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Elmar Traks

Elmar Traks

Freundlinger, Eduard – Pata Negra (2011)

Der junge Münchner Xaver Huber unternimmt mit dem Leih- wagen eine Reise durch Andalusien.

Auch Almuñécar an der Costa Tropical zählt zu seinen Zielen, wo er in einem First-Class-Hotel ein Zimmer bucht. Doch schon bald nach seiner Ankunft wird er tot in seinem Zimmer aufgefunden –

gestorben an einem teuflischen Medikamenten-Mix. Mord? Unfall? Selbstmord?

Xavers Bruder Kilian, der aufgrund der Todesnachricht sofort aus Deutsch- land anreist, glaubt nicht an die von der Polizei favorisierte Suizid-Theorie – viel zu viele Details sprechen einfach dagegen. Er wohnt im gleichen Hotel wie der Verstorbene und findet in der Rezeptionistin Joana viel  Unterstüt- zung: Da sie einige Zeit in Deutschland gearbeitet hat und daher perfekt die Sprache spricht, nimmt Kilian ihre Dienste als Übersetzerin gerne an. Außerdem ist ihre jüngere Schwester Carmen vor 2 Jahren unter mysteriö- sen Umständen verschwunden, und bis jetzt konnte deren Schicksal nicht geklärt werden. Diesen Schlag hat die Familie der jungen Frau nie verkraftet und sie kann sich sehr gut in Kilian hineinversetzen.

Da ihnen die Arbeit der Polizei nicht sonderlich effizient erscheint, beginnen beide auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und kommen sich da- bei auch menschlich näher. Dabei geraten sie immer tiefer in einen gefähr- lichen Strudel von überraschenden Erkenntnissen und bedrohlichen Ereig- nissen – und bald gibt es eine weitere Leiche: auf die gleiche Weise in einem Hotelzimmer ums Leben gekommen wie Xaver. Wie hängen beide Todesfälle zusammen? Was verband die Verstorbenen? Hat etwa auch Carmens Ver- schwinden vor 2 Jahren einen Bezug zu den Taten? Dieser Verdacht drängt sich immer mehr auf.

Ein atemberaubender, sehr spannender Showdown liefert schließlich die überraschende Auflösung, im Rahmen derer auch auf geradezu fantastische Weise der Bezug zum Titel des Buches hergestellt wird.

Resümee: Seit vielen Jahren lebe ich nun schon in Andalusien und war zugegebenermaßen zunächst skeptisch: Schon wieder ein Spanien-Roman eines Residenten! Aber bereits nach den ersten Seiten waren meine Zweifel wie weggeblasen - „Pata Negra“ hebt sich äußerst wohltuend von der Masse anderer Regional-Krimis ab.
Die Handlung ist von Anfang bis Ende mitreißend und in sich schlüssig. Und obwohl man viele Situationen, in die die Protagonisten geraten, vorausahnt, bleiben deren Verlauf und Ausgang ungewiss und somit spannend. Die Auflösung schließlich ist überraschend, resultiert aber absolut logisch aus der Handlung und der Anlage der Charaktere.
Die Personen, ihr Verhalten und ihr Wesen sind so authentisch geschildert, dass jeder hier Lebende mit Sicherheit Ebenbilder der Protagonisten in seinem Umfeld wiedererkennt. Die Darstellung der Guardia Civil mitsamt ihrer Arbeitseinstellung hat mir besonders viel Freude bereitet - natürlich nur aus der Beobachterperspektive, in der Realität ist diese Haltung genau wie in der Geschichte zum Verzweifeln.
Ein Roman voller Klischees? Nein: ¡Así es la vida! - manchmal harte, aber oft auch liebenswerte spanische Lebenswirklichkeit!

Wer übrigens noch mehr über die Gegend, in der der Krimi spielt, erfahren möchte, kann es auf dieser Homepage unter "Reise-Impressionen/Costa-Tropical/".

 

Es handelt sich bei dem vorliegenden Buch um ein bgzl. des Handlungs- verlaufs zwar an einigen Stellen noch etwas „unrundes“, aber doch sehr respektables Erstlingswerk, das bei amazon.de derzeit auf Verkaufs-

Platz 1 der spanischen Krimis steht – was natürlich nichts über seine Qua- lität aussagt. Und so weist es dann doch etliche Schwächen auf:

Es enthält z.B. ein paar eklatante Fakten-Fehler. Nur ein paar seien hier genannt:

Der Akteur steigt im 1. Kapitel aus seinem Auto aus, um sich bei einer

   Frau übers Autodach hinweg nach dem Weg zu erkundigen. Um sie

   besser zu verstehen, beugt er sich zu ihr hinunter.

Ein Autor, der bereits etliche Jahre in Spanien lebt, sollte eigentlich

   wissen, dass Kinder nicht die gleichen Nachnamen wie ihre Eltern

   haben (siehe dazu auch „Spanische Nachnamen“ unter „Wissens-

   wertes“ auf dieser Homepage).

- Die in Kapitel 22 mit +31 angegebene Ländervorwahl für Dänemark ist

   falsch; es ist die niederländische (in Kapitel 24 ist es dann korrekt).

 

Etliche Schlussfolgerungen erscheinen mir doch recht – na sagen wir mal ... gewagt:

- Jemand trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „University of Copenhagen“,

   also handelt es sich logischerweise um einen Dänen!?

- Ein neuer Gast sieht dem Verstorben ähnlich – klar, dass es sich

   dabei nur um einen Bruder handeln kann?! Um so erstaunlicher,

   als man weder von seiner Existenz geschweige dann von seinem

   Erscheinen etwas ahnte.

- Joana ist davon überzeugt, dass Kilian nichts mit den Todesfällen

   zu tun hat, denn „Du siehst nicht aus wie einer, der seine Mutter

   umbringt.“ (S. 214, Allitra-Verlag)

usw.

 

Satzbau und Ausdrucksschwächen – es muss ja z.B. nicht sein, dass von Seite 63 bis 65 auf gut 2 1/2 Seiten 17-mal das Wort „Antonio“ vorkommt! – lassen sich mit einiger Übung und einem guten Lektorat sicher in Zukunft ebenso vermeiden wie Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatik- fehler.

Aber vielleicht sind all' diese Kritikpunkte durch eine gründliche Über- arbeitung bei der Neu-Erscheinung im Piper-Verlag (Nov. 2012) ja bereits gegenstandslos geworden.

Denn man könnte Eduard Freundlinger durchaus als einen vielver- sprechenden Nachwuchs-Autor bezeichnen - daher ein Stern zwecks Ermunterung!

 

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