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Elmar Traks

Elmar Traks

Hawkins, Rachel – Windnacht (2023)

Thriller

 

Lux und Nico haben sich in San Diego kennengelernt. Da

er künftig sein Geld auf Hawaii mit Segeln verdienen möchte, bittet er Lux, sich mit ihm auf Maui zu treffen – er selbst will mit der „Susannah“ dorthin segeln. Sie sagt begeistert zu und bucht ein One-Way-Flugticket. Dabei geht es ihr nicht nur um den fantastisch aussehenden Nico, sondern sie sieht auch die Chance, viel zu reisen, vielleicht sogar um die Welt zu segeln.

Doch zunächst liegen derartige Pläne auf Eis, denn auf Maui angekommen, muss das Boot mit Motorschaden und einem Loch im Rumpf ins Trockendock, aber für die Reparatur fehlt das Geld. Während Lux als Zimmermädchen in einem Hotel arbeitet, jobbt Nico nun erst einmal in der Marina und ist ganz zufrieden. Eines Tages kommt er nach Hause und berichtet von Amma und Brittany, zwei jungen amerikanischen College-Absolventinnen, die auf Welt-reise sind und ihn als Skipper für einen Törn nach Meroe Island anheuern wollen.

 

Dieses Angebot können Lux und Nico nicht ausschlagen und treffen das Arrangement, den beiden jungen Frauen die Reparatur der „Susannah“ mit auf die Rechnung zu setzen.

Dann kann es endlich losgehen!

 

Als die Vier die idyllische Pazifik-Insel erreichen, ankern dort bereits Jake

und Eliza, ein sehr wohlhabendes Paar, das die Neuankömmlinge gleich am ersten Abend zu einem opulenten Mahl einlädt. Die Stimmung ist prima, alle verstehen sich prächtig und genießen die nächsten Tage zusammen fernab der Zivilisation. Es könnte ihnen nicht besser gehen.

 

Doch dann taucht Robbie mit seinem Boot auf. Er passt gar nicht in die Gruppe und sorgt für schlechte Stimmung und Spannungen untereinander. Als er die anderen beraubt und deren Funkgeräte zerstört, kommt es immer häufiger zu Konfrontationen, bis der Störenfried schließlich verschwindet.

Doch die alte Harmonie will sich zwischen den anderen nicht wieder ein-stellen, die Anfeindungen nehmen zu, immer mehr Geheimnisse und dunkle Seiten ihrer Persönlichkeit kommen ans Licht.

 

Als eine Leiche auf der Insel gefunden wird, stellen sich alle die Frage, ob

hier vielleicht ein Mord geschehen sein könnte. Es bleibt nicht bei diesem einen Todesopfer.

 

Resümee: Meroe Island ist eine kleine idyllische Insel im Pazifik, fernab

jeder Zivilisation. Um sie ranken sich viele Geschichten. So sollen z.B. vor dem 2. Weltkrieg Matrosen mit ihrem Schiff, der namengebenden „HMS Meroe“, dort Schiffbruch erlitten und Monate lang festgesessen haben. Es

gab nur wenige Überlebende, die sich später vor Gericht für den Mord an ihren Kameraden verantworten mussten. Dabei kursierten Geschichten

über Kannibalismus, über die wegen ihrer Grausamkeit nicht in den Medien geschrieben wurde.

 

Hierhin nun segeln vier abenteuerlustige junge Leute mit Nicos Boot „Susannah“: er selbst als Skipper, seine Freundin Lux und die beiden

College-Absolventinnen Amma und Brittany, die sich auf Weltreise befinden.

Als sie dort angekommen, ankert bereits die Luxusyacht von Jake und Eliza dort, die die Vier herzlich willkommen heißen. Gleich am ersten Abend wird kräftig gefeiert, man versteht sich prima und genießt auch in den nächsten Tagen das Beisammensein.

 

Doch dann taucht Robbie mit seinem Segelboot auf und verdirbt durch seine Art die gute Stimmung; es kommt zu ersten Spannungen untereinander. Als Robbie nach Diebstählen und Zerstören der Funkgeräte verschwunden ist, wird nicht etwa die alte Harmonie wieder hergestellt. Im Gegenteil: Der Riss innerhalb der Gruppe wird immer größer, die Beziehungskonstellationen ändern sich, Zwietracht wird gesät, Animositäten zum Teil durch falsche Herzlichkeit überspielt.

Der Leser erfährt durch Rückblenden in die Vergangenheit der 6 noch auf

der Insel verweilenden Protagonisten, dass niemand der ist, der er vorgibt

zu sein. Jeder spielt mit falschen Karten und birgt ein Geheimnis, von dem

er denkt, dass niemand der anderen es kennt. Weit gefehlt!

 

Eigentlich ist dies ein Konzept für einen spannenden Thriller! Doch die Umsetzung ist nur bedingt gelungen:

Vor allem die weiblichen Protagonisten haben ihre ganz eigene tragische Geschichte, die Antrieb für ihr aktuelles und keineswegs zufälliges Agieren ist. Das wird in mit „Früher“ überschriebenen Rückblenden in die Vergangenheit der betreffenden Personen nach und nach pointiert herausgearbeitet. Wie bei einer Zwiebel fällt Schicht um Schicht der zunächst nach außen zur Schau getragenen heilen Schale, bis auch die letzte Schutzhülle weggenommen und man zu der Achse gelangt ist, um die sich die Motivation für die gegenwärtige Inszenierung dreht.

Durch diese Technik kommt es – forciert durch Cliffhanger - bis zum Schluss zu einer kontinuierlichen Spannungssteigerung, zumal der Leser immer deut-licher erkennt, was für eine explosive Persönlichkeitsmischung sich auf der idyllischen Insel befindet.

 

Obwohl der Leser daher ahnt, dass es auf der Insel irgendwann zum Knall kommen wird, schleppt sich die mit „Jetzt“ überschriebene Gegenwarts-handlung größtenteils zäh und langatmig dahin. Trotz etlicher gefährlicher Situationen, vor allem ausgelöst durch den Neuankömmling Robbie, fehlt die Steigerung einer ohnehin recht niedrigen Grundspannung. Die Bezüge zu den Rückblenden sind nicht (deutlich) herausgearbeitet. Die Akteure haben hier keine scharfe Konturierung und Tiefe. Man kann es auch im Nachhinein kaum glauben, dass es sich um die gleichen Personen wie in den Rückblenden handelt:

Erscheinen sie z.B. im „Früher“ tough und entschlossen, so kommen sie im „Jetzt“ eher naiv und willensschwach herüber.

 

Der Schluss ist für mich im wahrsten - und negativen - Sinne kaum zu glauben.

 

Fazit: Rückblenden topp, Gegenwartshandlung Flop

 

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