Pass auf, was du versprichst
Thriller
Die 17- und 18-jährigen Freunde Amber, Megan, Talitha, Daniel, Felix und Xav haben gerade die Schule erfolgreich absolviert und das Gefühl, dass ihnen die Welt gehört. Bevor sie mit dem Studium beginnen, genießen sie den Sommer faulenzend und bis zum Morgengrauen mit reichlich Alkohol feiernd.
An einem dieser Tage hat Felix die Idee gehabt für „die coolste Mutprobe,
die man sich vorstellen konnte, und doch so bizarr, so erregend gefährlich.“ (E-Reader Pos. 161, 2%): Jeder von ihnen soll einmal nachts mit sehr hoher Geschwindigkeit in falscher Richtung über die Autobahn rasen, während die anderen als Beifahrer mit im Auto sitzen.
Fünf der Freunde haben das Vabanquespiel bereits absolviert, ohne dass etwas passiert ist. Beim Letzten jedoch kommt es zu einem schweren Unfall mit drei Toten. Obwohl sie selbst diesmal nicht gefahren ist, nimmt für die anderen völlig überraschend Megan die Schuld auf sich – unter einer Bedingung: Sobald sie ihre Strafe verbüßt hat, kann sie von den anderen jeweils einen wie auch immer gearteten Gefallen verlangen. Alle stimmen
dem Deal zu, den sie schriftlich fixieren und unterschreiben.
Niemand ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass ihre Freundin wegen dreifachen Mordes verurteilt wird und 20 Jahre im Gefängnis verbringen muss.
Als sie entlassen wird, sind bis auf Daniel alle aus der Clique verheiratet und beruflich äußerst erfolgreich. Megan bringt Unruhe in ihre heile Welt, als sie nun wieder den Anschluss sucht und gemäß ihrer Abmachung von jedem Einzelnen etwas fordert – sie fühlen ihre berufliche und private Existenz bedroht.
Resümee: Die Handlung fängt recht unaufgeregt an: Der Leser lernt die
17- und 18-jährigen Freunde Amber, Megan, Talitha, Daniel, Felix und Xav kennen, die gerade ihren Schulabschluss gemacht haben und wieder einmal mit reichlich Alkohol ihre Freiheit feiern. Mit einer gewissen Aufregung sehen sie dem nächsten Tag entgegen, an dem während einer Feier ihre Noten bekanntgegeben werden sollen.
Aus purer Lust am Kick hat der tonangebende Felix kürzlich die Idee zu der oben geschilderten gefährlichen Mutprobe gehabt. Trotz Bedenken will keiner als Feigling dastehen, und fünfmal geht auch alles gut. Als Daniel jedoch an diesem Abend als Letzter überredet werden konnte, kommt es zu einem entsetzlichen Unfall. Zur Überraschung aller erklärt sich Megan bereit, die Schuld auf sich zu nehmen und sich der Polizei zu stellen. Vorab besteht sie jedoch auf einer schriftlichen Abmachung, die alle unterschreiben: Nach Verbüßung ihrer Strafe darf sie von jedem einen wie auch immer gearteten Gefallen einfordern.
Nach diesem relativ moderaten Anfang entwickelt sich das Buch dann zu einem wahren Pageturner!
Kernpunkt ist, dass weder die Freunde noch der Leser wissen,
a) warum Megan ohne weitere Erklärung die Schuld an der Tragödie auf sich genommen hat und
b) was sie nach ihrer Entlassung 20 Jahre später in Bezug auf ihre Forderungen plant. Werden es wirklich kleine Gefallen sein, wovon die Freunde offenbar ausgehen, oder hat sie Größeres vor?
Wie sehr die Punkte a) und b) zusammenhängen, das erkennt man erst im fortgeschrittenen Handlungsverlauf.
Deutlich wird allerdings ziemlich bald nach ihrer Entlassung, dass sie wieder Anschluss an die alte Clique sucht, sich regelrecht reindrängt – was die Einzelnen, mittlerweile privat und beruflich etabliert, als Gefahr für ihre heile Welt empfinden. Denn alle sind um ihren guten Ruf besorgt und möchten nichts mit einer entlassenen Strafgefangenen zu tun haben … auch wenn diese jedem 20 Jahre ihres Lebens geopfert hat.
Außerdem ist Megan entschlossen, die „Gefallen“ von jedem Einzelnen einzufordern.
Werden die Freunde darauf eingehen? Denn was sie verlangt, ist im Grunde nicht weniger als ein Teil der Existenz jedes Einzelnen … im Grunde absolut inakzeptabel.
Aber können sich Amber, Talitha, Daniel, Felix und Xav von ihr befreien, indem sie ihr Geld anbieten und eine Gegeninitiative starten? Kann Megan sie auch jetzt noch ruinieren?
Die Entwicklung ist temporeich und hochdramatisch, beinhaltet viele unvorhergesehene Wendungen. Als Leser denkt man oft, man erkennt, worauf das Ganze zusteuert – aber weit gefehlt!
Megan scheint im Hintergrund stets die Fäden zu ziehen, zu agieren, während die anderen meist zum Reagieren verdammt sind. Doch ist das wirklich so? Je mehr die einstige eingeschworene Clique auseinanderfällt, je mehr jeder sich selbst der Nächste ist und nur für sein eigenes privates und berufliches Überleben kämpft, desto mehr hat der Leser das Gefühl, dass jemand mit falschen Karten spielt – oder sind es mehrere?
Es bleibt bis zum Schluss extrem spannend … auch wenn dieser für mein Empfinden ein wenig „weichgespült“ ist.
Fazit: einer der spannendsten Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
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