Wenn Online-Dates beim Anwalt landen
Partner-, Single-, Kontaktbörsen, Flirtportale, Dating-Apps und Co. boomen, denn das Internet scheint für viele der geeignete Ort zu sein, um bequem von zu Hause aus andere Leute kennenzulernen – idealerweise sogar den Partner fürs Leben. Oft wird zunächst virtuell gechattet und geflirtet, bevor es dann zu einem persönlichen Date kommt. Doch manchmal entpuppt sich dieses mit vielen Hoffnungen verbundene Treffen dann als Beginn einer „verhängnisvollen Affäre“ (siehe Titel), die vor Gericht endet.
Alexander Stevens, Anwalt u.a. für Sexualstrafrecht, lässt den Leser auf ca. 180 Seiten an 20 seiner interessantesten Fälle teilhaben.
Da ist z.B. die Ehefrau und Mutter, aus deren Beziehung schon lange „die Luft raus“ ist. Auf einer Seitensprung-Webseite lernt sie Leonie kennen, die sie nach einiger Zeit in den „Club 24“ mitnimmt. Dort stehen hinter jeder Seite eines schweren schwarzen Vorhangs, der Aussparungen auf Höhe des Intimbereichs hat, je 12 Männer und 12 Frauen. Auf das Zeichen der Club-Chefin beginnt das sexuelle Erlebnis der besonderen Art: Durch die Aussparungen haben die Männer und Frauen Sex, wobei sie die anonymen Partner reihum wechseln. Gisela ist begeistert – doch am Ende sitzt ihre gesamte Familie auf der Anklagebank.
Oder Natalie, die sich auf das erste Treffen mit ihrer Online-Bekanntschaft freut – zu einem Kinobesuch. Sie hat sich besonders hübsch zurechtgemacht und Kondome eingesteckt, denn der junge Mann hat sie bereits vorab gefragt, ob sie ihn anschließend nach Hause fahren könne. Doch dieser Teil läuft ganz und gar nicht, wie von der jungen Frau erhofft; mehr noch: Als Natalie alleine zu ihrer Wohnung zurückkehrt, wird sie von einem Großaufgebot der Polizei erwartet und verhaftet.
Resümee: Dr. Alexander Stevens arbeitet in München als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Dem Fernsehpublikum ist er möglicherweise auch aus den Serien „Richter Alexander Hold“ und „Im Namen der Gerechtigkeit – Wir kämpfen für Sie!“ bekannt.
In diesem Buch schildert er aus seiner Praxis 20 wahre Fälle im Zusammenhang mit Online-Dating. Die Bandbreite ist dabei sehr groß und reicht von kriminell, über amüsant bis bizarr und skurril; und oft haben sie einen überraschenden Ausgang.
Trotz oft gehörter Warnungen vor Fake-Profilen im Internet und persönlichen Treffen mit Leuten, die man über Online-Portale kennengelernt hat, sowie damit verbundenen Hinweisen zu Vorsichtsmaßnahmen, kommt man als sogenannter Normalo gar nicht auf die Idee, was alles passieren kann –
das ahnten wohl auch die Opfer der geschilderten Episoden nicht im Entferntesten. Der Autor leistet hier einen unterhaltsamen Beitrag zur Aufklärung, dem es nicht an Humor fehlt.
Trotz allen Ernstes weiß man oft nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Dabei wahrt Alexander Stevens stets den Respekt gegenüber allen Betroffenen -Tätern ebenso wie Opfern -, bringt ihnen das nötige Feingefühl entgegen und enthält sich abfällig wertender Stellungnahmen. Sehr deutlich wird in allen Fällen die (oft allzu) menschliche Seite.
Nur wo für das bessere Verständnis notwendig, gibt er kurze, allgemein-verständliche juristische Erklärungen.
Fazit: spannende, interessante Unterhaltung, die durchaus einen Beitrag
zur Aufklärung in Bezug auf den Umgang mit Online-Dates liefert
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