Nun war es also soweit: Nach langem mentalen Anlauf wollten wir endlich unsere deutschen Führerscheine in spanische umtauschen.
Zuständig für diesen Akt ist die spanische Verkehrsbehörde DGT (Dirección General de Tráfico) in Málaga. Für diese bürokratische Angelegenheit beauftragte man unserer Meinung nach besser eine Asesoría, also einen Dienstleister, der einen berät und bei Ämtern als gesetzlicher Vertreter fungiert. Das würde uns den Weg durch den spanischen Behörden-Dschungel mit der Erschwernis durch die Sprache erleichtern –
dachten wir optimistischerweise.
Die Internet-Seite von DGT (www.dgt.es) ist sehr informativ, und so erschienen wir am 9.7.2014 wie verabredet in der Asesoría mit den vollständigen Unterlagen: Originalführerschein,Reisepass, Residencia, Passfoto.
Die Formalitäten waren erfreulich schnell erledigt und wir bekamen die Auskunft, dass die provisorischen Führerscheine, die man zunächst erhält, in ca. 1 Woche in der Asesoría abholbereit sein würden. Bis dahin galt eine abgestempelte Kopie unserer deutschen Führerscheine als Fahrerlaubnis.
Nun gilt - im Sinne einer realistischen Erwartungshaltung - in Spanien die Maxime, Zeitangaben immer mal 3 zu nehmen. Also stellten wir uns mental etwa auf den 30.7. für die Abholung der Provisorien ein.
Da jedoch im August vielfach Behörden-Ferien angesagt sind, fragten wir bereits nach 2 Wochen, also am 24.7., in der Asesoría per E-Mail nach dem Bearbeitungsstand. Die zeitnahe Lesebestätigung signalisierte uns die erfolgreiche Übermittlung und „schon“ nach 5 Tagen erhielten wir eine Antwort:
Leider verzögere sich die Ausstellung ein wenig, da der Mitarbeiter
der Asesoria, der für die Weiterleitung der Unterlagen zu DGT verantwortlich sei, gerade 2 Wochen im Urlaub war.
War dies dem Bearbeiter bei unserem 15 Tage zurückliegenden Besuch entfallen? Na ja, bei 4 Kollegen kann man ja schon mal den Überblick verlieren, wer denn gerade eine Auszeit hat.
Außerdem seien unsere Fotos nicht in Ordnung: Mein Mann hatte das gleiche abgegeben, das auch auf seinem deutschen Führerschein war - dem er allerdings noch sehr ähnlich sieht.
Bei meinem war der Hintergrund hellgrau statt weiß.
Auf unsere Intervention bei der Asesoría, dass
von diesen Bedingungen nichts im Info-Blatt der Verkehrsbehörde steht,
dies dem Mitarbeiter, für den der Führerschein-Umtausch seit Jahren zum täglichen Geschäft gehört, doch hätte auffallen müssen,
er sich doch wünschenswerterweise als unser Vertreter und Dienstleister argumentativ für uns bei DGT hätte einsetzen können
bekamen wir keine Rückmeldung.
Zwar benötigt man für den provisorischen Führerschein keine Fotos und alle anderen Unterlagen waren vollständig und „abgesegnet“ - aber Ordnung muss sein:
Laut Asesoría würde der Bearbeitungsvorgang ruhen, bis auch die Fotos
bei DGT eingetroffen und akzeptiert waren – da könne man rein gar nichts machen. Also auch hier nur ein Weiterleiten der Probleme an uns, statt wenigstens zu versuchen, sie zu lösen. Denn aus zurückliegenden Vorgängen wissen wir, dass übergeordnete Behörden durchaus zu Zugeständnissen bereit sind, wenn sich offizielle Vertreter mit dem nötigen Nachdruck an sie wenden.
Nun hieß es also, neue Passfotos anzufertigen – zumindest erst einmal für mich, denn mein Mann fiel krankheitsbedingt auf unbestimmte Zeit aus.
Am 2. August, einem Samstag, – also nunmehr gut 3 Wochen nach unserem Antrag – warf ich meine neuen Fotos zusammen mit einigen Fragen in den Briefkasten der Asesoria. Diese hüllte sich allerdings in Schweigen, weder bestätigte sie den Erhalt, noch beantwortete sie die Fragen.
Nun wissen wir ja mittlerweile, dass die spanischen Behörden-Mühlen seeeehr langsam (oh, pardon: gründlich!) mahlen und Ungeduld bewirkt bei Spaniern generell meist das Gegenteil – das trotzige Kind in ihnen muss dann nämlich stets demonstrieren, wer am längeren Hebel sitzt, sprich: wer von wem abhängig ist.
