Erstveröffentlichung 1936
Wachtmeister Studers 3. Fall
Der Schweizer Fahndungswachtmeister Jakob Studer wird eines Morgens vom Klingeln seines Telefons geweckt: Der kantonale Polizeidirektor teilt ihm mit, dass er in einer halben Stunde von Dr. Ernst Laduner, dem stellvertretenden Direktor der psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt Randlingen, abgeholt werde. Denn in der Einrichtung werden der Patient Peter / Pierre Pieterlen und Direktor Ulrich Borstli vermisst.
Nach seinem Eintreffen in der Klinik werden Studer im Rahmen der von Dr. Laduner geleiteten Visite die Örtlichkeiten gezeigt sowie Ärzte, Pfleger und Patienten vorgestellt.
Als der Wachtmeister später den vermissten Direktor tot im Heizungskeller findet, geht er davon aus, dass er ermordet wurde. Es fehlen außerdem eine größere Summe Bargeld und eine Mappe mit Dokumenten.
Studer stellt bald fest, dass viele Personen ein Tatmotiv gehabt hätten:
der verschwundene Patient Pieterlen ebenso wie der stellvertretende Direktor Laduner, aber auch die Pfleger Gilgen und Jutzeler.
Studer sieht sich mit folgenschweren menschlichen Schicksalen konfrontiert. Als er einen Verdächtigen stellt, begeht dieser Selbstmord.
Als man den vermissten Patienten Pieterlen findet, glaubt der Fahndungswachtmeister schließlich, den Fall gelöst zu haben.
Resümee: Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser (*1896 in Wien, †1938 bei Genua) gilt als erster deutschsprachiger Krimi-Autor. Mit seiner Wachtmeister-Studer-Reihe gelang ihm 3 Jahre vor seinem Tod endlich der literarische Durchbruch.
"Matto regiert" ist der 3. Fall für den Fahndungswachtmeister und ein sehr autobiografischer Roman: Glauser verarbeitet in ihm eigene Erfahrungen mit diversen, durch seine Drogensucht bedingten Aufenthalten in der Psychiatrie.
"Matto" ist das italienische Wort für "verrückt, wahnsinnig"; d. h. der Irrsinn wird hier personifiziert - er regiert, und das nach ganz eigenen Gesetzen. Dem Leser wird ein Blick in die Welt der (fiktiven) psychiatrischen Anstalt Randlingen offenbart - mit all ihren zum Teil sehr fragwürdigen Theorien und Therapien. Man fragt sich nicht nur einmal, wo die Vernunft aufhört und das Verrücktsein beginnt.
Bei der Schilderung verschiedener Lebensgeschichten gerät die Krimi-Handlung schnell in den Hintergrund, zumal der Schwerpunkt - vom Autor gewollt - auch gar nicht auf den Ermittlungen liegt, sondern auf der Beschreibung von Schauplätzen und möglichen Motiven.
Die Charaktere sind ausgesprochen einfühlsam dargestellt, die Figur des Wachtmeisters Studer sehr vielschichtig:
Wir lernen ihn als scharfen Beobachter kennen, den so schnell nichts erschüttern kann.
Bei aller Sturheit und Beharrlichkeit ist er immer sensibel, fair, verständnisvoll und verurteilt nicht. Man könnte ihn fast als väterlich-gütig bezeichnen. Bei seinen Ermittlungen verlässt er sich vor allem auf sein Gespür.
Schwierig ist oft die Sprache: Hochdeutsch gemischt mit schweizerischem Dialekt, manchmal erst im zweiten Anlauf verständlich.
Fazit: ein autobiografisches und sozialkritisches Werk - ein Klassiker,
auf den man sich unbedingt einlassen sollte.
Seit 1987 wird vom "Syndikat" jährlich der Friedrich-Glauser-Preis verliehen. Hier ein Link dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich-Glauser-Preis
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