagierte, saubere Er-mittlungsarbeit. Und nichts anderes stellt er vor: Den Alltag der Polizeiarbeit bei der Aufklärung von Verbrechen.
Drei der fünf Fälle werden Jahre bzw. Jahrzehnte später in Gesprächen Petermanns mit den Tätern ausgiebigst nachanalysiert und u.a. die bei den Ermittlungen Petermanns angestellten Vermutungen bestätigt. Es ist nun wirklich keine Kunst, fallanalytisch etwas über Opfer und Täter auszusagen (s.o.), wenn diese zweifelsfrei als solche bekannt sind! Mit Profiling hat das nichts, aber auch gar nichts, zu tun.
Resümee: Positiv ist zu diesem Buch anzumerken, dass Fälle und Er-mittlungsarbeit für den Laien nachvollziehbar geschildert werden; einiges ist sogar recht interessant. Das ist es aber auch schon. Bei vielem „trägt (er) Eulen nach Athen“, wärmt Altbekanntes auf und schildert in einem Exkurs langatmig die Entwicklung der DNA-Analyse. Er legt weitschweifig seine Gedanken dar und nervt total, wenn er permanent seine Scharfsinnigkeit herausstellt.
Der Untertitel ist kompletter Etikettenschwindel – oder heißt es im Juristen-Deutsch nicht „Irreführung“?!
Als Deutschlehrerin urteile ich „Thema verfehlt – 6!“
Axel Petermann ist mit Sicherheit ein prima Ermittler - aber ein lausiger Schriftsteller!
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