Kriminalroman
Tobias-Velten-Reihe, Band 2
Der Berliner Kriminalhauptkommissar Tobias Velten hat sich nach 20 Jahren beim BKA eine Auszeit genommen. Nachdem er
zunächst einige Zeit auf Juist verbracht hat, hat er sich nun eine Unterkunft auf Norderney gemietet.
Eines Tages bekommt er überraschend Besuch von einer jungen Frau. Ihre Auftraggeber, die reichen Norderneyer Eheleute Toben, möchten ihn gegen ein ungewöhnlich hohes Entgelt für ein paar Tage als Privatdetektiv engagieren.
Tobias Velten ist die Angelegenheit suspekt, zumal die junge Frau keinerlei Informationen preisgibt, sondern darauf besteht, ihn umgehend dem Paar vorzustellen. Skeptisch folgt er dennoch ihrem Wunsch und erfährt, dass die Tochter der Familie – die 19-jährige Felicitas - sich trotz aller erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen in der Gewalt von Entführern befindet. Diese fordern, die Polizei nicht einzuschalten und verlangen 2 Millionen Lösegeld.
Tobias Velten soll alles daransetzen, Felicitas zu finden und wohlbehalten nach Hause zurückzubringen; man geht davon aus, dass sie sich weiterhin auf Norderney aufhält.
Bis zur Lösegeldübergabe bleiben noch 3 Tage Zeit.
Dem beurlaubten Kripobeamten erscheint einiges an dem Fall sehr dubios, und er ist sich ziemlich sicher, dass die Tobens ihm wichtige Informationen verschweigen.
Und richtig: Im Lauf seiner Recherchen kommt er einem Familiengeheimnis von ungeahnter Tragweite auf die Spur.
Resümee: Die Handlung ist sehr temporeich und spannend. Der Leser kann seine eigenen Theorien über Täter, Tathergang und Motiv entwickeln … die er allerdings aufgrund neuer Informationen und überraschender Wendungen immer wieder korrigieren muss.
Die zentrale Frage, die sowohl den zur Zeit beurlaubten BKA-Mann als auch den Leser ständig begleitet, lautet: Wer konnte Felicitas Toben trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen aus ihrer Wohnung entführen? Im Laufe der Recherchen kristallisieren sich zwar immer mehr Verdächtige, die ein stichhaltiges Motiv hätten, heraus. Doch hatten sie auch die Gelegenheit,
in den Privatbereich der jungen Frau einzudringen?
Ein besonderes „Schmankerl“ dieses Krimis ist, dass die tatsächliche Aufklärung erst im Epilog erfolgt, nachdem man den Fall bereits zufriedenstellend, da absolut nachvollziehbar, abgeschlossen glaubt.
Die Beschreibung von Orten und einzelnen Szenen ist sehr detailreich, aber nie langatmig. Der Leser fühlt sich als naher Beobachter des Geschehens. Ganz besonders, wenn man sich auf Norderney ein wenig auskennt, kann man sich Wege und Stationen ganz genau vorstellen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, aber allesamt gut und glaubwürdig gezeichnet; stets handeln sie ihrer zugedachten Rolle entsprechend logisch.
Band 1 der Tobias-Velten-Reihe habe ich nicht gelesen, aber das hat dem Verständnis für die berufliche und private Situation des Ermittlers keinen Abbruch getan. Denn alle notwendigen Informationen bekommt der Leser
an entsprechender Stelle geliefert.
Fazit: ein spannender, temporeicher Krimi, der von Anfang an
beim Leser das Kopfkino mitlaufen lässt.
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