Roman
Kurz vor Heiligabend 1978 ist die Baumschulbesitzerin
und Matriarchin Luise von Schwan friedlich auf Schloss Schwanenholz in der Nähe von Kiel gestorben.
Am 28. Dezember sitzen Familie, Freunde und Gäste in der kleinen Dorfkirche, um der Frau zu gedenken, die die Geschicke von Betrieb und Gut 50 Jahre lang erfolgreich gelenkt hat.
Doch während der Trauerfeier fallen Unmengen von Schnee, die sich schnell zu hohen Verwehungen auftürmen; und in der Kirche kommt es zu einem Unfall. Der Gottesdienst wird daher abgebrochen und seine Fortsetzung auf einen anderen Tag verschoben.
Mit Mühe und Not erreicht die Familie das Herrenhaus, und bevor es komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist, bringt der Pastor noch eine unbekannte Frau vorbei. Es handelt sich um die 33-jährige Aimée Caroux, die später behauptet, die Tochter von Luise von Schwan und Antoine Caroux zu sein.
Ihr Vater habe während des 2. Weltkriegs als Zwangsarbeiter auf dem von Schwan'schen Gut gearbeitet.
Die Familie, die bislang nichts von der Existenz der jungen Frau wusste, ist ebenso überrascht wie verunsichert. Sagt sie die Wahrheit? Warum taucht sie gerade jetzt auf? Was hat sie vor?
Resümee: Die Handlung des Romans spielt vor einem realen Hintergrund: Am 28.12.1978 kam es in Schleswig-Holstein ohne Vorwarnung zu einer Schnee-katastrophe extremen Ausmaßes, die mit zum Teil haushohen Verwehungen einherging und die Menschen von der Umwelt abschnitt.
Von dieser Wetterlage sind die Mitglieder der Familie von Schwan, die auf ihrem Stammsitz bei Kiel zusammengekommen sind, nicht nur real betroffen, sondern sie hat auch symbolische Bedeutung:
Wie aus heiterem Himmel steht plötzlich unangekündigt Aimée Caroux vor der Tür und verursacht bei den Anwesenden einen Sturm der Gefühle. Es stellt sich peu à peu heraus, dass Teile der Familiengeschichte bis jetzt unter einer dicken, undurchdringlichen Schicht des Schweigens verborgen waren. Durch die Anwesenheit der jungen Frau ausgelöst, werden sie in dieser Extrem-situation, aus der es kein Entrinnen gibt, nun mühsam quasi freigeschaufelt und offengelegt. Niemand weiß, ob alle ohne – psychische und existenzielle - Blessuren aus dem Prozess hervorgehen werden.
Der Leser bekommt dabei nicht nur einen Einblick in die wechselvolle Familiengeschichte, sondern auch in die deutsche Vergangenheit mit Nationalsozialismus, Krieg, Flucht und Zwangsarbeit.
Die Autorin versteht es, durch ihren Schreibstil die jeweilige Stimmung unter den Beteiligten herüberzubringen – seien es Trauer, Freude, Misstrauen, Zweifel oder Anspannung. Dies geschieht vor allem, weil sie abwechselnd
die einzelnen Anwesenden zu Wort kommen lässt.
So fühlt sich der Leser als stiller Beobachter, dem es nie langweilig wird. Im Gegenteil: Man fragt sich, wer als Nächstes aufeinandertrifft und wie sich die Beziehungen entwickeln; vor allem aber, wie die einzelnen Familienmitglieder mit den Enthüllungen umgehen, die Vergangenheit der kürzlich verstorbenen Luise von Schwan betreffend.
Werden sie Aimée schließlich akzeptieren? Wird sie einen Platz in der Familie finden?
Fazit: ein Buch mit hohem Symbolgehalt über ein Kapitel
deutscher Geschichte am Beispiel der Familie von Schwan
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