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Elmar Traks

Elmar Traks

Delany, JP – Die Fremde in meinem Haus (2023)

Thriller

 

Vor 15 Jahren erhielt Susie Jukes (damals 20) gerade

ihre ersten Engagements als Background-Sängerin, als sie ungewollt schwanger wurde. Da zu dem Zeitpunkt ein Kind für sie nicht in Frage kam, gab sie das Mädchen, das den Namen Sky erhielt,

zur Adoption frei.

Heute hat Susie eine eigene Band, ist glücklich verheiratet, lebt mit ihrem Mann Gabe – einem ehemaligen Rockmusiker - in sicheren sozialen Ver-hältnissen in einem großen Farmhaus am Londoner Stadtrand und wünscht sich sehnlichst ein Kind. Doch sie hatte bereits 5 Fehlgeburten und Schwierig-keiten, erneut schwanger zu werden.

Oft denkt sie daran, was Sky wohl macht und wie es ihr gehen mag – ihre Entscheidung von einst bereut sie mittlerweile.

Da trifft sie eine Social-Media-Nachricht wie ein Faustschlag:

„Hallo, Susie. Ich heiße Anna Mulcahy, aber mein Geburtsname ist Sky Jukes. Ich bin 15 Jahre alt. (…) - könnten wir uns (…) mal treffen? Ich glaube, dass du meine leibliche Mutter bist. (…)“

Gabe rät, die Nachricht aus verschiedenen Gründen zu ignorieren, doch für Susie steht fest, dass sie darauf reagieren wird.

Sie trifft sich schließlich mit Anna, die erzählt, wie unglücklich sie bei ihren viel zu strengen und konservativen Adoptiveltern sei. Susie glaubt an eine zweite Chance, will ihr helfen, um ihren Fehler aus der Vergangenheit wieder gutzu-machen, und lässt die Jugendliche bei sich und Gabe wohnen.

 

Damit wird jedoch eine zerstörerische Spirale aus Lügen, Verleumdungen

und Anschuldigungen in Gang gesetzt, die Susies und Gabes Leben sowie ihre Beziehung gefährdet, zumal auch noch dunkle Geheimnisse aus beider Vergangenheit ans Licht kommen.

 

Resümee: Die Thematik des Buches ist sehr komplex, dabei aber auch höchst interessant: Adoptiv- versus Pflegekinder, Probleme im Zusammen-leben von Adoptivkindern und -eltern, emotionale Auswirkungen und psychische Schäden bis hin zu Traumatisierungen, Beziehung zur leiblichen Mutter. Dabei versteht der Autor es auch, die Gesetzeslage – und wie sie oft umgangen wird – geschickt in die Handlung einfließen zu lassen. Nicht zuletzt wird auch die Me Too-Problematik mit eingebunden. - Insgesamt hat der Autor intensive Recherchearbeit betrieben.

 

Die Story fängt außerordentlich spannend an: Susie will unbedingt auf die Nachricht von Anna / Sky, die glaubt, ihre Tochter zu sein, reagieren. Sie glaubt an eine zweite Chance, mit der sie den Fehler, ihr Kind zur Adoption freigegeben zu haben, wieder gutmachen kann.

Wie wird das erste Treffen der beiden ausgehen? Wie wird sich ihr Verhältnis entwickeln? Kann eine funktionierende Mutter-Tochter-Beziehung entstehen und wie wird Susies Mann Gabe mit der veränderten Situation umgehen? Es ist nicht vorauszusehen, was als Nächstes passiert, sodass eine konstante Spannung aufrecht gehalten wird.

 

Nach einem Höhepunkt ca. in der Mitte des Buches flacht die Spannungs-kurve jedoch sehr schnell ab. Es gibt viele Variationen verschiedener Situationen und Gespräche sowie inhaltliche Wiederholungen, was zum Teil auch daran liegt, dass Ereignisse aus der Perspektive eines anderen Prota-gonisten nochmals erzählt werden. Die Handlung wird zunehmend vorher-sehbar - selbst Sky wird in ihrer Unberechenbarkeit immer berechenbarer - es gibt kaum noch wirklich überraschende Wendungen und die Spannung geht schließlich nahezu ganz verloren. Der Schluss entlockte mir nicht mehr als ein „Na ja“.

 

Konnte ich Susies Sehnsucht, ihre leibliche Tochter kennenzulernen, und ihr Verhalten anfangs gut nachvollziehen, so ließ dieses Verständnis zunehmend in dem Maße nach, wie Sky durch ihr Verhalten ihr und Gabe nicht nur schadet, sondern sie sogar in Gefahr bringt. Stur, absolut uneinsichtig, dabei an Irrationalität und Selbstüberschätzung kaum noch zu überbieten, klammert sich Susie an die Jugendliche. Und Gabe? Der mahnt und warnt zwar ge-legentlich, lässt seiner Frau aber letztlich immer ihren Willen und unterstützt sie.

 

Fazit: ein Buch, das durchaus mit Thrillerpotenzial beginnt, sich dann aber

   immer mehr zum reinen Familiendrama entwickelt.

 

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