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Elmar Traks
Krimi aus dem Nordwesten
Hauptkommissar Stahnke 19
1964: Klaas Baalmann (6 ½) und sein 3 Jahre älterer Bruder Steffen leben auf Borkum. Obwohl erwachsen zu sein und Geld
zu verdienen für sie noch in weiter Ferne liegen, lassen sie ihrer Phantasie manchmal freien Lauf und diskutieren ihre Ideen. Klaas kann sich z.B. nicht vorstellen, die Insel jemals zu verlassen; Fischer mit eigenem Kutter zu sein oder vielleicht Wattführer, das würde ihm gefallen. Steffen jedoch hat seiner Meinung nach einen besseren Plan: Er will Gitarrespielen und Singen lernen, um dann viel Geld als Musiker zu verdienen. An dieser Vorstellung findet schließlich auch sein jüngerer Bruder Gefallen: Auch er will fleißig Singen üben und Instrumente erlernen, um dann zusammen mit Steffen aufzutreten.
Diesen Traum können Klaas und Steffen dann sogar realisieren, wobei Steffen immer der Organisator, Zielstrebigere und Erfolgreichere ist. Sonnyboy Klaas reißt vor allem mit seinem Showtalent die Massen mit,
sieht ansonsten aber alles relativ locker. Seiner Freundin zuliebe will er
aber das Lehramtsstudium beenden und sich danach um eine Stelle bemühen. Es kommt zu unschönen Entwicklungen, die Brüder entzweien
sich und sind schließlich verfeindet.
2022: Klaas und Steffen Baalmann sind tot: Ersterer ist bereits vor einem halben Jahr in Oldenburg gestorben – seine Leiche hat man in einer kalten Nacht in einem Bushäuschen neben Whiskeyflaschen gefunden. Die näheren Umstände seines Todes konnten bislang nicht aufgeklärt werden.
Steffens Leiche wird aktuell auf Borkum gefunden - mitten im Ort, genau vor seinem Elternhaus, hat er an einer Litfaßsäule gehangen. Selbstmord? Alles deutet zunächst darauf hin, doch der Gerichtsmediziner findet Zeichen, die auf Mord hindeuteten.
Feinde hatte der mittlerweile 65-jährige, nach wie vor erfolgreiche Musiker viele … und es kommen im Laufe der Ermittlungen immer mehr hinzu.
Auch Klaas' Tod erscheint zunehmend in einem neuen Licht.
Resümee: Die Handlung besteht aus 2 Strängen: Rückblenden in die Ver-gangenheit zeigen die private, vor allem aber berufliche Entwicklung der Brüder Klaas und Steffen. Es wird bald deutlich, dass Letzterer der deutlich Ehrgeizigere und Zielstrebigere ist, der andere immer wieder zu seinen Gunsten manipuliert und antreibt. Mit zunehmendem Erfolg nutzt er vor allem auch seinen weniger ambitionierten, labilen, gutgläubigen und beeinfluss-baren Bruder aus. Dies überträgt sich später auch auf andere Lebens-bereiche.
Die Schilderung der Biographien von Klaas und Steffen Baalmann ist für das Verständnis der Gegenwartshandlung unabdingbar, die sich mit dem Tod der beiden Brüder beschäftigt. Mit diesem Wissen sind die Morde der dramatische – und ich wage zu behaupten: logische - Endpunkt zweier Leben, die den gleichen Startpunkt hatten, lange Zeit parallel liefen, dann aber auseinander-drifteten und in einem immer stärker werdenden Spannungsfeld endeten.
Die gesamte Handlung mit ihren vielen Wendungen sowohl in dem einen
wie dem anderen Strang ist sehr spannend. Außerdem bedeuteten die Rück-blenden für mich, die ich im gleichen Alter wie der Autor und mittlerweile pensionierte Lehrerin bin, ein Abtauchen in die Vergangenheit mit Lehrer-überschuss, Extremistenerlass, Berufsverboten usw.
Fazit: Ich bin gespannt auf weitere Krimis von Peter Gerdes.
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