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Elmar Traks

Elmar Traks

Geda, Fabio / Akbari, Enaiatollah – Im Winter Schnee, nachts Sterne (2021)

Geschichte einer Heimkehr

 

Nach seiner Flucht aus Afghanistan hat Enaiatollah sich in Italien durch viel Fleiß und Willensstärke eine Existenz aufbauen können:

Er hat die Sprache gelernt und nach bestandenem Abitur Politik-wissenschaften studiert. Außerdem arbeitet er in verschiedenen Jobs, um seine Familie in Afghanistan unterstützen zu können.

Die europäische Kultur wird ihm nach und nach vertraut; er schließt sogar Freundschaften.

Nachdem er etliche Jahre keinen Kontakt zu seiner Familie gehabt hat, fragt er sich immer öfter, ob seine Mutter, sein Bruder und seine Schwester die lange Zeit des Krieges unbeschadet überstanden haben, ja, ob sie überhaupt noch leben. Wohnen sie noch zusammen? Sind sie vielleicht geflohen und wenn ja: wohin?

Da die Fragen immer drängender werden, beauftragt er den Vater eines afghanischen Freundes, der in Pakistan lebt, Nachforschungen anzustellen.

Und tatsächlich: Trotz vieler Widerstände macht dieser Enaiatollahs Mutter schließlich doch noch ausfindig, und Mutter und Sohn können nach 8 Jahren zum ersten Mal wieder miteinander telefonieren.

 

Es vergeht jedoch noch etliche Zeit, bis er sich auf die Reise zu ihr begibt und nach und nach erfährt, wie es der Familie in der Zwischenzeit ergangen war.

Sein Leben nimmt durch den Aufenthalt in seiner alten Heimat eine entscheidende Wende.

 

Resümee: Dieses Buch ist die Fortsetzung von „Im Meer schwimmen Krokodile“ (Rezension vom 29. Januar 2015); es ist wieder zusammen mit dem italienischen Schriftsteller Fabio Geda entstanden. Mittlerweile sind

16 Jahre vergangen – Enaiatollah ist jetzt 32 Jahre alt und erzählt, was er, seine Mutter und Geschwister in der Zwischenzeit erlebt haben.

 

Er hat nichts von seiner Willensstärke eingebüßt und trotz zahlreicher

v.a. bürokratischer Hindernisse nie aufgegeben. Italien ist sein Zuhause geworden. In diesem Land hat er sich eine Existenz aufgebaut, Freundschaften geschlossen und hier plant er eine Zukunft für sich, seine Frau und die erhofften Kinder.

Dennoch hat er seine Mutter und die Geschwister ebenso wenig vergessen, wie seine alte Heimat:

den Hazarajat, eine Bergregion westlich von Kabul, wo es „im Winter Schnee“ und „nachts Sterne“ gibt (Titel).

Es existieren quasi zwei Herzen in Enaiatollahs Brust, denn er ist hin- und hergerissen zwischen dem Land, in dem er geboren wurde, die ersten 10 Jahre seines Lebens bracht hat und wo seine Familie noch lebt und seiner neuen Heimat Italien.

 

Vieles, was die politische Situation in Afghanistan angeht, wird nur kurz angerissen, angedeutet oder „durch die Blume“ gesagt.

Persönliches, ihn und seine Familie betreffend, schildert er jedoch recht ausführlich.

 

Dabei ist der Erzählstil wie auch schon im ersten Buch durch seine Natürlichkeit sehr berührend.

 

Fazit: ein ebenso mitreißendes wie berührendes Buch

 

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