Ostfrieslandkrimi
Kapitän Hans Kröger ist oft auf großer Fahrt, seine Ehefrau Dörthe daher häufig alleine. Zu ihrem Leidwesen blieb ihr Kinderwunsch unerfüllt, und obwohl das Paar finanziell bestens abgesichert ist und in einem schönen Haus in der Altstadt von Leer wohnt, fehlt Dörthe etwas.
Da kommt der 15-jährige Daniel Feuerbach als Patient auf die Station, auf der sie als Krankenschwester arbeitet.
Er ist in einem von physischer und psychischer Gewalt geprägten Elternhaus in Hamburg Mümmelmannsberg aufgewachsen und hat zuletzt ein paar Monate lang auf der Straße gelebt. Dort sind ihm bei eisigen Temperaturen ein paar Zehen erfroren und mussten im Leeraner Krankenhaus amputiert werden.
Hans und Dörthe nehmen den Jungen auf und wollen ihm die Fürsorge, Liebe und Geborgenheit geben, die er bislang entbehren musste. Daniel genießt sein neues Zuhause mit der heimeligen, liebevollen Atmosphäre und gibt sich alle Mühe, den Erwartungen seiner Pflegeelten gerecht zu werden.
Doch eines Tages erscheint auf der Geburtstagsparty eines Klassen-kameraden, zu der auch Daniel eingeladen ist, Mike Schapinski mit seinem Gefolge. Der junge Mann ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er eine Haftstrafe wegen Mordes an einem Obdachlosen abgesessen hat. Mike provoziert Daniel, und in der Folge betrinkt sich dieser trotz seiner guten Vorsätze hemmungslos. Nach einem heftigen Streit mit seiner Pflegemutter flieht er aus seinem neuen Heim, um wieder auf der Straße zu leben.
Kurz darauf wird am Bahnhof von Leer ein Obdachloser tot aufgefunden – erstochen mit Daniels Messer; und dessen Handy findet man auch bei ihm.
Hauptkommissar Weber von der Kripo Leer leitet die Ermittlungen. Ihm liegt sehr viel daran, Daniel als Täter zu überführen, um seinen eigenen Sohn zu schützen, der möglicherweise in den Mord verwickelt ist.
Resümee: Dieses Buch ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet und sehr realistisch geschrieben: Man kann sowohl die Ansichten und Handlungen der Erwachsenen als auch die der Jugendlichen stets gut nachvollziehen und versteht die Beweggründe für das Handeln jedes Einzelnen.
Der besondere Reiz liegt auch darin, dass man als Erwachsener oft weiß, dass das Vorhaben der Jugendlichen manchmal falsch ist, ihre Motivation aber dennoch absolut nachempfinden kann.
Man kann auch Hauptkommissar Weber verstehen, wenn er versucht, seinen Sohn, der eigentlich auch im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen müsste, herauszuhalten und sich stattdessen auf Daniel als Täter fokussiert.
Die Handlung ist von Anfang bis Ende spannend, ahnt man doch gleich zu Beginn, dass sich um Mike Schapinki herum Unheil zusammenbrauen wird.
Aber der Leser weiß bis zum Schluss nicht, wer den Obdachlosen umgebracht hat: Es gibt aufgrund der Abläufe an dem Tatabend sehr viele Verdächtige.
Kommentar schreiben