Eine Novelle
Der aufstrebende Schauspieler Lion hält der Karriere wegen sein Image als Womanizer aufrecht. Doch auch später, als der Erfolg gefestigt scheint, bekennt er sich öffentlich nicht zu seinem lang- jährigen Lebenspartner Andreas. Dieser erträgt das ständige Versteckt-Werden irgendwann nicht mehr und stellt der Liebe seines Lebens schließ- lich ein letztes Ultimatum; Lion aber will sich nicht erpressen lassen und beendet die Beziehung. Wenig später heiratet er sogar eine lebhafte, oft recht laute junge Frau: Sie hat einen so altmodischen Vornamen, dass sie nur B genannt werden möchte.
14 Monate nach der Trennung der beiden Männer stirbt Lion an Leukämie. Zurückbleiben ein verbitterter Andreas, der längst noch nicht über den Trennungsschmerz hinweg ist, und die im 5. Monat schwangere B, für die
er keinerlei Sympathie empfindet. Doch als letzten Wunsch hat der Ver- storbene den beiden Hinterbliebenen einen gemeinsamen Urlaub in der Toscana verordnet; und obwohl sie nichts gemeinsam zu haben scheinen
als die Liebe zu Lion, treten sie die Reise ihm zuliebe schweren Herzens an.
Im Laufe des Zusammenseins jedoch lernt Andreas eine andere Seite von
B kennen und begreift peu à peu, warum sein Ex-Partner auf diesem Ar- rangement bestanden hat.
Resümee: Ich habe Tanja Kinkel bislang ausschließlich als Autorin histori- scher Romane kennen und schätzen gelernt. Daher war ich schon sehr gespannt auf diese gegenwartsbezogene Novelle – und war beeindruckt, überwältigt, bewegt, berührt. Bei einem anderen Werk hätte ich wohl
das Wort „begeistert“ benutzt, das ist mir hier für diese leise, so feinfühlig erzählte Geschichte dreier Menschen jedoch viel zu „schrill“ - daher lieber die leisen Töne.
Es geht um viel: Um Liebe, Verständnis, Ablehnung, Aufeinander-Zugehen, um Trauerarbeit und Aufarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart für ein zukünftiges Leben mit innerem Frieden.
Eine sehr emotionale Geschichte, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten, denn stets sind auch eine gute Prise Humor und Rationalität eingewoben.
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Silke Hörster (Freitag, 27 September 2013 13:46)
Das ist ja toll! Ich dachte bis eben auch, Tanja Kinkel hätte ausschließlich historische Romane geschrieben. Dieses Büchlein werde ich mir auch mal kaufen; es hört sich gut an!
Tanja Kinkel (Freitag, 27 September 2013 16:43)
Ganz, ganz herzlichen Dank für die sensible Rezension - von solchen Besprechungen träumt man als Autorin! Übrigens lese ich auf der Buchmesse aus "Reise für Zwei" und werde zu der Novelle interviewt, am Samstag zwischen 17:00 - 17:30 am Stand von Dotbooks, Halle 4.1, Reihe E 69. Wer ebenfalls die Messe besucht, ist herzlich eingeladen!