Bekenntnisse einer Prostituierten vom Straßenstrich
Die Prostituierte Rosi (30) steht mit zwei Kolleginnen abends im Regen auf dem Straßenstrich. 12 Jahre arbeitet sie nun schon in dem Gewerbe – teils in Clubs, als Escort-Dame oder wie jetzt auf der Straße. Sie weiß, dass sie mittlerweile schon recht alt für den Job ist, denn die Männer bevorzugen junge, noch knackige Frauen. Doch Rosi hat keine Alternative und braucht dringend das Geld für sich und ihre kleine Tochter.
Wetterbedingt ist dies eine ruhige Nacht, und die Gedanken der jungen Frau schweifen zurück in die Vergangenheit, wie sie – aus einem schwierigen Elternhaus kommend – mit 18 ihren ersten richtigen Freund kennenlernte und glaubte, in ihm die große Liebe gefunden zu haben. Doch in Wirklichkeit hat er sich nur gefügig gemacht und auf die Arbeit in seinem „Club“ vorbereitet.
Rosi lässt die sich anschließende Zeit Revue passieren, zunächst nur gedanklich, wobei sie gelegentlich durch aufkreuzende Freier oder ihren Zuhälter in die Gegenwart zurückgeholt wird. Später dürfen sie und ihre beiden Kolleginnen eine Pause machen und gehen in eine nahe Kneipe. Dort ist es warm, und immer mehr Prostituierte flüchten vor dem Wetter hinein. Sie bitten Rosi, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und hören ihr schließlich die ganze Nacht über gebannt zu.
Resümee: Rosis Geschichte zu lesen, ist nicht nur interessant, sondern auch spannend. Denn der Leser fragt sich an vielen Stationen ihres Lebens, ob es eine Wendung zum Guten, das heißt hin zu einem bürgerlichen Leben geben wird, wie Rosi es sich wünscht.
Es wird immer wieder deutlich, dass sie nicht als Prostituierte arbeitet, weil ihr der Beruf gefällt, sondern „der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb“. Schließlich muss sie den Lebensunterhalt für sich und ihre mittlerweile 3-jährige Tochter verdienen. In der Vergangenheit war es zwar einige Male so, dass sie sich auf dem Weg zu einer besseren Existenz glaubte, dann aber „die falsche Karte zog“, wie sie es nennt.
Wie es konkret geschehen konnte, dass Rosi mit 18 Jahren im Milieu landete und ihr der Ausstieg trotz ihrer Sehnsucht und Bemühungen bis zu dem Tag, an dem sie ihre Lebensgeschichte schildert, nicht gelungen ist, das hat die Autorin glaubwürdig herausgearbeitet.
Ich habe mich beim Lesen gefragt, warum Valerie le Fiery Rosi nicht in der Ich-Form erzählen lässt, obwohl dies aufgrund des Untertitels und der Situation naheliegen würde. Vielleicht, weil dies keine reale Biografie ist, sondern ihr Werdegang stellvertretend für den vieler Frauen steht, die als Prostituierte arbeiten. Durch die gewählte Er-Perspektive wird verhindert, dass die „Bekenntnisse einer Prostituierten vom Straßenstrich“ etwas Individuelles, Einzigartiges bekommen.
Fazit: ein ebenso interessantes wie spannendes Buch.
Kommentar schreiben