Warum wir beim Weltverbessern neu denken müssen
Die letzten Jahre waren unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass viele Personen und Gruppierungen in Anbetracht von sich stetig verschlechternden Klimabedingungen immer leidenschaftlicher
dazu aufrufen, die Welt zu retten. In Anbetracht des Klimawandels verlangen sie von der Politik eine Energiewende und fordern die Bevölkerung zu Ver-haltensänderungen auf, um eine weitere Negativ-Entwicklung zu verhindern.
Industrie und Werbebranche greifen die allgemeine Angst, die zum Teil in
eine regelrechte Panik mündet, auf. Sie bieten immer mehr Ökoprodukte an, stellen (manchmal nur vermeintlich) umweltfreundliche Erzeugnisse her und bewerben sie. Die Politik hingegen agiert schwerfällig und / oder verfolgt unrealistische, da utopische Ziele.
Derjenige, der es wagt, sich zum allgemeinen Zustand relativierend oder zu einigen Maßnahmen kritisch zu äußern, wird oft zornig als jemand gebrand-markt, der persönlich dazu beiträgt, die Welt an den Rand des Abgrunds zu treiben.
Gepusht werden die allgemeine Angst und Panik noch durch eine entsprechende Berichterstattung in den Medien, indem sie nicht nur zum
Teil polemisierend über einen angeblich bevorstehenden „Klimakollaps“ berichten, sondern auch bewusst ihre Wortwahl dem Trend anpassen: Statt „Erderwärmung“ heißt es seit einiger Zeit „Erderhitzung“, statt „Klimawandel“ hört man immer häufiger „Klimakrise“ oder gar „Klimanotstand“.
Wissenschaftlich-objektive Berichterstattung weicht zunehmend emotional-subjektiver Bewertung, wobei vielfach Idealisten gegen Realisten kämpfen.
Vince Ebert beleuchtet kritisch und durch wissenschaftliche Quellen belegt, Mythen und Halbwahrheiten, weist auf Denkfallen sowie Irrationalitäten hin und bietet Lösungen und Alternativen an – alles gewürzt mit einer Prise Humor.
Resümee: Der Autor - studierter Physiker – leugnet den Klimawandel keinesfalls, er zeigt in seinem Buch anhand von Beispielen jedoch schlüssig auf, dass die bislang von der Politik ergriffenen Maßnahmen zur „Rettung des Planeten“ wenig zielführend gewesen sind. Denn sie vergrößern zum Teil eher die vorhandenen Probleme, als dass diese gelöst werden. Er fragt in diesem Zusammenhang, ob z.B.eine komplette Energiewende überhaupt durchsetz-bar ist. Wäre es nicht sinnvoller, sich Klimaveränderungen anzupassen, statt sie verhindern zu wollen?
Ebert plädiert dafür, endlich die Scheuklappen absetzen und über den Teller-rand hinausschauen, andere Perspektiven einzunehmen und kontrovers zu diskutieren - und zwar mit mehr Rationalität als Emotionalität. Denn auf Basis von wissenschaftlich evaluierten Fakten würde es auch gelingen, optimis-tischer in die Zukunft zu blicken (wie der Titel schon sagt: „Lichtblick statt Blackout“).
Grundlage für einen realistisch-effizienten Umgang mit dem Klimawandel ist es vor allem auch, nicht in seiner Ingroup zu verharren, die das eigene Weltbild bestätigt, andere Meinungen und Ansätze zurückweist und moralisch verurteilt. Diskussionen müssen auf Basis des Wissens erfolgen, dass zwar alle das gleiche Ziel haben, aber niemand die absolute Wahrheit für sich beanspruchen kann.
Eberts Devise: sich nicht dem Mainstream anpassen, sondern selbst denken, denn sonst tun es andere für einen.
Der Autor bezeichnet sich selbst als Wissenschaftskabarettist und wird diesem Anspruch mit seinen kritischen Ausführungen, die er vor allem in Bezug auf die sehr anschaulichen Beispiele immer wieder mit Humor spickt, durchaus gerecht.
Fazit: ein sehr lesenswertes Buch, das zum Nach- und Weiterdenken
anregt sowie den eigenen Blick auf die aktuelle Klimadebatte und -bewegung schärft.
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