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Elmar Traks

Elmar Traks

Köllner, Susanne – Mein virtueller Märchenprinz (2019)

Moderner Heiratsschwindel im Internet

 

Als die Autorin Kontakt zu einem Romance Scammer bekommt, ist sie 58 Jahre alt, hat Tochter und Enkelkind, einen Lebens-gefährten an ihrer Seite, einen guten Beruf, eine schöne Eigentumswohnung und ein Auto. Sie lebt also in soliden, gesicherten Verhältnissen.

Nachdem sie 2 Jahre zuvor schwer erkrankt war, überkamen sie jedoch immer wieder Selbstzweifel, und die Symptome der Wechseljahre ließen

sich auch nicht leugnen.

Um innere Ruhe zu erlangen, hat sie mit Meditation begonnen und ist einer entsprechenden Online-Plattform beigetreten.  

Dort tauchen auch Männer auf, deren Ziel nicht die innere Einkehr ist – ganz im Gegenteil, wie Susanne erfahren muss.

Denn eines Tages erreicht sie die Nachricht eines Gruppenmitgliedes aus den USA. Der Mann gibt sich als Sebastian F. aus, der angeblich 51 Jahre alt, geschieden und Vater von 2 Kindern ist. Sein Foto zeigt einen „ganz normal“ aussehenden weißen Mann.

Einem Abenteuer nicht abgeneigt, antwortet Susanne ihm, durchschaut jedoch bald seine unlauteren Absichten, da ihr die methodische Vorgehens-weise von Romance / Love Scammern bekannt ist. Sie macht eine Weile scheinbar mit, versucht sogar, ihn aus der Reserve zu locken bzw. in die Enge zu treiben, dreht den Spieß um und kann ihn sogar identifizieren.

 

Resümee: Dies ist ein authentischer Bericht über den vierwöchigen Kontakt der Autorin zu einem Romance / Love Scammer.

Dabei ist sie nicht, wie sie aus einem nicht ersichtlichen Grund gleich eingangs schreibt, auf ihn hereingefallen, sondern es war von Anfang ihr Misstrauen geweckt.

Zu Recht, wie sich schnell zeigt, denn sie macht Bekanntschaft mit der stets gleichen Vorgehensweise der Betrüger:

 

• Nach der ersten Kontaktaufnahme wollen sie im lockeren Gespräch möglichst viel über ihr Opfer erfahren (Alter, Familienverhältnisse, Beruf, Einkommen, Hobbys, Freundschaften, Wertevorstellungen), um es durch angebliche Gemeinsamkeiten und übereinstimmende Vorstellungen von einer Partnerschaft schnell emotional an sich zu binden.

• Wenn solcherart eine Basis geschaffen ist, wird seitens des Täters aufgrund der vorgetäuschten großen Zuneigung eine gemeinsame Zukunft incl. Heirat ins Gespräch gebracht – Liebesschwüre, Sehnsuchtsbeteuerungen, Schmeicheleien gehören natürlich dazu.

• Ist das Opfer „am Haken“, kommt eine erste Geldforderung – zunächst relativ niedrig, um erst einmal die Bereitschaft auszuloten. Die Gründe sind vielfältig, je nachdem, womit man meint, am ehesten Erfolg zu haben. Der gemeinsame Nenner ist jedoch die emotionale Erpressung, der sich das Opfer kaum entziehen kann, wenn es nicht als herzlos dastehen will. Bei Zögern oder Nachfragen wird zudem mit Gekränktsein reagiert und mit Liebesentzug gedroht.

Natürlich verspricht der Love Scammer, der diese finanziellen Mittel aus irgendeinem „guten“ Grund im Moment nicht aufbringen kann, alles zurückzuzahlen.

• Die anschließende Eskalation der Forderungen hat ein offenes Ende und treibt das Opfer nicht selten in den finanziellen Ruin.

Da der Täter ein ausschließlich wirtschaftliches Interesse hat, ist es sein Ziel, möglichst rasch zu einem möglichst großen finanziellen Erfolg zu gelangen. Daher lässt er sein Opfer kaum zur Ruhe – und somit zum Nachdenken – kommen, und hält den Kontakt permanent aufrecht.

 

Klar, dass Fotos, die den Scammer zeigen sollen, ebenso gefakt sind wie z. B. Bilder von seiner Wohnung und dass er seine Adresse und Telefonnummer mit „plausiblen“ Begründungen nicht herausgibt.

 

Susanne Köllner beantwortet durch das Schildern ihrer Erfahrungen auch die Frage, woran es liegt, dass immer wieder auch durchaus intelligente und informierte Menschen auf diese modernen Heiratsschwindler hereinfallen, sich emotional und finanziell von ihnen ausbeuten lassen.

 

Durch die Anonymität des World Wide Web und seine Möglichkeiten wird ihr Erfolg noch begünstigt.

Oft operieren sie übrigens von Ghana und Nigeria aus, wo sie sich in Gruppen zusammengeschlossen haben. Auch Susanne Köllners virtueller Lover ist ein Nigerianer gewesen.

 

Dass das Buch sprachliche Mängel aufweist, der Ausdruck gelegentlich schwächelt und vor allem der Anfang besser strukturiert sein könnte, kann man der Autorin, die keine Schriftstellerin ist, nicht anlasten.

 

Ihr Ziel, potenzielle Opfer vor den skrupellosen Machenschaften der Scammer zu warnen, kann durch die Schilderung ihrer persönlichen Erlebnisse erreicht werden.

 

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