Der mittlerweile 27-jährige Schwarze Donté Drumm sitzt wegen des Mordes an der damals 17-jährigen Nicole Yarber seit fast
9 Jahren in einer Todeszelle in Texas. Obwohl ihre Leiche nie gefunden wurde, es in dem erzwungenen Geständnis etliche Ungereimtheiten gibt und die Beweislage insgesamt sehr dünn ist, soll das Todesurteil in 4 Tagen vollstreckt werden. Da taucht bei Reverend Keith Schroeder in Kansas Travis Boyette auf.
Der bereits mehrfach verurteilte Sexualstraftäter gesteht dem Pfarrer den Mord an Nicole Yarber. Doch wie glaubwürdig ist der schwer kranke, sich seltsam verhaltende Mann, der sich zur Zeit auf Bewährung in einer Über- gangseinrichtung befindet und Kansas nicht verlassen darf? Nach etlichen eigenen Recherchen und Ringen mit seinem Gewissen nimmt Keith Schroe- der Kontakt zu Donté Drumm's Verteidiger Robbie Flak auf, der ihn ein- dringlich bittet, umgehend mit Boyette ins weit entfernte Texas zu kommen. Der couragierte Reverend scheut sich nicht, sich der Beihilfe beim Verstoß gegen die Bewährungsauflagen strafbar zu machen und nimmt die strapa- ziöse Fahrt mit dem kranken und höchst suspekten Boyette auf sich.
Da meldet sich Joey Gamble, ein Freund von Nicole Yarber, bei Robbie
Flak. Er gab einst den entscheidenden Hinweis, der zur Verhaftung Donté Drumm's führte. Jetzt plagt ihn sein Gewissen und er will seine Aussage widerrufen.
Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel und ein Wettlauf mit der Zeit. Kann der Verurteilte noch vor der Hinrichtung bewahrt oder zumindest ein Aufschub erzielt werden?
Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, Unruhen zwischen Weißen und Schwarzen bahnen sich an und die Medien nutzen die Situation für ihre Sensations-Berichterstattung. Auch für die Angehörigen von Nicole Yarber und Donté Drumm sind diese 4 Tage besonders nervenaufreibend.
Resümee: Themenschwerpunkt dieses Buches ist vor allem der Justiz- apparat: Es geht um die Todesstrafe, erzwungene Geständnisse, Ver- wicklungen und Pflichtverletzungen von Richtern und (Staats-) Anwälten, die allesamt froh sind, schnell einen Schuldigen – und dann auch noch einen schwarzen Schuldigen – präsentieren zu können. „Unrechtsbewusstsein“ scheint für sie ein Fremdwort zu sein.
Breiten Raum nimmt auch die Situation der Opfer- und Täter-Familien ein, ebenso die Rassendiskriminierung.
Aber auch die Medien mit ihrer Sensations-Berichterstattung, die sich wie die Aasgeier skrupellos auf den Fall und die Betroffenen stürzen, bekommen ihr Fett weg.
Bei dieser Themenvielfalt ist es kein Wunder, dass der Roman aus vielen verschiedenen Handlungssträngen besteht, die aber in sich logisch ver- laufen und so portioniert sind, dass der Leser nicht den Anschluss verliert.
Bislang habe ich von John Grisham „Die Jury“ (1989), „Die Firma“ (1991) und „Die Akte“ (1992) gelesen. Danach habe ich pausiert, da ich die Lektüre durch die ständige Wiederholung vieler Elemente langweilig, den Handlungs- verlauf vorhersehbar fand.
Nach dem großen zeitlichen Abstand war dieses Werk nun wieder sehr spannend, fast schon ein Pageturner, obwohl bzw. weil Grisham seinem Stil unverkennbar über all die Jahre treu geblieben ist.
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