Vor nun schon 18 Jahren erwarben wir unsere Finca im andalusischen Hinter- land, und vor 7 Jahren haben wir unsere Zelte in Deutschland komplett abgebro- chen, um ständig hier zu leben.
Der Weg zu diesem letzten Schritt war auf der einen Seite begleitet von Erwar- tung, Vorfreude (manchmal auch Eupho- rie), Ungeduld, Optimismus, auf der anderen Seite aber auch von Planung, Sammeln von Informationen über das neue Heimatland, Erlernen der Sprache, Kalkulieren der Finanzen, Restunsicherheit. Gänzlich davon überzeugt, dass dies für uns der richtige Schritt sein würde, hat uns letzt-
lich ein Sabbatjahr, das wir als Probezeit auf der Finca verbracht haben.
Für uns war dieses langsame, schrittweise Hineinwachsen in die neue Hei- mat, das auch immer wieder kleine Kurskorrekturen beinhaltete, genau richtig. Für andere mag ein anderer Weg der geeignete sein.
Wir jedenfalls haben unsere Entscheidung, Deutschland den Rücken zu kehren, nie bereut!
Warum ich unsere Erfahrungen nach der langen Zeit gerade jetzt wieder einmal Revue passieren lasse?
Weil zum einen in Deutschland lebende und mit Problemen zu kämpfende Bekannte neulich meinten: „Ihr habt es gut! Vielleicht sollten wir auch einfach auswandern!?“
Dem gegenüber tragen sich einige Residenten aus unserer Gegend mit dem Gedanken, aus gesundheitlichen bzw. finanziellen Gründen wieder in ihr Heimatland zurückziehen.
Auf der anderen Seite wiederum sind ein paar neue Nachbarn aufgetaucht – ein jüngeres Paar, das sich unter südlicher Sonne möglichst aufwandsmini- mal eine neue Existenz aufbauen will und ein älteres, um seine Finca wie wir als Alterssitz zu nutzen.
Welches auch immer die Motivation für eine Auswanderung sein mag (dazu unten noch etwas Grundsätzliches), sollten vorher in jedem Fall folgende Punkte bedacht werden:
• Raus aus Deutschland –
rein nach Spanien
ist in keinem Fall gleichbedeutend mit Dauer- urlaub, denn die Summe der Probleme ist letztlich überall gleich. Auch hier kehrt schnell der Alltag ein. ————————>
• Ist die Beziehung stabil genug, um all die neuen Anforderungen gemeinsam bewältigen zu können? ——————————>
• Haben alle Familienmitglieder, die auswandern, überhaupt die gleichen Vorstellungen vom „Traum im Süden“? —————>
• Wie sieht es mit einem finanziellen Polster aus? ——>
• Grundsätzlich sollte sich jeder Auswanderungswillige darüber im Klaren sein, warum er eigentlich sein Heimatland verlassen möchte. ——————>
Wir haben im Laufe der Jahre viele anfangs sehr euphorische Residenten wieder gehen sehen:
Falsche Vorstellungen, mangelnde finanzielle Sicherheit, ein fehlendes soziales Netz, bürokratische Hürden, anders organisiertes Gesundheits- wesen und unzureichend vorhandene Sprachkenntnisse ließen den Aus- wanderungstraum zum Albtraum werden.
Viele, die es sich leisten können und bei denen es organisatorisch möglich ist, wählen einen Kompromiss:
Sie erhalten sich ein „Standbein“ in ihrem Heimatland und verbringen einen Teil des Jahres dort, den anderen in Spanien. Häufig haben wir aber gehört, dass man nicht beiden „Welten“ zufriedenstellend gerecht werden könne, sich Gedanken mache, ob in der Ferne alles in Ordnung ist, schon die beim nächsten Aufenthalt notwendigen Aktivitäten plant oder einfach das Wetter dort attraktiver findet.
Mal abgesehen davon, dass das Pendeln auf Dauer nervt und auch sehr ins Geld geht.
Sind aber zumindest alle oben angesprochenen Basis-Punkte positiv ab- geklärt, dann kann ich jedem nur raten:
Ja, versucht Euer Glück hier an der schönen Costa del Sol oder wo auch im- mer. Dann sagt auch ihr mit hoher Wahrscheinlich- keit irgendwann:
„Wir haben es gut! Wir haben die Auswanderung nie bereut!“
© Annette Traks