Roman
Marie Salomea Skłokowska (verheiratete Curie) wird 1867 als jüngstes von 5 Kindern in Warschau geboren. Die Stadt gehört in der Zeit zum Russischen Kaiserreich, was auch bedeutet, dass Unterricht nur in russischer Sprache erteilt werden darf, und alles Polnische aus dem Unterricht verbannt werden muss.
Trotz widriger familiärer und politischer Umstände besteht Marie mit 15 Jahren als Klassenbeste das Abitur. Ihr großes Interesse gilt seit Langem den Naturwissenschaften, doch eine Universität darf sie als Frau in ihrer Heimat nicht besuchen, und für ein Studium im Ausland fehlen die finanziellen Mittel.
Sie nimmt Jobs als Privat- und Hauslehrerin an, liest viele Bücher über Naturwissenschaften und bekommt über einen Cousin, der als Assistent
des Chemikers Mendelejew arbeitet, Gelegenheit, selbst chemische und physikalische Versuche durchzuführen.
1891 kann Marie ihren Traum zu studieren endlich doch noch verwirklichen: Sie immatrikuliert sich an der Pariser Sorbonne für Physik.
Obwohl sie als eine der wenigen weiblichen Studierenden viel Häme und Anfeindungen ausgesetzt ist und die finanziellen Mittel kaum zum Leben reichen, arbeitet sie unbeirrt hart für ihr Ziel und schließt das Physikstudium als Jahrgangsbeste und ein Mathematikstudium als Zweitbeste ab.
Anschließend betreibt sie in einem Labor Forschungen und begegnet dem Physiker Pierre Curie. Beide heiraten 1895 und untersuchen gemeinsam
die von Henry Becquerel entdeckte Strahlung von Uran und dessen Verbindungen.
1903 erhalten Becquerel und das Ehepaar Curie zu gleichen Teilen den Nobelpreis für Physik.
Nach dem Unfalltod ihres Mannes übernimmt Marie dessen Lehr-verpflichtungen und unterrichtet später als erste Professorin an der Sorbonne Physik. Darüber hinaus forscht sie alleine weiter zu den Elementen Polonium (diesen Namen wählt sie selbst als Hommage an ihre Heimat Polen) und Radium (nach dem Lateinischen „radius“ / Strahl benannt, da das Element Strahlen aussendet).
1911 wird ihr für die Entdeckung dieser beiden Elemente der Chemie-Nobelpreis verliehen.
Doch der Preis für ihre herausragenden Erfolge ist hoch: Schwere gesundheitliche Probleme machen ihr zu schaffen. Doch diese bestmöglich ignorierend, ebenso wie die Gefahren, die vom Radium ausgehen, forscht und lehrt sie engagiert weiter bis zu ihrem Tod im Jahr 1934.
Marie Curie stirbt an Anämie als Folge der radioaktiven Strahlung, der sie sich über so viele Jahre ausgesetzt hat. Ihr extrem geschädigtes Knochenmark ist zum Schluss nicht mehr in der Lage gewesen, rote Blutkörperchen zu produzieren.
Sie hinterlässt zwei Töchter:
Irène (1897 – 1956), ebenfalls renommierte Physikerin und Chemikerin und Eve (1904 – 2007), Schriftstellerin und Journalistin.
Anmerkung außerhalb der Rezension: 1984 wurde Marie Curies Arbeitsbuch für umgerechnet 136.000 DM versteigert. Es gilt jedoch
als unlesbar, da es immer noch hoch verstrahlt ist.
Resümee: Dies ist ein biografischer Roman über eine wahrhaft einzigartige Frau:
• Marie Curie war die erste Frau, die überhaupt den Nobelpreis erhalten hat
und
• bislang die einzige Frau, an die zwei Nobelpreise verliehen wurden.
• Außerdem war sie zu ihrer Zeit die einzige weibliche Professorin für Physik
an der Sorbonne und
• das erste weibliche Mitglied der Pariser „Académie de Médicine“.
• Wegen ihrer wissenschaftlichen Leistungen wurde sie im Pariser Panthéon
beigesetzt – damit war sie die erste Frau, der diese Anerkennung zuteil
wurde.
Intelligent, ehrgeizig, mit einem unbeugsamen Willen und einer kaum vorstellbaren Härte gegen sich selbst verfolgte Marie von Kindheit an ihre Ziele, gemäß ihrem Motto: „Es geht darum, aus dem Leben einen Traum und aus dem Traum eine Wirklichkeit zu machen.“ (E-Reader Pos. 68, 1%).
Die Handlung steigt zunächst im Jahr 1926 ein, einen Tag vor der Hochzeit ihrer Tochter Irène, als Marie Curie das Grab ihres Mannes besucht. Dort trifft sie zwei Frauen, denen sie rückblickend ihre Kindheit und Jugend schildert.
Während der Hochzeitsvorbereitungen schweifen ihre Gedanken erneut in die Vergangenheit, und auch danach gibt es oft Anlässe, ihr Leben Revue passieren zu lassen.
Passagen in der erzählenden Ich-Perspektive wechseln mit der Er-Form ab, die für eine gewisse sachliche Distanz sorgt.
Kapitel, in denen es um Marie Curies schulischen und beruflichen Werdegang incl. ihrer Forschungstätigkeiten geht, werden ausführlich und detailreich dargestellt, Privates vergleichsweise kurz – ganz so, wie sie selbst den Schwerpunkt in ihrem Leben setzte.
Schade ist, dass die Handlung mit dem tödlichen Unfall von Pierre Curie im Jahr 1906 endet, also 28 Jahre vor dem Tod Maries. Die in diesem Zeitraum liegenden Ereignisse werden zum Teil auf den letzten paar Seiten lediglich angedeutet.
Fazit: ein interessanter biografischer Roman über eine herausragende
Wissenschaftlerin, der jedoch zu früh abbricht und ihre Verdienste während der knapp 3 Jahrzehnte vor ihrem Tod nicht würdigt.
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