_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Burke, James Lee – Regengötter (2014)

Sheriff Hackberry Holland ist 70 Jahre alt und hat ein schweres Schicksal hinter sich:

In Nordkoreanischer Kriegsgefangenschaft wurde er einst schwer gefoltert; nach der Entlassung folgte der private „Absturz“ mit Alkohol-Exzessen und Bordellbesuchen. Seine Frau ließ sich scheiden, Hackberry verachtete sich selbst, litt lange unter Depressionen, schwor schließlich dem alten Leben ab, engagierte sich politisch und heiratete wieder. Nach dem Tod seiner 2. Frau zog er in eine texanische Kleinstadt nahe der mexikanischen Grenze, wo er seitdem die örtliche Polizeidienststelle leitet.

Eines Tages geht dort der anonyme Anruf eines Mannes ein, der behauptet, in der vergangenen Nacht hinter einer verlassenen Kirche Schüsse gehört zu haben.

Hackberry geht dem Hinweis nach und findet an der genannten Stelle die Leichen von neun Asiatinnen – sie wurden mit einem Maschinengewehr hingerichtet, verscharrt und notdürftig mit einem Bulldozer plattgewalzt.

Es stellt sich heraus, dass es sich um illegale Einwanderinnen handelt,

die in ihren Körpern Drogen geschmuggelt hatten und außerdem in Texas als Prostituierte arbeiten sollten.

Isaac Clawson von der Einwanderungs- und Zollfahndungsbehörde wird informiert, verhält sich jedoch extrem unkooperativ und unleidlich – er verkraftet den Mord an seiner Tochter nicht und befindet sich auf einem persönlichen Rachefeldzug.

Es gelingt dem Sheriff-Büro, den anonymen Anrufer und Tatzeugen – möglicherweise sogar Beteiligten - als Pete Flores zu identifizieren. Doch

der ist mit seiner Freundin Vikki inzwischen auf der Flucht vor den Tätern untergetaucht.

Zu ihnen gehört u.a. Jack Collins, genannt „Preacher“: ein unberechenbarer Psychopath, der von einigen auch „die linke Hand Gottes“ genannt wird.

Auf der Suche nach Pete Flores und den vor nichts zurückschreckenden Drahtziehern des Verbrechens geraten der hartgesottene Hackberry Holland und sein Deputy Sheriff Pam Tibbs selbst in tödliche Gefahr. Aber auch bei den nach Mafia-Manier operierenden Tätern scheint die Devise „jeder gegen jeden“ zu gelten, um die eigene Haut zu retten.


Resümee: Ein temporeicher, vielschichtiger Thriller der besonderen Art!

Schon in den ersten Kapiteln fällt die sorgfältige, sehr individuelle Ausarbei-tung der unterschiedlichen Charaktere auf: Egal, ob es sich um solche handelt, die ihre Prinzipien haben, die sie konsequent vertreten und dafür auch bereit sind, negative Konsequenzen – gegebenenfalls sogar den Tod - in Kauf zu nehmen oder um solche, die reine Befehlsempfänger und Mit-läufer sind ... stets werden nicht nur ihre Gedanken und die Beweggründe ihrer Taten präzise beschrieben, sondern auch deren Ausführung. Dabei treten emotionale Konflikte und moralische Widersprüchlichkeiten deutlich zutage – ganz besonders in der facettenreichen Person „Preachers“.


Bei aller Hochspannung und allem Tempo ist es sehr wohltuend, dass es auch ruhige Passagen gibt, denn von Anfang an nimmt die Natur einen breiten Raum ein: Die sehr eindrucksvoll beschriebenen – manchmal fast schon „gemalten“ - Schauplätze entstehen sehr plastisch vor dem geistigen Auge des Lesers.


Beides – die lebendigen Charaktere und die so anschaulich gezeichnete Kulisse - lässt eine äußerst realistische Szenerie entstehen.


Das Besondere dieses Thrillers besteht für mich außerdem darin, dass man viel über die spezielle Situation des texanisch-mexikanischen Grenzgebietes erfährt.


Warum lautet der Titel des Buches „Regengötter“?

Die Antwort gibt Danny Boy Lorca, nachdem er mit dem Fuß eine Zeichnung total verwischt hat und Sheriff Hackberry Holland ihn nach dem Grund dafür fragt: „Das war einer von den alten Regengöttern. Als das hier noch ein riesiges Tal voller Maispflanzen war, lebten viele von denen hier. Aber die Regengötter haben uns den Rücken gekehrt und werden auch nicht wieder zurückkommen. (…) Warum sollten sie? Wir glauben doch eh nicht mehr an sie.“ (Seite 291)


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Verena Acklin (Dienstag, 11 November 2014 21:22)

    Leider schon habe ich gerade die mehr als 600 Seiten des spannenden Thrillers beendet. James Lee Burke hat eine Gabe, Handlungsorte und Charakteren sehr ausgibig und interessant zu beschreiben. Ich kann die Lektüre dieses Buches nur wärmstens empfehlen!