57 goldene Regeln, um der beste Arzt der Welt zu werden
Nach eigener Aussage ist der bei Drucklegung des Buches
77-jährige Oscar London, der 30 Jahre lang in Kalifornien als Internist praktiziert hat, so erfolgreich – sprich der beste Arzt der Welt – geworden, weil er sich an bestimmte Regeln gehalten hat. Diese möchte er mit seinem Buch an Kollegen weitergeben, damit sie die Chance haben, zumindest die Zweitbesten ihrer Zunft zu werden.
Zu seinen Grundsätzen, die er jeweils in kurzen Kapiteln erläutert, gehören z.B. folgende:
• Profitieren Sie von Ihrer Herkunft (Regel 1)
• Lassen Sie Ihre Sprechstundenhilfe nicht aus den Augen (Regel 5)
• Machen Sie sich Ihre persönliche Happy Hour (Regel 15)
• Essen Sie gut (Regel 19)
• Achten Sie auf kurze Sprechzeiten (Regel 23)
• Legen Sie keine Zeitbomben (Regel 24)
Resümee: Laut Klappentext „... gewährt [das Buch] allen Patienten einen außergewöhnlichen Einblick in den Berufsalltag der 'Halbgötter in Weiß'. Die kurzen Essays zu 56 humorvollen, weisen und oft selbstironischen Regeln helfen jedem Mediziner unter den Lesern dabei, der beste oder zumindest der zweitbeste Arzt der Welt zu werden“.
Mal abgesehen davon, dass der Aufdruck des Buchdeckels von 57 Regeln spricht, ist diese Darstellung komplett daneben:
Weder geben die sehr kurzen Kapitel auch nur einen halbwegs realistischen Einblick in den Alltag eines Arztes noch sind sie auch nur ansatzweise so amüsant und humorvoll, wie man es nach der Ankündigung erwarten könnte. Wenn der Autor die Absicht hatte, „humorvoll, weise und selbstironisch“ herüberzukommen, so ist es ihm nicht gelungen, dies in angemessener Form zu vermitteln. Wenn Ansätze von Witz gelegentlich doch zu erkennen sind, wirken diese krampfhaft bemüht.
Im Gegenteil: Das Werk wirft ein hochnotpeinliches – um nicht zu sagen: verstörendes - Bild auf den Ärztestand.
Es strotzt vor nervtötender Überheblichkeit und ist an Selbstgerechtigkeit kaum zu überbieten.
Wie man an den in der Inhaltsangabe genannten Kapitelüberschriften bereits erkennen kann, sollte der Untertitel realistischerweise lauten: „57 (oder 56) goldene Regeln, um als Arzt möglichst stressfrei durch den Alltag zu kommen.“
Fazit: seichtes Dahergeplapper, das ein abschreckendes, da herab-
würdigendes Bild auf die Tätigkeit von engagierten Ärzten wirft.
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