Inselmorde zwischen Watt und Düne
Kurzkrimis
Die Anthologie enthält 14 unterschiedlich lange Kurzkrimis von verschiedenen Autoren wie Peter Gerdes, Christiane Franke, Regine Kölpin,
Sandra Lüpkes, Klaus-Peter Wolf, Tatjana Kruse, Jürgen Ehlers u.v.a.m.
Besonders neugierig war ich auf die Geschichte der Schweizer Schriftstellerin Christine Bonvin: Würde sie den Bezug zu Friesland hinbekommen? Oh ja, das gelingt ihr mühelos schon gleich im ersten Absatz:
Denn als jemand aus einer Gruppe Walliser Pfeifer und Tambouren am heimischen Stammtisch den Kollegen Hanspeter fragt: „Und, wie waren die Ferien auf dieser Insel im Norden des großen Kantons?“, antwortet dieser
– in friesischer Manier – wortkarg brummend und auf den Punkt gebracht: „Auf Spiekeroog, dieser ostfriesischen Insel, ist es wie in unserem Walliser Bergdorf, nur anders.“
Auf ungläubige Nachfrage erklärt er das anschließend dann doch noch ausführlicher, und zwar absolut überzeugend.
Aufmerken lässt auch der Titel des Buches: Die Friesen und fies? Sie gelten doch gemeinhin als gemütlich, einsilbig und zurückhaltend, vor allem Fremden gegenüber zuweilen arg distanziert bis ablehnend.
Aber merke: Man reize nie einen Friesen, denn dann kann er, wie das Buch zeigt, auch mal richtig fünsch werden und sogar Mordgelüste bekommen.
Für seine Taten nutzt er clever gerne die Gegebenheiten der Landschaft
wie z.B. das Watt, die Gezeiten und Dünen, den Seenebel und natürlich die Nordsee.
Es bleibt aber festzustellen, dass die gelegentliche Fiesheit der Friesen meiner Sympathie für sie keinen Abbruch tut.
Die Krimis sind in Bezug auf Inhalt und Tenor sehr abwechslungsreich: mal heiter-humorvoll, dann verblüffend-einfallsreich, aber immer spannend, versehen mit viel friesischer Atmosphäre.
Erwähnt sei noch, dass sich im Anhang zu jedem Autor / jeder Autorin
eine Kurzbiografie befindet.
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