_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Deutsche Identitätskrisen in Spanien

VORSICHT!

Streckenweise bissig!

 


Ihr Name soll u.a. dazu dienen, eine Person zu identifizieren. Mit dem Geburtsnamen wird einem Menschen also seine Identität gegeben.

Annette Traks Hans Dampf Spanien
Bitte anklicken!

Soweit die Theorie!

 

Denn mit dem Umzug nach Spanien geraten vor allem deutschsprachige Residenten offensichtlich häufig in eine heftige Identitätskrise und stiften dadurch einige Verwirrung – oder sind sie es möglicherweise selbst, die verwirrt sind?? Dabei betrifft die Symptomatik zwar in erster Linie die männliche Spezies, wird aber von den jeweiligen Partnerinnen meist stolz gepflegt und gefördert - und ist daher nahezu unheilbar.

 

Ein Beispiel:

 

Schon in Deutschland wollte Wilhelm lieber Willi genannt werden – das ist sprachlich bequemer, trifft die Bedeutung des Namens (der Wille) viel besser und heißt nicht umsonst „Koseform“.

Nun ist Wilhelm-Willi nach Spanien umgezogen und hat sich schlau gemacht: Die Entsprechung seines Namens lautet hier Guillermo – die Kurzform Guille dagegen kennt er (noch) nicht.

Da er es zwar nicht für unbedingt erforderlich hält, die Sprache seiner neuen Heimat zu erlernen, aber dennoch vom ersten Tag an dazugehören will, stellt er sich allen als Guillermo vor – und möchte ab sofort auch von seinen deutschsprachigen Mitmenschen hüben wie drüben nur noch so gerufen werden.

Der neue Name gibt ihm entgegen der oben genannten These aber keine neue Identität, denn er fühlt sich alles andere als ein Spanier – dazu versteht er viel zu wenig von Sprache, Kultur, Lebensweise. Im Gegenteil, vieles in seiner neuen Umgebung ist (ganz) anders als in Deutschland – und zwar im Sinne von „(ziemlich) unzulänglich“. Da bleibt Guillermo Deutscher durch und durch und hält meist nicht mit besserwisserischer Kritik hinterm Berg.

 

Aber auch gegenüber englischsprachigen Residenten fühlt sich Wilhelm-Willi-Guillermo verpflichtet – wozu? Na, ihnen zu erklären, wie „Leben in Spanien“ geht. Und da er auch von dieser Gemeinschaft als einer der Ihren anerkannt werden möchte, stellt er sich als William vor – und wird meist gleich auf das gängigere Bill reduziert.

Annette Traks Don Juan Spanien
Herr Hans = Don Juan

Unterhält man sich als Deutscher nun mit einem englischsprachigen Nachbarn, kann es durchaus passieren, dass dieser Bill erwähnt. Er bekommt dann vielleicht den völlig richtigen Eindruck, man wisse nicht, von wem die Rede ist - schließlich kennt man keinen Engländer namens Bill (und wenn doch, ordnet man den Namen der falschen Person zu). Die eingangs genannte Theorie, dass ein Name der Identifizierung diene, wird hier widerlegt.

Es kann dabei zu multiplen Irrungen und Wirrungen kommen, wenn beispielsweise ein paar Häuser weiter ein Spanier etwas über Guillermo erzählt und man fieberhaft überlegt, auf wen er seine Aussagen beziehen könnte.

Hat man es sich dann gerade noch einmal klar gemacht, dass es sich ja bei Bill-Guillermo um zwei Namen für die gleiche Person handelt, so ist die Verwirrung komplett, wenn anschließend ein Ignorant Willi erwähnt.

 

Es ist bzgl. dieser armen Wesen, bei denen ein Psychologe wohl eine pathologische Identitätskrise diagnostizieren würde, also manchmal detektivischer Spürsinn nötig, um herauszufinden, wer sich gerade hinter Wilhelm-Willi-Guillermo-Guilli-William-Bill verbirgt.

 

Die poly-nomen Migranten denken natürlich, es mache bei Besuch aus der alten Heimat ungeheuren Eindruck, wenn es hier aus allen Ecken schallt: „¡Hola Guillermo!“ oder „Hi, Bill!“ Muss da nicht einfach jeder Beobachter glauben, dass die Auswanderung ein voller Erfolg war, die Integration rundherum absolut geglückt ist?

Aber Hauptsache, man kann es sich selbst suggerieren!

 

Dabei sollte man noch heilfroh sein, wenn's dabei bleibt!

Man stelle sich vor, die von sich selbst Umgetauften würden auch partout noch ihren Nachnamen ins Spanische ändern wollen. Ja, das geht nämlich auch: Der deutsche Sammelbegriff Müller heißt auf Spanisch Molinero - Wilhelm Müller also Guillermo Molinero, und aus Wilhelm Schneider wird im Handumdrehen Guillermo Sastre. Das kann man noch im Lexikon nachschauen.

Was aber macht der nach internationaler Geltung heischende Wilhelm Wolfsen / Wolfson / Wolfsohn? Die so Genannten haben jetzt Glück, denn denen verrate ich, dass sie sich fortan Guillermo López nennen könnten. Das ist abgeleitet vom Vornamen Lope (von lat. „lupus“ = Wolf), das „z“ entspricht dem Deutschen „-sen, -son, -sohn“.

Annette Traks Roger Rabbit Spanien
Roger Rabbit = Rodrigo Conejo

Übrigens: Hat man je den Fall erlebt, dass sich in Deutschland lebende Migranten umbenennen?

Nie habe ich z.B. erlebt, dass sich die türkische Schülerin Meryem Yɪldɪz Maria Stern genannt hätte oder dass aus Melek Yɪldɪrɪm Angela Blitz wurde.

Nein, sie bleiben ihrer Persönlichkeit auch im Ausland treu, behalten ihre Identität und versuchen nicht, sich durch Gleichmachen mit ihren neuen Mitmenschen anzubiedern – und sich dadurch lächerlich zu machen.

 

Ich habe gelegentlich diese multiplen Individuen – oder sind es eher Teile der gleichen, also gespaltene Persönlichkeiten? - gefragt, warum sie sich umtaufen.

Die beiden häufigsten Antworten lauteten:

 

1. Wenn man hier lebe, müsse man sich doch anpassen! Muss man? Ja! Lernt Spanisch und die spanische Kultur, Leute – nur das Wort Flamenco schreiben zu können, Chorizo zu essen und Cerveza zu trinken ist Pseudo-Möchte-gern-Anpassung, kurz: dümmliche Angeberei.

 

2. Man wolle den Spaniern und Englischsprechenden helfen, damit sie nicht den komplizierten deutschen Namen aussprechen müssen. Glauben diese Pseudo-Samariter, dass jeder, der nicht deutsch ist, zumindest sprachlich minderbemittelt ist? Nun, diese schaffen noch ganz andere Höchstleistungen, nämlich die, über das anmaßend-überheblich-eingebildete Gebaren scheinbar gleichmütig hinwegzusehen.

© Annette Traks