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Elmar Traks

Elmar Traks

Theiss, Ella – Darmstädter Nachtgesänge (2021)

Historischer Roman um Georg Büchner

 

Im Winter 1833/34 schleicht Jacob Trumpfheller mit geschultertem Beil durchs Gehölz. Wie schon so oft will er verbotenerweise eine Buchenstange schlagen, mit der der heimische Herd seiner armen Familie ein paar Tage lang befeuert werden kann.

Gerade als er sein Werk vollendet hat, gellt ein Schrei durch das Dickicht. Hat der Förster einen anderen Holzräuber erwischt? In Panik lässt Jacob Buchenstange und Beil fallen und flüchtet so schnell er kann.

Als kurz darauf der gräfliche Förster Philipp Lust erschlagen in einem Gebüsch gefunden wird, gerät sofort Jacob Trumpfheller als Täter in Verdacht und wird schließlich als Mörder eingekerkert.

 

Anna Bertram jedoch, die bei der Familie Büchner als Hausmädchen angestellt ist, glaubt nicht an Jacobs Schuld. Vielmehr vermutet sie, dass ihr Cousin Rodrich den Förster getötet hat. Aus Rücksicht auf die Familienehre und ihre Beziehung zu ihm gibt sie ihm jedoch ein falsches Alibi.

 

Doch das Gewissen plagt sie. Und als sie den Journalisten Oscar Weiß kennenlernt, der der Büchner -Tochter Mathilde Avancen machen möchte, wendet sie sich an ihn in der Hoffnung, dass er Nachforschungen anstellen möge.

Doch Oscar ist von seinem Arbeitgeber, der Großherzoglichen Zeitung, auf Georg Büchner angesetzt worden, der aufrührerische Gedanken hegt und ein Flugblatt mit der umstürzlerischen Überschrift „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ verfasst hat.

 

Eine Reihe von unheilvollen Verwicklungen und Verstrickungen nimmt ihren Lauf.

 

Resümee: Die Romanhandlung basiert auf einem wahren Kriminalfall:

1833 erschlug ein bettelarmer Mann im Odenwald einen Förster und wurde eingekerkert. Als er – wie im Roman Jacob Trumpfheller – nach 2 Jahren die Tat gestand, wurde er öffentlich hingerichtet.

 

Im Darmstädter Gefängnis, in dem Trumpfheller lange Zeit einsaß, gab es auch eine Abteilung für die politischen Gefangenen. Insofern hat es für die Autorin nahegelegen, das Schicksal des vermeintlichen Mörders mit dem des Revolutionärs, Schriftstellers, Mediziners und Naturwissenschaftlers Georg Büchner (1813 – 1837) zu verbinden.

 

Ella Theiss hat ein enormes Quellenstudium betrieben, von denen ein paar Highlights in dem spannenden Roman abgedruckt sind und ein interessantes Zeitzeugnis liefern. Während die agierenden historischen Persönlichkeiten authentisch sind, sind andere Figuren und Handlungselemente frei erfunden. Das trifft auch für die bei den Büchners angestellte Anna zu, über deren Figur wir einen Abschnitt aus dem Leben der Familie miterleben.

 

Neben Georg ist auch dessen neugierige und wissensdurstige Schwester Luise eine wichtige Protagonistin: Sie transportiert u.a. das Unabhängig-keitsstreben vieler Frauen dieser Zeit – als Erkennungszeichen trugen sie blaue Strümpfe und wurden daher bald nur noch „Blaustrümpfe“ genannt.

 

Bemerkenswert ist, wie es Ella Theiss gelungen ist, die Sprache sowohl moderat dem Stil der Epoche als auch den einzelnen Charakteren anzupassen.

 

Fazit: ein spannender, historischer True-Crime-Roman

 

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