Max Bischoff, Band 3
Thriller
Fallanalytiker Max Bischoff wundert sich sehr, als er eines Abends einen Anruf von Kriminalrätin Eslem Keskin erhält. Sie leitet
Max' ehemalige Dienststelle, das KK 11 in Düsseldorf, und hat ihn bislang immer deutlich spüren lassen, dass sie wenig von ihm hält.
Nun jedoch bittet sie ihn um Hilfe:
Sie befindet sich zur Zeit in dem idyllischen Weinort Klotten an der Mosel,
um an der Beerdigung einer guten Freundin teilzunehmen. Die Tochter der Verstorbenen hat ihr ein Tagebuch ihrer Mutter überreicht, das diese vor gut 20 Jahren geführt hat. Darin befinden sich beunruhigende Einträge, die auf ein furchtbares, ungeklärtes Verbrechen schließen lassen.
Keskin, die wieder nach Düsseldorf zurückkehren muss, bittet Max Bischoff, nach Klotten zu kommen, um herauszufinden, was damals konkret geschehen ist. Herausgefunden hat sie selbst bereits, dass kurz vor Beginn der Tage-buchaufzeichnungen ein Winzersohn aus dem Ort spurlos verschwunden ist. Die polizeilichen Ermittlungen verliefen aber erfolglos, sodass der Fall ad acta gelegt wurde.
Der Fallanalytiker reist nach Klotten, um zu recherchieren, stößt aber bei
den Einheimischen auf eine Mauer des Schweigens. Mehr noch: Er erhält Warnungen, sich aus deren Angelegenheiten herauszuhalten. Doch Max ignoriert diese, und bald geschieht nicht nur ein Mord, sondern er selbst gerät in Lebensgefahr.
Resümee: Der beschauliche Weinort Klotten bei Cochem an der Mosel als Schauplatz eines Verbrechens? Warum verschlägt es Fallanalytiker Max Bischoff ausgerechnet dorthin? Nun, im Rahmen einer Benefizveranstaltung hat Arno Strobel den Ort und eine Hauptfigur versteigert. Das heißt, der/die Höchstbietende durfte nicht nur einen Charakter entwickeln, sondern auch bestimmen, wo die Handlung spielt.
So ermittelt Max Bischoff in diesem Fall also in dem idyllischen Örtchen unter Angehörigen von alteingesessenen Winzerfamilien. Allerdings stößt er auf eine Mauer des Schweigens, denn niemand will sich zu dem Fall des vor gut 20 Jahren spurlos verschwundenen Winzersohns äußern. Im Gegenteil, man macht ihm sehr deutlich, dass er unerwünscht ist. Trotz massiver Drohungen gibt der Fallanalytiker jedoch nicht auf – erst recht nicht, als ein Mord ge-schieht - und kann peu à peu aus den wenigen Informationen, die er erhält, Zusammenhänge herstellen. Unterstützt wird er dabei vor Ort von dem Psychologen Marvin Wagner, den wir aus Band 2 kennen. Dieser entspricht in Bezug auf sein Aussehen und seine Art ganz und gar nicht dem gängigen Bild eines Wissenschaftlers, und die Dialoge mit ihm lassen einen oft schmunzeln. Er ist in jeder Hinsicht eine echte Bereicherung.
Durch die nur minimalen Erkenntnis-Fortschritte dauert es sehr lange, bis man den Ereignissen, die lange zurückliegen, auf die Spur kommt. Die Handlung gestaltet sich recht langatmig, tritt auf Kosten der Spannung zum Teil auf der Stelle oder nimmt eine Schleife, ohne recht voranzukommen. Im Gegensatz zu Band 1 und 2 wird der Leser längst nicht an die Grenze des Vorstellbaren getrieben, wenngleich die Auflösung, die in rasantem Tempo auf den letzten Seiten erfolgt, kaum Vorstellbares zutage fördert.
Dabei ahnt der Leser durch immer wieder kursiv eingeschobene Kapitel, dass es sich bei der Person, aus deren Sicht diese erzählt werden, um jemanden handelt, der Entsetzliches erlebt haben und schwer gestört sein muss. Doch wer ist es? Auch dies wird erst am Schluss verraten.
Thematisch geht es um schwere Schuld, falsch verstandene Freundschaften und Loyalität sowie verhängnisvolle Abhängigkeiten.
Fazit: In Band 1*) lautete mein Fazit: „Hochspannung pur“, Band 2 **) fand ich
auch noch sehr spannend. Dieser Fall jedoch fällt demgegenüber stark ab, ist streckenweise sogar ein wenig langweilig, kurz: im Vergleich mit seinen Vorgängern und in Anbetracht einer gewissen Erwartungshaltung enttäuschend. Losgelöst davon handelt es sich jedoch um einen vor allem psychologisch durchaus interessanten Krimi – wenn auch keinen Thriller.
*) Mörderfinder, Die Spur der Mädchen (Rezension vom 23. Dez. 2022)
**) Mörderfinder, Die Macht des Täters (Rezension vom 4. Jan. 2023)
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