Büsum-Krimi
Dieses ist das am dilettantischsten geschriebene Buch, das ich seit Langem gelesen habe - es lohnt die Mühe und Zeit nicht, eine eigene Inhaltsangabe zu verfassen.
Stattdessen hier ausnahmsweise nur der Klappentext (Quelle: amazon.de):
"Ausnahmezustand in Büsum: Mitten in der Hochsaison wird am Strand die übel zugerichtete Leiche eines vermissten Urlaubers gefunden, wenig später taucht ein zweiter Toter auf etwa der Auftakt einer Serie von Touristen-morden? Nicht nur die Polizei steht unter Druck, auch der Fremdenverkehr fürchtet um sein Image und seine Besucherzahlen. Während die Ermittler um die Kommissare Meinders und Claasen noch im Dunkeln tappen, strö-men immer mehr Gäste in den beschaulichen Ort an Schleswig-Holsteins Küste. Nicht auszudenken, sollte die spektakuläre Mordserie in Büsum am Ende noch jemandem nützen ... "
Resümee: Zum Erstlingswerk der Autorin habe ich folgende Kritikpunkte:
1. Die Ausdrucksweise ist unbeholfen, zum Teil sogar extrem plump.
Nur ein paar veranschaulichende Beispiele:
- "Der Äther hinterließ einen widerlichen Geschmack auf der Zunge, und ihr Magen dankte es ihr auch nicht." (E-Reader Pos. 2127) -
Das wäre wohl auch extrem ungewöhnlich.
- Ein Kommissar zum anderen: "Der Gerichtsmediziner hat (...) fest-
gestellt, dass der Wagen frontal auf die Frau zugefahren sein muss
(...). Wissen Sie, was frontal bedeutet?" (Pos. 1975)
- "Wir entschuldigen uns noch einmal dafür, dass wir Ihre Privatsphäre
verletzt haben (...)." (Pos. 2204). - Das war zuvor noch nicht ge-
schehen.
2. Wortwiederholungen und ein holpriger Satzbau
durchziehen das ganze Buch.
Hinzukommen elementare Fehler wie z.B.
"Einfallspinsel" statt Einfaltspinsel (Pos. 691),
"Komplement" statt Kompliment (Pos. 2415),
"ein Versuch ist es wert" statt einen Versuch ... (Pos. 723)
3. Die Namensgebung der Personen ist sehr unglücklich - auch vor dem
Hintergrund, dass sehr viele Darsteller auftreten. Da gibt es z. B.
eine Hannah Claasen und einen Henning Clausen,
Friedrich (genannt Fiete) Dahlmann und Friedhelm Berger und Herbert Bender
4. Der Inhalt ist geprägt von Wiederholungen über Wiederholungen.
Ständig wird Altbekanntes noch einmal "umgerührt", nichts Neues hinzugefügt. Für wie begriffsstutzig wird der Leser gehalten? Er tritt genauso auf der Stelle wie die Kommissare, die bis zum Schluss keinen Millimeter vorankommen.
5. Der Geschehenssverlauf ist nicht intelligent entwickelt, sondern es sind
einzelne Versatzstücke aneinandergereiht.
Es fehlen falsche Fährten (die den Leser zum Mitdenken animieren könnten), überraschende Wendungen (die der Dramatik und Lese-motivation dienen) und mindestens ein Nebenhandlungsstrang. Die wenigen und wiederholten Hinweise auf ein vergangenes Geschehen
kann man nicht als solchen bezeichnen, da sie in die laufende Hand-lung integriert sind.
6. Der absolute Super-Gau besteht darin, dass dem Leser sowohl Täter als
auch Motiv(e) von Anfang an wiederholt auf dem Silbertablett präsen-tiert werden. Nicht einmal hier gab es am Schluss noch eine Über-raschung.
7. Die logische Konsequenz aus den vorangegangenen Punkten ist das
Fehlen jeglicher Spannung.
8. Zu den Kommissaren: Sie werden als ungemein clever dargestellt, wenn
sie mühsam Zusammenhänge kombinieren, die dem Leser schon längst klar sind. Andererseits sind sie aber so genial, dass gegen Ende ein zur Aufklärung der Verbrechen beitragender Geistesblitz den anderen jagt. Von sauberer, zielführender Ermittlungstätigkeit kann hier keine Rede sein.
9. Das Buch wird als Büsum-Krimi beworben. Abgesehen davon, dass
der Leser am Schluss das Gäste- und Veranstaltungszentrum und
den angegliederten "Büsumer Pesel" in- und auswendig kennt (aufregend!!!), mangelt es an Lokalkolorit: Das Stadtbild prägende Elemente wie der Museumshafen, Krabbenkutter und -verkauf, das nicht unumstrittene Hochhaus, der Krabbenexpress (= eine Klein-bahn), das denkmalgeschützte Rathaus u.v.a.m. werden entweder
gar nicht oder nur am Rande erwähnt.
Fazit: das mit Abstand schlechteste Buch,
das ich seit Langem gelesen habe.
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Jacqueline Lochmüller (Donnerstag, 11 Februar 2016 09:22)
Ich frage mich wie so ein Buch seinen Verlag findet...?
A.T. (Donnerstag, 11 Februar 2016 10:07)
Der Schardt-Verlag, in dem das Buch veröffentlicht wurde, ist in der Liste der Druckkostenzuschuss-Verlage aufgeführt:
http://nein-zu-dkzv.web-hostel.de/liste_dkzv_79634546.html