Aber am 11. August waren wir über das Stagnieren und Totstellen dann doch mittlerweile so sauer, dass wir uns per Mail beschwerten:
Wird der Vorgang mittlerweile weiter bearbeitet?
Wann ist mit dem Provisorium nun endlich zu rechnen?
Was wäre, wenn wir in eine Polizeikontrolle gerieten?
Die Kopien würden möglicherweise nach gut 1 Monat nicht mehr akzeptiert werden.
Die Antwort kam diesmal recht zügig:
Es sei sehr unfair, der Asesoria die Schuld für die Verzögerung in die Schuhe zu schieben. Denn schließlich sei der zuständige Mitarbeiter, wie wir wüssten, zunächst im Urlaub gewesen. Und er fahre nun auch nicht extra wegen eines Passfotos nach Málaga, das müssten wir verstehen.
Aha: Somit lag die lange Dauer also NICHT bei der Asesoría???
Irgendwie unlogisch!
Und wir hätten ja schließlich die falschen Fotos abgegeben - was dem Spezialisten allerdings nicht aufgefallen war.
Und last but not least: Die administrativen Wege seien in Spanien nun mal länger als in Nordeuropa. Dass hier alles mehr Zeit in Anspruch nimmt, liege nämlich daran, dass alles seinen ganz geregelten, ordentlichen Gang gehe und man wesentlich gründlicher arbeite als in Deutschland.
Aber das war dem Mitarbeiter bei unserem Besuch offenbar selbst noch nicht so bewusst – wie sonst hätte er sich zu der Bearbeitungsdauer von
1 Woche hinreißen lassen?
Da platzte uns dann doch ziemlich heftig der Kragen und wir legten nun noch einmal in deutlichen Worten unsere Sicht der Dinge als zahlender Kunde, der einen professionellen Dienstleister zur Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt hat, dar. Lediglich die Unterlagen nach Málaga bringen … DAS hätten wir nun auch noch geschafft – und zwar schneller!
Wir baten, sich wenigstens einmal bei DGT in Erinnerung zu bringen und nachzuhaken.
Erwartungsgemäß bekamen wir darauf keine Antwort – der Spanier schmollt gerne und tut dann eben gar nichts, so!
Zwei Wochen später – wir sind ja nicht ungeduldig! –
setzten wir eine letzte Frist:
Am 4.9. würden wir bei der Asesoría vorbeikommen und auf alle Fälle etwas mitnehmen – entweder zumindest mein Provisorium oder unsere deutschen Original-Führerscheine, um den Umtausch dann entweder selbst oder von einer anderen Asesoría vornehmen zu lassen.
Und siehe da, wir bekamen die Antwort, dass mein Provisorium wahrscheinlich (!) am 2.9. vorliegen würde.
Eine diesbezügliche Erfolgsmeldung bekam ich allerdings nicht, war einerseits auch am 4.9. kurzfristig verhindert, andererseits am 8.9.
sowieso an der Küste, sodass ich bei der Asesoría reinschaute:
Gerade war mein Provisorium hereingekommen – während ich bereits unterwegs war, hatte der Mitarbeiter auch eine entsprechende Mail geschrieben.
Hurra! Nach genau 2 Monaten!!! Abzüglich 2 Wochen Urlaub des Mittelsmannes der Asesoria und 1 Woche Ruhen des Vorgangs wegen falscher Passbilder: Nach 6 Wochen statt der avisierten einen.
Dieses Provisorium ist nun bis zum 27.11. gültig.
Man darf schon gespannt sein, ob sich bis dahin etwas tut!
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Verena Acklin (Dienstag, 21 Oktober 2014 10:17)
liebe Annette
Ich musste beim Lesen sehr schmunzeln. Es geht halt doch allen gleich in Spanien! Ich habe den neuen Ausweis anfangs Januar beantragt. Ende Januar musste ich ja für längere Zeit in die Schweiz zurück - dies ohne Führerschein. In der Schweiz musste ich für längere Zeit ein Auto mieten. Wie macht man das ohne Führerschein? Zum Glück hatte ich noch eine Kopie meines Schweiterführerscheins und so klappte es dann doch mit dem Mieten. Im April bei meiner Zürückkehr nach Spanien war immer noch n ic h t s in meiner Post. Dann verlor ich die Geduld und beauftragte eine spanische Organisation und wupp di wupp mein Führerschein wurde mir zugestellt!
Die Gleiche, nein noch viel schlimmere Geschichte erlebte ich beim Antrag auf Eintritt ins spanische Gesundheitswesen. Das erzähl ich dir dann mal mündlich!
A. T. (Dienstag, 25 November 2014 19:13)
Heute, nach 4 1/2 Monaten, haben wir beide nun auch unsere spanischen Führerscheine erhalten!! Gerade noch rechtzeitig, denn übermorgen wäre mein Provisorium abgelaufen!