_______________________
Webmaster u.v.a.m.
Elmar Traks
Frisch ermittelt
Ein Heißmangel-Krimi, Band 1
Leer 1958: Martha Frisch ist 58 Jahre alt und verwitwet - ihr Ehemann, einst Polizist, ist im Krieg erblindet und vor 4 Jahren
bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Seitdem betreibt Martha ihre Heißmangel in der Altstadt von Leer alleine. Um ein finanzielles Auskommen zu haben, hat sie ein Zimmer ihrer kleinen Wohnung an den Anwalt Hugo von Mühlbach untervermietet.
Die couragierte Martha liebt ihre Tätigkeit, auch weil sie viel Tratsch mit-bekommt, wenn die Frauen ihre Wäsche zum Mangeln bringen. Zu ihren Kundinnen gehört auch Vera Malottke, die im gleichen Mietshaus wie Martha wohnt. An deren Türschild steht zwar „Kartenlegerin“, doch so viel Herren-besuch, wie die junge Frau bekommt, ist ziemlich klar, dass sie in ihrer Wohnung dem horizontalen Gewerbe nachgeht.
Als sie dort eines Tages tot aufgefunden wird, sorgt das für ordentlich Gesprächsstoff in der Stadt – vor allem natürlich auch bei Martha in der Heißmangel.
Die Polizei ist jedoch wenig ambitioniert, den Mörder zu ermitteln – schließlich gehörten auch Leeraner Honoratioren zu Veras Kunden. Da legt man sich lieber schnell auf einen kürzlich aus der Haft entlassenen alten Freund der Getöteten als Täter fest.
Aber das kann Martha Frisch nicht hinnehmen. Sie ist von der Unschuld
des jungen Mannes überzeugt und wehrt sich gegen die Scheinheiligkeit
der „guten Gesellschaft“. Zusammen mit ihrem Großneffen Hans Frisch – Polizeiwachtmeister in Leer -, ihrer Enkelin Annemieke und Untermieter
Hugo von Mühlbach macht sie sich auf die Suche nach dem wirklichen Täter.
Und natürlich laufen alle Fäden in der Heißmangel zusammen.
Resümee: Dieser spannende Fünfzigerjahre-Krimi ist der Auftakt zu einer Serie um die Leeraner Heißmangel-Betreiberin Martha Frisch. Die patente, warmherzige Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und einen gesunden Menschenverstand besitzt, ist mir sofort sympathisch gewesen. Das gleiche gilt für ihre 18-jährige Enkelin Annemieke, den Großneffen und Polizei-wachtmeister Hans Frisch sowie Hugo von Mühlbach und Freundin Traudel.
Ihnen steht vor allem der Kriminalkommissar mit Nazivergangenheit Ludger Onnen gegenüber, der sein Mäntelchen nach dem Wind richtet. Denn den Honoratioren der Stadt hat er es zu verdanken, dass er wieder als Polizist arbeiten kann; da darf es sich mit ihnen auf gar keinen Fall verderben. Und schließlich wäscht ja auch eine Hand die andere. Bevor er daher weiter ermitteln muss, ob eine Leeraner Persönlichkeit, die die Dienste von Vera Malottke in Anspruch genommen hat, möglicherweise ihr Mörder ist, kommt Onnen ein kürzlich aus der Haft entlassener langjähriger Freund der Edel-prostituierten als Wiederholungstäter gerade recht.
Kennzeichnend für diesen Krimi ist auch das Zeitkolorit: Die Handlung spielt im Jahr 1958, aber die im Buch geschilderten „Zeichen der Zeit“ überdauerten dieses Jahr natürlich. An vieles erinnere ich (Jahrgang 1956) mich auch noch sehr gut – seien es Gerichte (Toast Hawaii!), Kleidung (Pettycoat!), Tanzstil (Elvis, Rock'n Roll), Anstandsregeln (Bitte und Danke, Knicksen!) und vieles mehr. Anderes ist mir durch Erzählungen meiner Eltern und Großeltern bekannt: Eine Frau, die berufstätig sein wollte, brauchte die Erlaubnis ihres Ehemannes; das allgemeine Streben, Teil des Wirtschaftswunders zu sein; Urlaube in Italien; der Stolz, Telefon, Fernsehen oder gar ein Auto zu besitzen usw.
Die Autorinnen haben mit ihrem Werk ein authentisches Zeugnis der damaligen Zeit geschaffen.
Erzählt wird die Handlung in kurzen Kapiteln abwechselnd aus Sicht verschiedener Protagonisten.
In immer neuen Wendungen geraten durch Marthas, Annemiekes und Hugo von Mühlbachs Nachforschungen mehrere Personen in den Verdacht, Vera Malottke umgebracht zu haben – ein Motiv hätten sie allemal. Die Auflösung ist allerdings überraschend, da nicht vorhersehbar, aber dennoch logisch nachzuvollziehen.
Fazit: ein brillanter Auftakt der neuen Krimi-Reihe
Kommentar schreiben