Syltkrimi
Lotte Schmidt hat sich sehr auf ihren ersten Leuchtturm-Besuch gefreut. Doch als sie nun zusammen mit anderen Sylt-Touristen zum Kampener Leuchtturm wandert, herrscht zu ihrem Unmut richtiges norddeutsches Schietwetter. Damit nicht genug: Im Inneren riecht es modrig, ist düster und ausgesprochen ungemütlich. Und dann liegt auf der steinernen Wendeltreppe auch noch ein Toter!
Die Sylter Polizisten halten den ca. 40 – 50 Jahre alten, ungepflegt wirkenden Mann im ersten Moment für einen Obdachlosen, der im Leuchtturm Schutz vor dem Wetter gesucht hat und betrunken die Treppe heruntergestürzt ist – ein bedauerlicher Unfall also.
Doch bei näherem Hinsehen fällt ihnen auf, dass der Tote weder nach Alkohol noch nach Schweiß riecht. Außerdem hat er am Hals eine Stichwunde – das spricht eindeutig für Mord, ist somit ein Fall für die SoKo Nord.
Deren Leiterin, Kriminalhauptkommissarin Hilla Ahrend, Oberkommissar
Max König und Kommissar Barne Pankok begeben sich unverzüglich von Flensburg nach Sylt, wo sie auf ihre neue Kollegin, die Kriminologin Ebba Blum, treffen.
Die Spurensicherung gestaltet sich schwierig, da eventuelle Hinweise von den Touristen, aber auch durch die Sylter Kollegen vernichtet wurden.
Glück im Unglück: Der Tote ist im Polizeisystem gespeichert. Es handelt sich um Jan Bergen, der wegen eines Millionen-Betrugs an seinem ehemaligen Arbeitgeber gesucht wurde und bereits seit zwei Jahren auf der Flucht war. Dessen Frau und die beiden 13 und 17 Jahre alten Töchter leben hingegen in List. Angeblich weiß die Familie nichts vom Aufenthalt des Opfers auf der Insel, es soll keinen Kontakt gegeben haben.
Warum also hat Bergen nun das Risiko einer Rückkehr auf sich genommen, sich bei seiner Familie aber nicht gemeldet? Wer wusste davon und hatte ein Motiv, ihn zu ermorden?
Resümee: Dies ist der erste Band einer neuen Serie von Anne Amrum
mit einem leicht chaotisch anmutenden Ermittlerteam: Max König ist ein Womanizer par excellence, der keine Gelegenheit für ein Sex-Abenteuer ungenutzt lässt. Barne Pankok ist ein Familienmensch durch und durch und vermisst während der Ermittlungen auf Sylt seinen 5-jährigen Sohn. Die bodenständige Hilla Ahrend leitet das Team, was ihr normalerweise keine Mühe bereitet. Doch dann kommt Ebba Blum hinzu: Kriminologin mit Vorliebe für einen knallbunten Kleidermix und oft befremdlichem – um nicht zu sagen: verstörendem – Verhalten. Und Teamfähigkeit scheint ihr völlig fremd zu sein. Die Nerven ihrer Kollegen werden dadurch ziemlich strapaziert, die Zusam-menarbeit gestaltet sich schwierig, und Hilla Ahrend hat manchmal Mühe, ihre Leute wieder „einzufangen“.
Aber gerade dieser Mix an völlig unterschiedlichen Charakteren macht u.a. den Reiz des Krimis aus, sorgt für mache skurrile Szene und Komik.
Außerdem wird der Leser von Anfang an in die spannende Handlung hineingezogen, was auch an den detaillierten Landschafts- und Situations-beschreibungen liegt. Man fragt sich genau wie die Kommissare, was Jan Bergen nach zwei Jahren auf der Flucht nun plötzlich nach Sylt zurück-gezogen hat. Warum ist er das Risiko eingegangen, erkannt zu werden? Weshalb hat er sich bei seiner Familie nicht gemeldet? Was wollte er im Leuchtturm und wer hatte ein Motiv, ihn dort zu ermorden? Hängt die Tat
mit seinem Millionen-Betrug zusammen?
Fazit: ein spannender und äußerst unterhaltsamer erster Fall dieser neuen
Serie, die sich von der Küsten-Krimi-Reihe um Sophie Meerkatz und Rüdiger Thomsen sehr unterscheidet
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