Förde-Krimi
Kristin Voss ist mit einem Umzugs-Transporter vom ostfriesischen Leer in den hohen Norden nach Flensburg unterwegs, wo sie am Morgen ihre neue Stelle im Kriminal-kommissariat K1 antreten wird. Kurz vor Mitternacht hat sie ihr Ziel fast erreicht, als sie im immer dichter werdenden Nebel auf einer Landstraße plötzlich ein am Straßenrand stehendes Auto erkennt. Obwohl weder die Warnblinkanlage eingeschaltet noch ein Warndreieck aufgestellt ist, denkt
sie an eine Panne, hält an und geht zu dem PKW, dessen Motor noch läuft. Hat der Fahrer vielleicht einen Herzanfall erlitten und braucht Hilfe?
Doch es ist niemand zu sehen. Stattdessen bemerkt Kristin Voss auf der Beifahrerseite eine Handtasche und deren Inhalt, allerdings fehlen Handy und Geldbörse. Auf dem Fahrersitz erkennt sie einen großen Blutfleck, und auch auf dem Boden befindet sich Blut. Alles sieht nach einem brutalen Überfall auf eine Frau aus.
Ohne zu zögern ruft sie ihren neuen Chef, den Ersten Kriminalkommissar Jens Beck, an … und steckt sogleich früher als gedacht in ihrer ersten Ermittlung an der Flensburger Dienststelle.
Schnell weiß man, dass Maike Adamo die Halterin des PKWs ist. Ihre Leiche wird am Morgen übel zugerichtet im Wikinger Museum Haithabu bei Schles-wig gefunden.
Als spät in der Nacht eine weitere Frau auf der Seebrücke in Eckernförde ermordet wird, vermutet Kristin Voss im Gegensatz zu ihren Kollegen einen Zusammenhang, ja sogar den gleichen Täter.
Die Ermittlungen gestalten sich anfangs jedoch schwierig, da diese zweite Tat in die Zuständigkeit der Polizeizentralstation Eckernförde fällt. Obwohl sich der leitende Kommissar schließlich kooperativ zeigt, ist der Mörder nicht zu fassen … bis ein drittes Opfer zu beklagen ist, und Kristin Voss ihre Kollegen endlich von der Theorie eines Serienkillers überzeugen kann.
Resümee: Dieser erste Förde-Krimi mit der neuen Kommissarin Kristin Voss ist leidlich spannend. „Leidlich“ deshalb, weil ihre schnell geäußerte Serien-mörder-Theorie mir anfangs „aus dem Hut gezaubert“ erschien. Ich wurde nicht so an sie herangeführt, dass die Argumente für mich überzeugend waren. Es kam mir eher so vor, als ob der Autor sein Konzept, den Täter einen Serienkiller sein zu lassen, möglichst rasch thematisieren wollte, ohne jedoch den Leser „mitzunehmen“. Auch Kristins Kollegen halten ihre Vermu-tung für absurd, was möglicherweise in Bezug auf den weiteren Handlungs-verlauf Spannung erzeugen soll. Das tut es aber nicht, wenn ich als Leser eine Hypothese rational nicht nachvollziehen kann, stattdessen das Bauch-gefühl einer Kommissarin als Grundlage für eigene Überlegungen nehmen soll.
Dennoch kann man viel miträtseln, um wen es sich bei dem Frauenmörder handelt und welches sein Motiv ist – Vermutungen tun sich einige auf, und erst am Schluss gibt es nach etlichen falschen Spuren und Wendungen eine glaubhafte Lösung.
Letztlich hatte „die Neue“ mit ihrer These absolut recht, denn sie führte zum Täter – mit einer höchst interessanten Schilderung der Tatvorbereitung,
-werkzeuge und -durchführung.
Genervt haben mich inhaltliche Wiederholungen: Kristin Voss erwähnt immer wieder, dass sie ihren geliehenen Umzugs-Transporter dringend zurückgeben muss, weil sie jeder weitere Tag Geld koste. Ja, meine Güte, dann soll sie es zwischendurch oder abends doch mal machen, wenn es so wichtig ist, und lieber z.B. das Einrichten der Wohnung vertagen. Allerdings hätte dann der Autor von seinem vorgefassten Konzept abweichen und den Schluss anders schreiben müssen.
Die vielen Ausdruckswiederholungen und die immer gleichen Satzbausteine signalisieren, dass sprachlich noch viel Luft nach oben ist – ich empfehle die Nutzung des Synonym-Wörterbuchs.
Last but not least: Wenn schon der Autor den Überblick über die Namen seiner Protagonisten verliert, sollte doch zumindest ein Lektorat korrigierend eingreifen!
Birthe Jensens Mann heißt wahlweise mal Martin, mal Thomas, Staatsanwalt Sievers wird schon mal in Siebert umgetauft, der Familienname eines Opfers und dessen Ehemannes variiert zwischen Borders und Broders.
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