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Elmar Traks

Elmar Traks

Hinrichs, Anette – Nordlicht: Tod in den Fluten (2023)

Boisen & Nyborg ermitteln, Band 5

Kriminalroman

 

Seit 32 Jahren veranstaltet die Sønderjylland Bank für ausgewählte Gäste einen Segeltörn mit dem Traditionssegler „Valeria“

auf der Flensburger Förde. Obwohl die Ostsee diesmal durch Starkregen

und -wind bereits vor dem Start sehr aufgewühlt ist, entscheiden die Firmen-bosse, das Event trotzdem stattfinden zu lassen. Als das Unwetter nach dem Ablegen immer stärker wird, hat die Crew alle Hände voll zu tun, die Segel

zu reffen, bewegliche Teile zu sichern und alle Passagiere unter Deck zu beordern.

Immer wieder wird die „Valeria“ von Böen kräftig durchgeschüttelt und bekommt Schräglage. Während der Bankdirektor seine Gäste mit dem Hinweis auf die erfahrene Crew noch zu beruhigen versucht, ist der Ruf „Mann über Bord“ von außen zu vernehmen. Aufgrund der katastrophalen Wettersituation ist ein Mann-über-Bord-Manöver aussichtslos.

 

Einige Tage später wird die Leiche von Saskia Niekamp – erfolgreiche, auf-strebende Mitarbeiterin der Sønderjylland Bank – an der dänischen Küste bei Sønderby gefunden. Zunächst geht man von einem tragischen Unglücksfall aus, doch die Obduktionsergebnisse lassen auf Mord schließen. Damit ist dies ein Fall für die deutsch-dänische Sondereinheit der Kriminalpolizei, der von deutscher Seite Vibeke Boisen und von dänischer Rasmus Nyborg federführend angehören.

 

Sie recherchieren im beruflichen und privaten Umfeld der Toten, doch überall hören sie nur Gutes über sie. Niemand schien auch nur den geringsten Grund zu haben, die junge Frau aus dem Weg zu räumen. Wo also können die Ermittler noch ansetzen?

Als Vibeke Boisen ihrem Vater – stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Flensburg - bei dessen Verabschiedung in den Ruhestand von der Tat berichtet, erinnert dieser sich an einen 20 Jahre zurückliegenden Fall, der erstaunliche Parallelen aufweist. Es belastet ihn immer noch, dass dieser damals als ungeklärt zu den Akten gelegt werden musste.

 

Die Sondereinheit vertieft sich in die alten Unterlagen und stößt auf über-raschende Verbindungen zu Personen, die beim aktuellen Segeltörn an Bord gewesen sind.

Bei den weiteren Ermittlungen bekommt auch das allzu heile Bild der toten Saskia Niekamp immer mehr Risse.

 

Resümee: Die Handlung weist von Anfang an einen kontinuierlich hoch gehaltenen Spannungsbogen auf. Das liegt vor allem daran, dass es zahll

ose potenzielle Täter in diesem Fall gibt – an Bord der „Valeria“ haben sich zum Tatzeitpunkt ca. 40 Personen befunden. Es handelt sich dabei um

Crewmitglieder, Kunden, Kollegen, Vorgesetzte, bekannte Persönlichkeiten, darunter auch Menschen, zu denen die Tote einen privaten Bezug hatte. Diese Konstellation bietet eine große Bandbreite an möglichen Tatmotiven – und das bei einer Person, die offenbar ein in jeder Beziehung makelloses Image hatte. Der Leser allerdings erfährt durch kurze, eingestreute Szenen, die außerhalb der Ermittlungen angesiedelt sind, dass in Wirklichkeit nicht alle auf Saskia Niekamp gut zu sprechen gewesen sind – aber diese „Häppchen“ sorgen eher noch für zusätzliches Spekulationsfutter und steigern so die Dramatik.

 

Dass die meisten Kapitel mit einem Cliffhanger enden, sorgt für zusätzliche Spannung.

 

Die einzelnen Kapitel spielen abwechselnd an deutschen und dänischen Orten mit Vibeke Boisen oder / und Rasmus Nyborg im Mittelpunkt. Die Handlungsorte werden so detailliert und anschaulich beschrieben, dass

man das Gefühl hat, selbst anwesend zu sein.

 

Die Ermittlungsergebnisse werden regelmäßig in gemeinsamen Sitzungen

der gesamten deutsch-dänischen Sondereinheit zusammengeführt, Schluss-folgerungen gezogen und das weitere Vorgehen besprochen – als Leser fühlt man sich stets mit eingebunden, kann die einzelnen Aspekte gedanklich kommentieren und bewerten.

 

Da der Fall im Bankenumfeld angesiedelt ist, erfährt man „nebenbei“ einiges über Spekulationsgeschäfte und Kryptohandel. Obwohl die Autorin sich viel Mühe mit entsprechenden Erklärungen gegeben hat, kam ich dennoch gelegentlich an meine Verständnisgrenzen.

 

Dieser 5. Band war das erste Buch der Reihe, das ich gelesen habe.

Da es sich um einen eigenständigen, abgeschlossenen Fall handelt, ist

es kein Problem, in die Handlung hineinzukommen. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass private und berufliche Ereignisse im Leben von Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg, die ihre individuelle Befindlichkeit und ihr anfangs distanziertes Verhältnis zueinander erklären, nicht nur sehr sporadisch angedeutet, sondern konkret beim Namen genannt werden.

 

Fazit: Trotz kleiner Schwächen, die ich aber nicht allein der Autorin anlasten

   möchte, ist dies ein sehr spannender, lesenswerter Krimi.

 

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