Wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben
Alles, was Sie über Psychologie wissen sollten
Die Autorin, eine Diplom-Psychologin, möchte in diesem Buch erklären, wie wir gemäß den Erkenntnissen der Psychologie funktionieren.
Dazu geht sie im
I. Teil ausführlich auf folgende Aspekte ein:
. die psychische Grundstruktur mit ihren Teilfacetten; dies geschieht unter der Fragestellung, ob es einen einheitlichen Bauplan für die menschliche Psyche gibt
. die vier psychologischen Grundbedürfnisse nach Grawe (Bindung und Zugehörigkeit, Autonomie und Kontrolle, Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung, Lustgefühle bekommen und Unlustgefühle vermeiden)
In Teil II. schildert sie viele Fallgeschichten aus ihrer psychotherapeutischen Praxis, zu denen sie auf Basis des in Teil I Ausgeführten ihre Überlegungen darlegt.
Teil III schließlich liefert „die wichtigsten Lösungsansätze der Psychotherapie“
In einem Schlusswort fordert Stefanie Stahl „Werde ein Teil der Gemein-schaft“.
Resümee: Die Autorin geht von der Grundannahme aus, dass das, was man in seiner Kindheit erlebt, Einfluss aufs gesamte spätere Leben hat. Dabei beeinflussen besonders die ersten Lebensjahre das Denken und Fühlen als Erwachsene derart, dass Prägungen entstehen, die unsere Handlungen dann maßgeblich beeinflussen. Diese Grundlast hat zur Folge, dass Menschen in ihren Entscheidungen und in ihrem Tun nicht frei sind, ohne dass dies den meisten allerdings bekannt ist.
Sich diese Mechanismus bewusst zu machen, bedeutet für den Einzelnen,
in seine Kindheit zurückzugehen, das dort Erlebte in Bezug auf sein gegen-wärtiges Handeln zu reflektieren, um in der Folge aus seinem „inneren Gefängnis“ ausbrechen und zufriedener werden zu können.
Die Fallgeschichten sind zwar individualisiert, aber dennoch häufig so oder so ähnlich vorkommende Problemfälle, bei denen man nicht in die Kindheit zurückgehen muss, um sie zu lösen. Eine von dazu ausgebildeten Thera-peuten durchgeführte solide Psycho- oder / und begleitende Verhaltens-therapie wäre auf Sicht meines Erachtens erfolgreicher … und vor allem seriöser. Frau Stahls Ansatz ist nicht nur oberflächlich, sondern auch gefährlich, denn um die menschliche Psyche mit den dargestellten
4 Grundbedürfnissen nach Grawe in Einklang zu bringen, kann es nicht (ausschließlich) darum gehen, unliebsame Kindheitsmuster abzulegen.
Dazu passiert auch während unserer Jugend und im Erwachsenen-Alter viel zu viel, was unser Verhalten im negativen Sinne entscheidend beeinflusst – und das, obwohl die Kindheit vielleicht durchaus vielversprechend war, was die entscheidenden Prägungen anbelangt. Und umgekehrt können negative Kindheitsmuster durch spätere positive Erfahrungen durchaus überschrieben werden.
Fazit: „Wer wir sind“ resultiert mit Sicherheit nicht ausschließlich aus den im
Buch dargelegten Inhalten, die sich ohnehin überwiegend nur auf eine Teilaspekt der Psychotherapie-Forschung von Klaus Grawe beziehen.
Wenn in diesem Buch lt. 2. Untertitel angeblich alles steht, was man
über Psychologie wissen sollte, dann ist es erschreckend anspruchslos und ein Schlag ins Gesicht seriöser, engagierter Psychologen.
Dies umso mehr, wenn die Autorin, wie der Klappentext meint, „Deutschlands Psychologin Nr. 1“ sein soll.
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