Nirgends bist du sicher
Thriller
Steffi Finn ist sehr gutgläubig und immer schnell bereit, nur das Gute in einem Menschen zu sehen. Daher glaubt sie auch ihrem Lebensgefährten Lee, dass die Polizei ihm nur etwas anhängen wolle, als er des Mordes an einer jungen Frau verdächtigt wird. Und sie ist davon überzeugt, richtig zu handeln, als sie ihm für die fragliche Zeit ein Alibi gibt.
Er bleibt in Freiheit, tötet eine weitere Frau, wird daraufhin jedoch verhaftet und schließlich verurteilt.
Doch auch Steffi muss wegen Behinderung der Justiz eine 10-monatige Gefängnisstrafe verbüßen. Da sie Angst vor Lees Rache hat, nimmt sie nach ihrer Entlassung den Namen Charlie Miller an und zieht in das kleine Dorf Penderrion an der Küste Cornwalls. Dort hat ein guter Freund für sie ein baufälliges Cottage ersteigert, das sie renovieren will.
Sie glaubt, niemand könne sie mit ihrer neuen Identität dort aufspüren, es sei ein Safe House.
Doch sie irrt.
Resümee: Kapitel, die in Rückblenden das Leben von Steffie Finn – insbesondere ihre Beziehung zu Lee – beschreiben, wechseln mit jenen über Charlie Miller, die in der Einsamkeit eines abgelegenen cornischen Dorfes ein neues Leben beginnen will.
Die Schilderung der Vergangenheit, inklusive der Ereignisse, die zur Verurteilung von Lee und Steffie geführt haben, ist im Sinne einer Aufklärung des Lesers bestenfalls interessant. Von Spannung kann keine Rede sein, da man die Endpunkte dieses Lebensabschnitts von Anfang an kennt – ganz im Gegensatz zu Charlies neuen Nachbarn, die über ihre Motivation, „in the middle of nowhere“ in einem baufälligen Haus leben zu wollen, rätseln dürfen.
Die Gegenwartshandlung schreitet gemächlich voran, obwohl man sich genau wie Charlie viele Fragen stellt, z.B.: Wer kennt offensichtlich jeden ihrer Schritte? Wer hat ihre auf dem Friedhof von Penderrion verlorene Kette gefunden und für sie an einem ungewöhnlichen Ort hinterlegt? Ist es Zufall, dass die Zahlenkombination, die ihr jemand für ein Schloss mitgeteilt hat, Lees Geburtsdatum entspricht? Ist eine Leiter, von der sie gestürzt ist, manipuliert worden? Wer hat Charlie niedergeschlagen?
Aber ihre Ängste vermochten nicht auf mich überzuspringen, ich habe nicht mitgefiebert.
Gelegentlich ist ein Zeitungsartikel eingeschoben, der über die Morde und Verurteilungen von Lee und Steffie berichtet; dies ist als komprimierte Zusatzinformation für den Leser durchaus sinnvoll.
Außerdem kommt ein gewisser Ben Jarvis zu Wort, dessen Identität und Absicht erst gegen Schluss preisgegeben werden. Bis dahin hat der Leser Zeit, diesbezüglich Vermutungen anzustellen. Die Aufklärung hat mir allerdings nur ein „Na ja“ abgerungen.
Erst in den letzten ca. 20 % des Buches – das entspricht etwa 80 von 416 Printseiten – nimmt die Handlung etwas Fahrt auf und gewinnt an Spannung.
Fazit: Ein Pageturner? Ein Thriller? Nein, beim besten Willen nicht!
Eher ein leidlich unterhaltsamer Roman, den man jederzeit gut
aus der Hand legen kann.
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