Geschke, Linus – Wenn sie lügt (2024)

Auf einem einsamen Parkplatz wurde nachts ein Pärchen erschossen –

von David, der damals Norahs Freund war. Zur Rechenschaft konnte er nie gezogen werden, da er nach Recherchen der Polizei auf der Flucht in der Ostsee ertrank. Aber Norah ist seitdem für die Einheimischen immer „Die Freundin des Killers“ geblieben.

Nach diesem Ereignis löste sich die Clique auf: Goran ging nach Berlin,

Norah und Peggy zogen nach Dresden, kehrten später aber in ihren Heimatort zurück. Daniel wollte seine Musiker-Karriere weiter verfolgen, Marcel und Lisa heirateten und blieben ebenso wie Rolaf in der Gegend.

Der Kontakt untereinander brach ab.

Jetzt, fast 20 Jahre später – alle sind Mitte / Ende 30 – bekommt Goran einen Hilferuf von der Mutter seiner Jugendliebe Norah: Sie bittet ihn, so schnell wie möglich nach Waldesroda zu kommen, denn ihre Tochter hat Drohbriefe er-halten, die so viel intimes Wissen über sie enthalten, dass sie nur von David stammen können – aber der wurde ja von den Ermittlungsbehörden zweifels-frei für tot erklärt.

Norahs Mutter bittet Goran, der für sie immer wie ein Sohn war, herauszu-finden, wer hinter den Briefen steckt, in denen jemand droht, ihre Tochter umzubringen.

Im Rahmen seiner Recherchen kommt die Vergangenheit wieder an die Oberfläche – mit all ihren schönen und weniger schönen Erlebnissen. So manches wird geradegerückt und erscheint nun in einem anderen Licht, etliche Geheimnisse werden peu à peu aufgedeckt, und am Schluss gibt

es eine grausige Offenbarung.

Resümee: Die Handlung setzt sich zusammen aus dem Gegenwartsstrang und aus Rückblenden ins Jahr 2004, als die Jugendlichen in Waldesroda

eine unverbrüchliche Gemeinschaft bildeten und das Beste aus ihrem Leben in dem abgeschiedenen Dorf machten. Bis Norah anfing, mit dem 4 Jahre älteren Daniel zu gehen und ihn mit in die Clique brachte, wo er allerdings wie ein Fremdkörper wirkte. Er seinerseits ließ die anderen deutlich spüren, dass er wenig von ihnen hielt und vereinnahmte seine Freundin komplett. Es ent-stand ein Riss, der durch Reibereien, Intrigen und Kabale immer größer wurde. Der Mord an dem Liebespaar Anna und Sebastian beendete diese Zeit abrupt. David, der Täter, verschwand und starb auf der Flucht, die Clique löste sich endgültig auf, der Kontakt untereinander brach ab.

Warum – und vor allem auch: von wem – erhält Norah fast 20 Jahre später Briefe, in denen auf die Vergangenheit angespielt, ihr mit dem Tod gedroht wird, und die so intime Details enthalten, dass sie eigentlich nur von dem totgeglaubten David stammen können.

Bei den Nachforschungen, die Goran – unterstützt von seiner einstigen Jugendliebe - betreibt, wird die Vergangenheit wieder aufgerollt. Vieles erscheint nun in einem anderen Licht, und Norah erzählt ihm einiges, was niemand bislang wusste, was eigentlich auch immer unter Verschluss bleiben sollte. Doch nur, wenn sie jetzt ehrlich ist, können sie vielleicht die Identität des Briefeschreibers herauszufinden.

Auch im Leser wird diesbezüglich der Ehrgeiz geweckt, wobei der Kreis der Verdächtigen überschaubar zu sein scheint: Bei dem intimen Insiderwissen kann es schließlich nur jemand aus der alten Freundeskreis sein, dazu nur

ein Mann. Denn die Gegenwartshandlung wird alternierend aus Norahs und Gorans Perspektive erzählt sowie aus Sicht des Briefschreibers mit der Ka-pitelüberschrift „Er“. Da Goran selbst ausscheidet und David tot ist, bleiben also nur noch Marcel, Daniel und Rolaf übrig. Oder doch nicht?

Die Handlung ist voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen, die die Spannung konstant hoch halten. Es gibt weitere Tote, und die Schlinge

um Norahs und mittlerweile auch Gorans Hals zieht sich immer weiter zu.

Fazit: ein Thriller, der den Leser von Anfang an fesselt