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Elmar Traks

Elmar Traks

Kui, Alexandra – Trügerischer Sog (2021)

Thriller

 

Seitdem Sara in die Klasse gekommen ist, ist die Stimmung schlecht, denn durch sie wird die Gemeinschaft gespalten:

in die wenigen, die unter Sara als rebellischer Anführerin den Ton angeben und die schweigende Mehrheit, die ohne aufzumucken

alles mit sich machen lässt - die Namenlosen, wie Sara sie verächtlich nennt.  

Der Klassenlehrerin Frau Hoppe reicht es irgendwann: Sie ordnet eine extralange Klassenreise nach Maroog an. Auf der autofreien Nordsee-Insel ohne Netzempfang sollen die Schüler in Gemeinschaftsarbeit den „Friedhof der Namenlosen“ restaurieren. Sie verspricht sich durch das intensive Miteinander eine Stärkung der Klassengemeinschaft.

 

Doch Sara will sich auf keinen Fall anpassen und schon gar nicht ändern.

Sie gefällt sich in ihrer Rolle als „Fürstin“, die ein paar Auserwählte um sich schart.

 

In der neuen Umgebung und durch die zu verrichtenden Tätigkeiten verändert sich tatsächlich die Haltung der Jugendlichen zueinander – allerdings nicht so wie gewünscht. Denn sie sehen ihre Klassenkameraden kritischer und begehren auf. Besonders Sara und ihre Ergebenen geraten in den Fokus des Unmuts; man will sich ihre Schikanen nicht mehr gefallen lassen. Auf Initiative des an sich zurückhaltenden, vernünftigen und hilfsbereiten Kim bildet sich eine Gruppe, die Sara zur Räson bringen will … mit fatalen Folgen.

 

Resümee: Dieser Jugendthriller um eine desolate Klassengemeinschaft,

die durch ein gemeinsames Projekt in der Abgeschiedenheit einer kleinen Nordsee-Insel gestärkt werden soll, ist zweifelsohne spannend, am Schluss sogar dramatisch.

Denn dadurch, dass einige Personen während des Aufenthalts auf Maroog nicht nur sich selbst hinterfragen, sondern vor allem ihre Einstellung zu-

und ihren Umgang miteinander ändern, ist viel Dynamik in der Handlung.

Als Leser ist man auf das Resultat dieses Experiments gespannt.

Das ist allerdings an Tragik kaum zu überbieten!

 

Daher frage ich mich, welche – über das Schreiben eines spannenden Thrillers hinausgehende - Absicht die Autorin mit diesem Buch verbunden hat. Ich weiß es nicht.

 

Sucht man nach den Ursachen für das tragische Ende, findet man diese in erster Linie bei den Lehrern:

. Davon, dass eine Planung der Reise, vor allem Gespräche mit den Schülern

über das, was sie konkret erwartet, stattgefunden hat, ist nicht die Rede. Es scheint, als seien sie nur über ein paar für sie negative (!) Rahmen-bedingungen wie z.B. fehlendes Internet, keine Telefonverbindung und Autofreiheit informiert, ansonsten aber ins kalte Wasser geworfen worden.

 

. Auf Maroog sind sie dann weitestgehend sich selbst überlassen. Von

Aktivitäten zusammen mit den Lehrern ist kaum die Rede. Aber so ein ehrgeiziges Vorhaben bedarf nicht nur intensiver Vorbereitung, sondern vor allem auch der Begleitung durch engagierte Lehrkräfte, bei denen nicht private Interessen im Vordergrund stehen, während sie ihre Schützlinge allein lassen.

 

. Denn die Klassenlehrerin Frau Hoppe kommt, wie sich später herausstellt,

von der Insel; das sollte eigentlich von Nutzen sein. Aber schon bei der Hinreise mit der Fähre hat man aufgrund der Beobachtung, die ein Schüler macht, den Eindruck, dass sie wohl die Klassenfahrt – zumindest auch – zu ihrem eigenen Vergnügen nutzen möchte. Dieser Verdacht bestätigt sich: Sie verlustiert sich z.B. privat mit Einheimischen in einem vornehmen Restaurant und hat nicht nur eine sexuelle Beziehung zu einem Insulaner, sondern auch mit ihrem die Klassenfahrt begleitenden Kollegen. Insgesamt lassen Vorbildfunktion und berufliches Engagement sehr zu wünschen übrig.

 

. Der männliche Kollege tritt kaum in Erscheinung. Er hat seine Auftritte vor

allem dann, wenn es um vornehmlich privat motivierte Streitgespräche über das Verhalten von Frau Hoppe und seinen Liebeskummer geht, als er von ihrem Fremdgehen erfährt.

 

. Besonders der ruhige, hilfsbereite und auf Ausgleich bedachte Kim über-

nimmt oft die Aufgaben, für die eigentlich die Lehrer zuständig wären. Dass er damit bei dieser Klasse überfordert ist, die Folgen zum Teil gar nicht absehen kann, ist nur natürlich – zumal seine Entscheidungen pubertätsbedingt auch emotional beeinflusst sind.

 

Wenn ICH mir schon die Frage nach der von der Autorin intendierten Aussage des Buches stelle – Lehrerschelte? - wie mag es dann Schülern nach der Lektüre gehen? Bleiben sie geschockt zurück? Machen sich Entsetzten und Angst breit, weil sie das Geschilderte mit ihrer eigenen Klassen-Situation vergleichen?

Denn die Ausgangslage ist ja keine ungewöhnliche, könnte also viele Jugendliche betreffen: Eine Klassengemeinschaft ist durch ein „Alphatier“,

das ein paar Gleichgesinnte um sich schart und die anderen terrorisiert, total gespalten.

Die Intention der Klassenlehrerin, durch ein Teamprojekt in veränderter Umgebung ein Miteinander zu schaffen, ist durchaus löblich und erprobens-wert … scheitert aber tragisch.

Erkennen reale Schüler die Ursachen dafür in diesem fiktiven Roman?

 

Fazit: Dies ist zweifelsohne ein spannender Thriller, bei dem die

weitergehende Intention der Autorin jedoch nicht erkennbar ist.

Schüler sollte man mit der Lektüre nicht alleine lassen.

 

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