_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Kinnunen, Tommi - Wege, die sich kreuzen (2018)

Roman

 

Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts:

Im Norden Finnlands arbeitet Maria als ausgebildete Gemeinde-Hebamme. Man begegnet der jungen Frau mit Skepsis und Misstrauen. Doch Maria ist stark, resolut und kümmert sich nicht um gesellschaftliche Zwänge. Im Laufe der Zeit erarbeitet sie sich einen guten Ruf über die Gemeinde-Grenzen hinaus und kann sich sogar den Bau eines eigenen Hauses leisten. Einen Mann will sie nicht - sie möchte frei sein, sich nicht nach jemandem richten müssen.

1905 bringt sie ihre Tochter Lahja zur Welt und erzieht sie alleine.

Als Lahja 1996 auf dem Sterbebett liegt, blickt sie auf ihr Leben zurück:

Nach der Kindheit, die von ihrer dominanten Mutter geprägt wurde, kann sie beruflich ihrer Leidenschaft, der Fotografie, nachgehen.

Ihr Privatleben jedoch entwickelt sich weniger positiv:

Sie bringt eine uneheliche Tochter zur Welt. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter braucht sie einen Mann an ihrer Seite. Sie heiratet und bekommt mit Onni noch zwei gemeinsame Kinder. Er ist, wie sie immer wieder betont, ein guter Ehemann und Vater. Aber glücklich wird sie mit ihm nicht, denn er kann ihr keine körperliche Befriedigung verschaffen.

 

Lahja leidet sehr darunter und entschließt sich nach vielen Jahren zu einem furchtbaren, folgenschweren Schritt. Erst nach ihrem Tod kommt ihre Tat durch einen Brief, den Schwiegertochter Kaarina auf dem Dachboden findet, ans Licht.

 

Resümee: Der Roman besteht aus insgesamt 5 Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel gegliedert sind :

Nach dem Abschnitt "Zurückgelegte Wege" wird das Leben von

• Maria,

• ihrer Tochter Lahja,

• Schwiegertocher Kaarina und

• Lahjas Mann Onni

erzählt.

 

Die Lebenswege dieser vier Personen kreuzen sich (Buchtitel).

Als Symbol hat der Autor hier die "Vierwegekreuzung" gewählt. Auf sie können Maria, Lahja mit Onni und den Kindern sowie deren Sohn Johannes mit seiner Frau Kaarina von dem Haus aus schauen, in dem alle zusammen wohnen.

Bezeichnenderweise bilden Straßennamen die Überschriften der einzelnen Kapitel und kennzeichnen die Wege, die die betreffenden Personen in verschiedenen Situationen wählen. Die eingeschlagene Richtung beeinflusst immer auch das Leben der anderen, ihre Schicksale werden dadurch immer mehr miteinander verwoben.

 

Sie alle haben ihre ganz eigenen Vorstellungen und Träume, die sich aber zum Teil nicht realisieren lassen. So müssen sie mit Enttäuschungen zurechtkommen, Konflikte bewältigen und Kompromisse eingehen, um trotz allem noch ein Stück vom Glück abzubekommen.

 

Tommi Kinnunen erzählt die Lebensgeschichten minimalistisch, ohne Pathos und Schnörkel, fast schon "karg". Vieles wird nur angedeutet - der Leser muss es sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst ausmalen, sich selbst ein Bild machen. Erst dadurch werden dann Emotionen und vielleicht auch Empathie freigesetzt.

 

Das Erstaunliche ist, dass es bei der Schilderung der vier Lebenswege so gut wie keine inhaltlichen Wiederholungen gibt.

 

Fazit: ein sehr ungewöhnliches Buch, das viel besser ist,

   als der Klappentext erwarten lässt.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0