Ein Fall für Inka Brandt
Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten zieht Hauptkommissarin Inka Brandt mit ihrer kleinen Tochter wieder nach Undeloh. In dem kleinen Ort in der Lüneburger Heide betreiben ihre Schwester und deren Mann einen Bio-Bauernhof - und hier befindet sich auch der "Seerosenhof", eine Klinik für psychosomatische Erkrankungen.
Ein dort tätiger Therapeut wird eines Morgens von Spaziergängern tot im Dorfteich entdeckt - ermordet!
Inka Brandt und ihre Kollegen sind für die Ermittlungen zuständig, kommen aber nicht recht voran:
Der Verstorbene schien zumindest bei den Patienten sehr beliebt zu sein, und dass Inka in ihrem Heimatort ermittelt, wo die meisten sie von Kindes-beinen an kennen, macht die Nachforschungen auch nicht einfacher.
Als kurz darauf eine Patientin des "Seerosenhofs" erhängt im Bad ihres Zimmers gefunden wird, gilt es zunächst die Frage zu klären, ob es sich
um Mord oder Selbstmord handelt. Die Motivlage lässt bei der Lehrerin,
die durch berufliches Mobbing in eine schwere Depression getrieben wurde, beide Möglichkeiten zu.
Doch auch in diesem Fall bringen die Ermittlungen keine Fortschritte, son-dern drehen sich im Kreis.
Zu Inka Brandts großem Unwillen betreibt auch noch Sebastian Schäfer Nachforschungen - ein Polizeipsychologe, der sich allerdings als Steuer-berater ausgibt und wegen eines schweren Traumas ebenfalls in der psychosomatischen Einrichtung in Behandlung ist.
Er vermutet zwischen beiden Todesfällen einen Zusammenhang, den er aufdecken möchte.
Aber es gibt bald noch eine weitere Leiche ...
Resümee: Die Ermittlungen zu allen drei Todesfällen schreiten kaum voran, bereits Bekanntes wird immer und immer wieder aufgewärmt. Stattdessen steht das Privatleben Inka Brandts viel zu sehr im Mittelpunkt:
Sie muss sich nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten mit der neuen Situation als alleinerziehende, berufstätige Mutter arrangieren. Das ist im Moment umso schwieriger, als ihre Tochter erkrankt ist. Auch die Situation auf dem Bio-Bauernhof von Schwester und Schwager, wo Inka mit ihrer Tochter wohnt, bietet einiges an Konfliktpotenzial.
Beruflich "glänzt" sie oft durch unprofessionelles, ja absurdes Verhalten:
• So ist es schier unglaublich, dass sie sich von einem Zimmermädchen des
"Seerosenhofs" die Tür eines Patientenzimmers öffnen lässt (einen Durchsuchungsbeschluss hat sie nicht!), dort den Laptop des Gastes einschaltet, an sein klingelndes Telefon geht und dann mit abstrusen Ausreden und französischem Akzent auf den Anrufer reagiert, um
nicht ihre Identität preiszugeben. Schließlich lehnt sie sich an sein Bett, schließt die Augen, um ein wenig zu dösen, schläft dann aber ein, und der zurückkehrende Patient findet sie in der Decke eingekuschelt und schnarchend vor.
• Auf dem Revier schickt sie jemanden, der eine Aussage zum aktuellen Fall
machen will, mit dem harschen Hinweis fort, dass sie zu arbeiten habe.
• Den Unterschied zwischen Serien- und Massenmord kennt sie nicht;
• die Morde nimmt sie nach eigenen Angaben sehr persönlich, da sie aus
dem Ort stammt, in dem sie geschehen sind.
Und dies sind nur ein paar veranschaulichende Beispiele.
Das, was eigentlich der Job der Polizei wäre, erledigt engagiert Patient und Polizeipsychologe Sebastian Schäfer, den Inka später auch als "Kollegen"
zu Ermittlungen mitnimmt, und der letztlich die Fälle löst.
Gleich zu Beginn des Buches werden viel zu viele Personen eingeführt - auf umgerechnet 20 Printseiten sind es insgesamt 12 Namen.
Lokalkolorit ist zweifellos vorhanden, jedoch hat man manchmal den Ein-druck, dass die Beschreibungen aus einem Werbesprospekt des Tourismus-Verbandes stammen.
Stilistisch ist das Buch ein Graus:
• Wo das Plusquamperfekt als vollendete Vergangenheit gebraucht werden
müsste, steht das Präteritum,
• Beschreibungen sind oft viel zu detailliert, lassen der Vorstellung des
Lesers dann keinen Spielraum (z. B. Position 78 des E-Readers:
"... die doppelseitige weiß lackierte Eichenholztür ...")
• Der Ausdruck ist generell schwerfällig, Wortwiederholungen sind an der
Tagesordnung: Es muss nun wirklich nicht sein, dass in 8 Zeilen fünf-mal der Name "Wesel" oder in 4 Reihen sechsmal das Pronomen
"sein /-en /-em" vorkommt (Pos. 850 - 864 und 3020) usw. - Beispiele gibt es viele.
• Satzstellung und Zeichensetzung tragen nicht immer zur Klarheit bei.
Anmerkung: Nach Angaben der Autorin haben sich zwei Lektorinnen sehr
um das Buch gekümmert - da mag ich mir gar nicht vorstellen, wie es vor dem Lektorat ausgesehen hat!!
Kommentar schreiben
Jacqueline Lochmüller (Freitag, 08 April 2016 15:06)
Und das bei einem namhaften Verlag... wie geht denn das zu?
Beata Koch (Samstag, 23 Juli 2016 23:30)
Ja manchmal kann man nicht verstehen, wie ein namhafter Verlag dann da mitwirkt. So viele Ungereimtheiten und Fehler dürfen nicht sein.
Danke, ich lese dann nichts von dieser Autorin. Da stellen sich mir nämlich die Nackenhaare hoch, wenn ich sowas lese.