Ein Seebad-Krimi
Viktoria Berg und Christian Hinrichs ermitteln 2
Norderney 1913:
Die von ihrem Vater immer wieder misshandelte Rieke (9) und die unheilbar an Schwindsucht erkrankte Elli (11) sind Bettnachbarinnen im Seehospiz auf Norderney und beste Freundinnen geworden. Als Rieke eines Nachts spurlos verschwindet, macht sich Elli große Sorgen.
Kurz darauf kommt ihre Lehrerin Viktoria Berg auf die Insel, um das schwer kranke Mädchen zu besuchen. Sie verspricht, dessen Bitte zu erfüllen und Rieke zu finden.
Auch der Hamburger Journalist Christian Hinrichs hält sich auf Norderney auf, um für eine Damenillustrierte von den Feierlichkeiten zum Thronjubiläum zu berichten. Diese werden jedoch durch das Auffinden einer Leiche während eines Pferderennens überschattet. Bei dem Toten handelt es sich Heinrich von Papitz, Rittmeister der kaiserlicher Kavallerie; er ist erstochen worden.
Christian, der immer noch seiner Zeit als Kriminalreporter beim Hamburger Fremdenblatt nachtrauert, beginnt sofort mit Nachforschungen.
Sein Wege kreuzen sich bald mit denen von Viktoria. Beide hatten sich bereits vor einem Jahr bei der Aufklärung eines Mordes auf Norderney kennen und lieben gelernt. Ihre heimlichen Treffen auf dem Festland – als Lehrerin muss Viktoria zölibatär leben – blieben nicht unentdeckt, sodass sich die junge Frau für die Beziehung oder den Beruf entscheiden musste. Sie wählte Letzteres und brach den Kontakt zu Christian ab, was diesen sehr verletzte.
Beide ahnen bald, dass Riekes Verschwinden und der Tod des Rittmeisters zusammenhängen, sodass sie in den Fällen gemeinsam ermitteln – nicht ahnend, was für Unruhe sie hinter der Fassade der feinen Sommerfrische-Gesellschaft der sittenstrengen Kaiserzeit stiften.
Resümee: Bereits vor einem Jahr hatten sich die aus gutem Hause stammende, ihre Selbstständigkeit liebende Viktoria Berg (28) und der Hamburger Arbeitersohn Christian Hinrichs, der sich zum Journalisten hochgearbeitet hat, zufällig auf Norderney getroffen. Bei der gemeinsamen Klärung eines mysteriösen Todesfalles *) hatten sie sich ineinander verliebt. Obwohl ihnen wegen des Standesunterschieds und des für Lehrerinnen geltenden Zölibats eine Beziehung verboten ist, hatten sie sich einige Male heimlich getroffen, was nicht unentdeckt blieb, sodass ihr Dienstherr Viktoria vor eine schwere Entscheidung stellte. Schweren Herzens entschied sie sich für den Beruf und brach die Beziehung zu dem geliebten Mann ab.
Genau ein Jahr später, als die feine und sich sittenstreng gebende Gesellschaft vom Festland wieder in der Norderneyer Sommerfrische
Urlaub macht, lassen zwei Ereignisse Viktoria und Christian wieder aufeinandertreffen:
Viktoria hat der schwer kranken Elli bei einem Besuch versprochen, ihre
aus dem Seehospiz spurlos verschwundene Freundin Rieke zu finden, und Christian, in seinem Herzen immer noch Kriminalreporter, stellt Recherchen zum Tod des ermordeten Rittmeisters von Papitz an.
Schnell drängt sich der Verdacht auf, dass beide Fälle irgendwie zusammenhängen müssen, sodass Viktoria und Christian schließlich
wieder gemeinsam an deren Aufklärung arbeiten.
Wer hatte ein Motiv, Heinrich von Papitz zu ermorden? Es zeichnet sich bald ab, dass es hinter der Fassade der ehrwürdigen Sommerfrische-Gesellschaft brodelt, und dass das Leben ohne den Rittmeister für einige Menschen aus verschiedenen Gründen problemloser ist.
Ist der Täter derselbe, vor dem sich Rieke versteckt? Oder ist sie entführt worden? Welche Rolle spielt die Familie von Papitz im Leben des Mädchens?
Von Anfang an ist die Handlung spannend, und der Leser kann mit Viktoria Berg und Christian Hinrichs zusammen kombinieren und den Ereignissen auf die Spur kommen.
Es werden immer neue Geheimnisse aufgedeckt, die die scheinbar so sittenstrengen und ehrwürdigen Kreise in einem anderen Licht erscheinen lassen .
Der Leser ist sofort wieder mit den Protagonisten und den Örtlichkeiten vertraut; aber wenn man den bereits erwähnten 1. Band nicht gelesen hat,
tut dies dem Verständnis keinen Abbruch, denn die Autorin liefert die notwendigen Informationen an geeigneter Stelle.
Außerdem schildert sie die Ereignisse und einzelnen Szenen so anschaulich, dass man sie sich wie in einem Film haargenau vorstellen kann – bis hin zu Kleidung sowie Mimik und Gestik der jeweiligen Akteure.
Fazit: Auch dieser Band gibt wieder einen hervorragenden Einblick in die
sittenstrenge und auf ihren Stand bedachte Gesellschaft zur Kaiserzeit, die durch den Blick hinter die Kulissen erheblich an Glanz verliert.
*) Elsa Dix, Die Tote in der Sommerfrische, Rezension vom 27. Aug. 2020
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