Saladin, Barbara – Ein Hauch von Meer und Mord (2012)

Bei einer abendlichen Autorenlesung in der Insel-Buchhandlung stellt auch dieser seine Werke vor. Für einen kurzfristig verhinderten, sehr kontrovers diskutierten Schriftsteller vom Festland springt – wenn auch mit schlechtem Gewissen - der Insulaner und Laienschauspieler Wilhelm ein. Ihn finden Isa- belle und Reemt schwer verletzt am Strand, als sie dort in der Nacht noch einen romantischen Spaziergang machen. Wenig später stirbt der Verletzte, in dem Annika einen guten Freund gefunden hatte. Da er ihr in letzter Zeit merkwürdig verändert vorgekommen war, glaubt sie einfach nicht an die These der Polizei, dass es sich bei dem Mord um eine Verwechslung ge- handelt habe und eigentlich der nicht erschienene Autor getötet werden sollte.

Als Annika auch noch ein paar merkwürdige Vorgänge in ihrer Umgebung beobachtet, beginnt sie selbst zu recherchieren. Dabei bringt sie allerdings nicht nur sich und ihre Schwester in Gefahr.

Resümee: Die Schweizerin Barbara Saladin kam 2008 im Rahmen des Krimi-Stipendiums „Tatort Töwerland“*) zum ersten Mal auf die autofreie

Insel Juist, und 2009 wurde sie zur Botschafterin der gesamten ostfriesi- schen Inseln gewählt.

Dass sie nicht nur Juist, den Tatort dieses Krimis, wie ihre Westentasche kennt, sondern auch vom Wattenmeer samt seiner Vogelwelt begeistert

ist, merkt man bereits auf den ersten Seiten. Und mit den Bewohnern „der schönsten Sandbank der Welt“ geht sie in dem Buch manchmal ironisch, manchmal kritisch, oft humor-, aber immer liebevoll um – ebenso übrigens wie mit den verschiedenen „Macken“ der Touristen.

Der Handlungsverlauf spiegelt viel von der Mentalität der Insulaner wider: Eine ruhige, beschauliche Grundstimmung, die lediglich durch extrem widrige Umstände  aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann und dann Action mit Augenmaß erfordert - wenn die Situation es verlangt, auch mal spontan. (Hoch-) dramatisch aber wird es nur in lebensbedrohlichen Situationen –

ein Friese steuert im Allgemeinen ruhig und überlegt auf sein Ziel zu.

Dennoch ist das Buch sehr spannend, auch (oder weil?) ganz nach Ost- friesen-Manier immer nur so viel wie nötig zu den handelnden Personen,

Tat- und Ermittlungsumständen preisgegeben wird – Einblicke hinter die menschlichen Fassaden werden nur wohl dosiert gewährt.

Auf diese Weise bleibt der Leser bis kurz vor Schluss im Unklaren, rätselt und „ermittelt“ mit – zusätzlich motiviert durch kursiv gedruckte ausführli- chere Einschübe zur Situation des Täters.

Kurz: ein Krimi, wie ich ihn als Fast-Friesin liebe.

 *) Die Juister nennen ihre Insel auch liebevoll „Töwerland“; das ostfriesische „Töwer“ bedeutet „Zauber“.