Syltkrimi
Svea Larsen trifft sich jeden Freitagvormittag heimlich
mit ihrem Geliebten, doch heute ist er zum ersten Mal nicht erschienen, hat auch nicht abgesagt und ist telefonisch nicht erreichbar. Besorgt und in Gedanken fährt sie nach Hause zu ihrem großen Anwesen in Kampen. Doch als sie den Flur betritt, spürt sie, dass etwas nicht stimmt: Es ist zu still!
Das französische Au-pair-Mädchen Juliette ist nicht daheim, hat – für sie
völlig untypisch – die 3-jährige Jördis alleine gelassen. Die Kleine schläft
zwar friedlich in ihrem Bettchen … doch neben ihr auf dem Nachttisch liegt
ein Brotmesser aus der Küche. Nie würde Juliette ein Messer in der Nähe ihres Schützlings liegen lassen. Was hat sie damit gemacht und wo ist sie?
In der Hoffnung auf eine plausible Erklärung wählt Svea deren Nummer. Doch als auch sie nicht erreichbar ist, schwant ihr, dass etwas Schlimmes passiert sein muss.
Bei einem Blick aus dem Fenster bestätigt sich ihr Verdacht: Auf einem kleinen Hügel an der Rückseite ihres Grundstücks liegt eine Jacke mit einem großen Blutfleck im Heidekraut.
Die Kollegen der Sylter Wache übernehmen den Fall, wobei es für Haupt-kommissar und Dienststellenleiter Tammo Hansen der letzte Arbeitstag
vor seiner Pensionierung ist. Daher ruft er bei seiner Nachfolgerin Bente Brodersen in Husum an und bittet sie, mit dem nächsten Zug auf die Insel
zu kommen, um die Ermittlungen zu leiten.
Doch diese gestalten sich schwierig: Wo ist Juliette? Ist sie freiwillig ver-schwunden und lebt noch? Aber warum dann diese plötzliche Flucht?
Oder wurde sie, worauf die blutige Jacke deutet, ermordet? Doch wo ist ihre Leiche? Welche Rolle spielt Sveas Ehemann Benno in dem Fall? Und warum scheint der smarte Anwalt der Familie Maik Dreesen, der sich zufällig (?) gerade auf der Insel aufhält, die Nachforschungen blockieren zu wollen? Last but not least: Was ist mit Sveas Geliebtem passiert?
Da geschieht ein Doppelmord …
Resümee: Nachdem ich von dem 2024 erschienenen Syltkrimi „Inselgrab“
der gleichnamigen Autorin (Pseudonym für Benjamin Tomkins) total begeistert war*), hat mich dieser, 2 Jahre zuvor veröffentlichte Band enttäuscht:
Die Handlung nimmt zwar auch viele überraschende Wendungen, die aber zum Teil logisch nicht gänzlich nachvollziehbar sind, sondern konstruiert er-scheinen.
Der Leser kann zwar immer mitüberlegen, was mit Juliette passiert ist, welche Rolle die Akteure wirklich spielen, welche Beziehungen sie zueinander haben und wer für die Morde verantwortlich ist. Aber irgendwie findet man nie eine zufrieden stellende Fährte, sondern alles bleibt viel zu nebulös, nicht weiter verfolgenswert. Das ist frustrierend.
Die Erklärung für Juliettes Verschwinden und die Morde sowie Antworten auf alle Fragen (s.o.) werden am Schluss im Rahmen einer Rückblende gegeben, sind für mich aber größtenteils wenig glaubhaft.
Habe ich mich bei „Inselgrab“ gefreut, neben spannender Unterhaltung auch noch viel dazulernen zu können, so fehlt dieser Aspekt diesmal.
Was mich geärgert hat, ist die miserable handwerkliche Arbeit: Da entschul-digt sich die Autorin vorab für Rechtschreibfehler – ok, kann man machen; lieber wäre mir allerdings eine Überarbeitung / ein Korrektorat mit dem Ziel, ein fehlerfreies Buch zu liefern.
Das Schlimme ist aber der wilde Ritt durch alle Zeiten, die die deutsche Grammatik zu bieten hat: Mal ist die Ausgangszeit das Präsens, dann das Präteritum, und Perfekt sowie Plusquamperfekt werden auch eingefügt, ohne den richtigen Gebrauch zu kennen.
Hätte ich diesen Band zuerst gelesen, hätte ich ihn abschließend sicherlich komplett negativ bewertet – so ziehe ich durchaus in Betracht, dass meine Erwartungshaltung sehr, sehr hoch und somit die Enttäuschung / Fallhöhe vorprogrammiert war.
Fazit: na ja!
*) siehe Rezension vom 14.06.2024
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