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Elmar Traks

Elmar Traks

Jonasson, Jonas – Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (2011)

Der im Altersheim lebende Allan Karlsson hat nicht die geringste Lust, dort seinen 100. Geburtstag mit Bürgermeister, Presse und anderen Gästen zu feiern. So steigt er kurz vor Beginn der Feierlichkeiten einfach aus dem Fenster seines Zimmers und verschwindet.

Sein Weg führt ihn geradeswegs zum Busbahnhof, von dem aus er für

50 Kronen mit dem erstbesten Bus irgendwohin fahren will. Unmittelbar

vor der Abfahrt bittet ihn ein wenig Vertrauen erweckender junger Mann,

kurz auf seinen Koffer aufzupassen, derweil er aufs WC geht. Da er aber nicht rechtzeitig wieder auftaucht, nimmt Allan das Gepäckstück einfach mit – könnte ja sein, dass sich Wäsche zum Wechseln für ihn darin befindet.

Mitten in der Einöde ist seine 50-Kronen-Fahrt zu Ende, aber er findet Unterkunft bei dem etwa 70-jährigen Kleinkriminellen Julius. Zusammen öffnen sie den Koffer und staunen nicht schlecht: Er ist randvoll mit Geld.

Es stammt, wie der Leser erfährt, aus krummen Geschäften, und der junge Mann vom Busbahnhof – Angehöriger einer kriminellen Organisation – ist dem Alten bereits auf den Fersen. Da sich Allan und Julius das denken können, treffen sie Vorbereitungen für ihre Flucht – eine Odyssee durch Schweden beginnt, bei der so mancher Verfolger auf der Strecke bleibt. Zu dem Alt-Herren-Gespann gesellen sich bald noch der Imbissbuden-Besitzer Benny, „die schöne Frau“ Gunilla und deren Elefant Sonja. Zu-sammen „stolpern“ sie in immer neue abenteuerliche bis groteske Situa-tionen und sind der Polizei, die auf der Suche nach dem vermeintlich entführten 100-Jährigen ist, immer um gerade eine Haaresbreite voraus.

 

In Rückblenden wird kapitelweise die komplette Lebensgeschichte des Sprengstoff-Experten Allan Karlsson erzählt, dem es Zeit seines Lebens immer erfolgreich gelungen ist, sich mittels Flucht aus prekären Lagen „zu verabschieden“. Obwohl er sich nie für Politik interessierte, war er im Laufe seines Lebens immer wieder wie zufällig an bedeutenden historischen Ent-wicklungen beteiligt. So speiste er z.B. mit General Franco und Stalin, trank flaschenweise Tequila mit Präsident Truman (dem er en passant die tech-nische Lösung zum Bau der Atombombe verriet) und rettete Maos Verlobte.

Der Autor schildert jeweils im Stile einer Münchhauseniade die unglaub-lichen Erlebnisse durchaus glaubhaft.

 

Resümee: Dieses ist eines der sehr wenigen Bücher, die ich trotz aller Disziplin wirklich nicht zu Ende lesen konnte – ich habe nur bis zur Hälfte, d.h. 200 Seiten, durchgehalten:

Der Wortwitz, trockene Humor und die durch das Absurde hervorgerufene Komik fand ich anfangs sehr amüsant. Jedoch nervte mich dieser durch-gängig überzeichnende Stil zunehmend.

Außerdem bekam der Verlauf etwas Vorhersehbares: Egal ob im aktuellen oder historischen Handlungsstrang – zunächst akzeptiert Allan die jeweilige Lage ganz nach dem Lebensmotto seiner Mutter „es ist, wie es ist und es kommt, wie es kommt“. Irgendwann wird ihm dann aber doch „der Boden zu heiß“ und er entzieht sich pragmatisch ohne Aufgeregtheit der Situation, dabei seine politischen Verbindungen nutzend.

Genau dies soll wohl auch die Aussage des Werkes sein: Das Leben nehmen, wie es ist, Personen akzeptieren, wie sie sind, aus jeder Situation das Beste machen, sich nach der Devise „eine Hand wäscht die andere“ gegenseitig helfen; kurz: trotz aller Unwägbarkeiten das Leben leicht nehmen.

Jedoch hat mich die Übersteigerung vor allem in den historischen Kapiteln zunehmend gestört – vielleicht lag es daran, dass ich mich mit den ge-nannten historischen Persönlichkeiten und der  betreffenden politischen Lage nicht gut auskenne. Möglicherweise bin ich zu sehr Realist, als dass ich den in meinen Augen abstrusen Darstellungen auf Dauer etwas abgewinnen konnte. Mit Sicherheit enthält dieses Erstlingswerk des Autors aber etliche ermüdende Überlängen!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge Mö. (Mittwoch, 07 November 2012 11:29)

    Liebe Annette, der Stoff des Buches ist wirklich sehr speziell. Gefällt oder gefällt nicht. Auch mir machten nach ca. 200 Seiten einige Überlängen im gegenwärigen Ablauf ein wenig zu schaffen. Die ganze Idee zu dem Buch - ganz besonders die Geschichte in den Rückblenden - war für mich dennoch so faszinierend, wie die Hauptfigur fantastisch. Zum einen hat mich begeistert, eine Figur wie den Hundertjährigen zu gebären und zum anderen,den Irrsinn von Kriegen so überdeutlich werden zu lassen. Die einfach unglaubliche Absurdität lässt es gar nicht zu, moralische Bedenken im Hinblick auf die geschichtlichen Tragödien zu entwickeln, die auf diese Weise eingeflochten sind.
    Eigentlich ein heißes Eisen. Dafür bewundere ich den Autor, dem es gelungen ist, mit solchem Wahnsinn dem Wahnsinn zu begegnen, mit dem ich wirklich gut umgehen konnte - außerordentlich erstaunlich! Und so war es auch: Ich habe gar nicht so gelacht, wie andere Leser, sondern einfach nur gestaunt.