Psycho-Spannung
An einem Mittwoch im Juli kommt der 38-jährige Fred Keller
zu Kriminalhauptkommissarin Rita Voss ins KK 11. Er will eine so genannte Abgängigkeitsanzeige erstatten: Seine Frau Kirsten sei unmittelbar nach der Ankunft auf dem Campingplatz Ammermühle im Bayerischen Wald, auf dem das Paar einen Teil seines Urlaubs verbringen wollte, zum Joggen aufgebrochen und nicht wieder aufgetaucht. Das war bereits vor 11 Tagen. Sein Schwager – Kirstens Bruder - verdächtigt Fred Keller nun, Kirsten getötet zu haben, hat sogar mit der gewaltsamen Erpressung eines Geständnisses gedroht. Doch der Beschuldigte beteuert seine Unschuld.
Auch Kirstens 13 Jahre alter Sohn Til aus erster Ehe ist verschwunden –
er hatte sich geweigert, mit in den Urlaub zu fahren, da er seinen Stiefvater ablehnt. Gegenüber dem Bruder seiner Mutter hat er den Verdacht geäußert, dass Fred einen gemeinsamen Urlaub dazu nutzen würde, sie beide ver-schwinden zu lassen.
Hat Fred Keller wirklich seine vermögende Frau umgebracht, um an ihr Geld zu kommen? Oder ist sie abgetaucht, weil sie sich mit jemandem getroffen hat? Schließlich hatte sie sich bereits im April ohne Vorankündigung eine mehrtägige Auszeit genommen, weil sie zufällig einer alten Bekannten be-gegnet war. Und: Wo hält sich Til auf? Lebt er noch?
Während der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es in der Vergangenheit ähnliche Fälle gegeben hat, in denen junge Frauen plötzlich spurlos ver-schwunden sind. Ist ein Serienkiller am Werk?
Resümee: Diesmal fordern die Ermittlungen Kriminalhauptkommissarin Voss ganz besonders, und zwar sowohl beruflich als auch privat, denn es werden immer wieder Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit wach.
Der Fortgang der Untersuchungen wird chronologisch vom 5. bis 21. Juli in der Er-Form erzählt. Im Focus stehen dabei vor allem Rita Voss und ihre Kollegen.
In einer Parallelhandlung kommt eine Person mit dem Namen Carli zu Wort, die ihren Lebensweg von der Kindheit bis zur Gegenwart schildert. Anfangs erfahren wir auch etwas aus Sicht einer jungen Frau namens Daniela.
Durch diese Anlage des Plots werden nach und nach Beziehungen der Prota-gonisten untereinander deutlich. Es ist anders als in vielen (Psycho-) Krimis, in denen der Leser sich am Anfang quasi einem Geflecht von Fäden gegen-übersieht, das durch die polizeilichen Ermittlungen nach und nach aufge-dröselt wird, damit Licht in die Fälle kommt. Hier hingegen liegen besagte Fäden zunächst lose nebeneinander und müssen nach und nach miteinander verbunden werden, um den Fall / die Fälle zu lösen.
Dadurch wird die Handlung immer dichter und vielschichtiger, zumal Rita
Voss – wie bereits erwähnt - immer wieder Parallelen zu ihrer persönlichen Geschichte erkennt und reflektiert. Das erfordert vom Leser zunehmend Konzentration, um keinen Faden – um im Bild zu bleiben – zu verlieren, gleichzeitig macht dies die Lektüre interessant und spannend. Der Hinweis „Psycho- Spannung“ als Genre-Hinweis trifft es genau.
Und dann ist da noch der Prolog, in Bezug auf den man sich beim Lesen immer wieder fragt, wie er denn in den Ablauf der Ereignisse passt – die Lösung ist ebenso überraschend wie das gesamte Ende des Buches.
Fazit: Dies ist keine einfache Lektüre, man muss sich auf sie einlassen,
aber es lohnt sich.
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