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Elmar Traks

Elmar Traks

Donnelly, Elfie – Stiletto (2010)

Die Hauptfigur dieses Romans ist Stella Norden – eine ausgesprochen attraktive Psychologin in den Dreißigern. Ursprünglich aus Norddeutschland stammend, ist sie einst nach Wien, in die Heimatstadt ihres Mannes, umgesiedelt. Nachdem Ehemann, Sohn und Schwiegereltern bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt sind, führt sie dort nun das familieneigene Bestattungs-unternehmen weiter.

Jeden Mittwoch und Freitag frönt sie außerdem zusammen mit anderen Begeisterten ihrer Tango-Leidenschaft. Stellas Tanzpartner ist Kommissar Walter Strecker, der sie verehrt, aber nur beim Tango sehr vorsichtig seine Gefühle andeutet.

Und dann ist plötzlich ein Mitglied der kleinen Gruppe tot: Dorothea Griester – verwitwet, scheinbar lebenslustig, hat sie nicht nur einen jungen nigeria-nischen Lover, sondern auch ein gewaltiges Alkoholproblem. Außer Stella und ihrer Nichte Lizzy sind alle davon überzeugt, dass ihr ebendies letztlich zum Verhängnis wurde, ihr Tod ein tragischer Unglücksfall ist.

Selbst als bei der Bestattungsunternehmerin Brustkrebs diagnostiziert und eine Chemotherapie eingeleitet wird, hält sie dies nur selten vom Tango-Tanzen ab; noch mindert es ihren Ehrgeiz, zusammen mit ihrer Nichte die Wahrheit über Dorothea Griesters Tod herauszufinden.

 

In Rückblenden erfährt der Leser nach und nach aus der Sicht des Sohnes Max immer mehr Einzelheiten über die Familie Griester. Die Betroffenheit hat sich dabei bei mir von Erschrecken über Fassungslosigkeit bis hin zu Grauen gesteigert. Ich fragte mich, wie viel ein Mensch, speziell ein Kind, zu ertragen imstande ist; aber auch, zu welchen Grausamkeiten gegenüber Kindern Erwachsene – hier: ganz besonders Eltern – fähig sind. Und nicht nur die Akteure blieben am Ende jedes Rückblende-Kapitels sprachlos zurück.

 

Resümee: Elfie Donnelly ist vor allem als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt – u.a. hat sie die Figuren Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen geschaffen. Diesen Roman für Erwachsene kann man nicht einfach so runterlesen – viel zu dicht ist die Problematik dieses Werkes, das nur vordergründig ein Krimi ist. Es handelt auch vom Umgang mit schwerer Erkrankung und mit dem Tod, sowohl in als auch außerhalb der eigenen Familie. Es geht dabei um fürsorgende Liebe, aber auch um bloßes Pflicht-gefühl von Angehörigen, die angesichts einer schicksalhaften Diagnose oft überfordert sind. Und es geht um Kindesmissbrauch – dies vor allem!

Die Autorin versteht es, dem Leser nach den zunehmend erschütternden Rückblenden durch die Haupthandlung Erholungspausen einzuräumen, die viel Skurriles und eine Menge schwarzen Humor enthalten. So kommt man trotz der ernsten Themen nicht umhin, zu schmunzeln, manchmal sogar zu lachen. Geschickt nutzt sie auch das zum Teil ein wenig schrullig anmutende Wiener Milieu, das sie auch für Nicht-Österreicher wohldosiert einsetzt.

Ein toller Roman, wenngleich nichts für schwache Gemüter.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Elfie Donnelly (Mittwoch, 05 Dezember 2012 08:29)

    Als Autorin freut einen eine solche Rezension natürlich s e h r !
    Herzlichen Dank - und viel Vergnügen, auch beim zweiten Band "Stella Norden - Scalpello".