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Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

DIE Spanier - vom Wesen der Spanier

Jaja, schon klar – die bzw. den Spanier gibt es

ebenso wenig wie die oder den Deutschen!

Aber nach 17 Jahren intensiver Spanien-Erfahrung

- 7 Jahre davon leben wir nun schon ständig hier! -

haben sich doch einige auffällige Unterschiede im Wesen beider Spezies' herauskristallisiert.

Selbstverständlich gibt es hüben wie drüben sone und solche, jedoch kann man sagen, dass der prozentuale Anteil in der Regel genau umgekehrt ist.

Nach dieser Vorrede möge der kritische Leser mir verzeihen, wenn ich nun der Einfachheit halber im Folgenden von den Spaniern und den Deutschen schreibe.

Gleich bei unserem ersten Andalusien-Urlaub fiel uns auf, wie nett und offen die Spanier auch auf Fremde – Ausländer eingeschlossen – zugehen. Sie senken nicht den Blick, schauen nicht teilnahmslos, desinteressiert oder ignorant an einem vorbei, sondern begegnen jedem freundlich lächelnd und grüßen meist sogar. Steht man einen Moment zusammen, etwa an der La- dentheke, Supermarktkasse oder Bushaltestelle, so wird auch schon mal das Wort an einen Unbekannten gerichtet oder er wird in ein laufendes Gespräch einbezogen.

Viele Residenten interpretieren diese zugewandte, aufgeschlossene Art

der Spanier ihnen gegenüber fälschlicherweise so, dass sie als „amigos“

voll integriert sind. Wobei sie allerdings außer Acht lassen, dass jeder spätestens nach dem zweiten Small Talk als „Freund“ bezeichnet wird.

 

Überhaupt avanciert jede aushäusige Begebenheit schnell zum sozialen Event, das der Kontaktpflege dient: Sei es der Nachmittag am Strand mit

der ganzen Familie oder Freunden, das gemeinsame „ir de bares“ (das Ziehen von Bar zu Bar) besonders am Wochenende oder das Einkaufen 

– siehe hierzu auch „Einkaufen im Pueblo“ unter „Alltags-Impressionen“.

 

Auffallend sind auch die positive soziale Einstellung und die Hilfsbe- reitschaft. Wie oft mussten wir als Autofahrer oder Fußgänger schon

nach dem richtigen Weg fragen. Immer wurde er uns geduldig, freundlich und ausführlich erklärt. Lag die betreffende Örtlichkeit in unmittelbarer

Nähe, wurden wir häufig kurzerhand aufgefordert, einfach mitzukommen

und dann vor Ort „abgeliefert“. Kennt sich der Gefragte selbst nicht so

gut aus, spricht er seinerseits Vorübergehende an – oft passiert es dann, dass mehrere Spanier zusammenstehen und den besten Weg zum Ziel

erst einmal untereinander ausdiskutieren.

Sieht ein Spanier, dass „Not am Mann“ ist, ist es selbstverständlich, dass

er spontan mit anpackt, ohne dass man groß darum bitten muss. Nach längeren Aktionen wird man eindringlich ermahnt, sich auf alle Fälle zu melden, wenn man weitere Hilfe benötigt – die dann im Bedarfsfall auch

ohne viel Tamtam gerne erfolgt.

Fragt man in einer Angelegenheit gezielt um Rat oder braucht eine Empfeh- lung, so war bislang jeder Spanier bemüht, uns weiterzuhelfen – und sei es, dass er selbst herumtelefonierte, um Fragen zu klären oder Unterstützung zu organisieren. Von Vorteil ist hier natürlich, dass die Spanier untereinander sehr gut vernetzt sind, jeder mit jedem über verwandtschaftliche oder freund- schaftliche Beziehungen miteinander verbandelt zu sein scheint.

 

Ist Konkurrenzdenken bei Spaniern vorhanden, so verstehen sie zumin- dest, es gut zu kaschieren. Niemand missgönnt einem hier die Butter auf dem Brot, man geht auch als Mitbewerber sehr freundlich miteinander um. So ist es beispielsweise gang und gäbe, dass Handwerker und selbst ihre Chefs T-Shirts mit dem Aufdruck der Konkurrenz tragen.

 

Noch nie haben wir es erlebt, dass ein Spanier über jemanden schlecht geredet hat. Natürlich wird schon mal verständnislos der Kopf geschüttelt oder man mokiert sich mit einem nachsichtigen Lächeln, das ja, aber selten äußert sich jemand verbal abfällig über einen Mitmenschen.

Selbstverständlich sind auch Spanier gelegentlich sauer auf ihre Mit- menschen. Aber dann sagt man sich – meist wortreich und lautstark –

die Meinung, klopft sich anschließend auf die Schulter und alles ist

wieder gut. Nachtragend sind sie nicht.

 

Ganz typisch ist in dem Zusammenhang auch der Unterschied zwischen der deutschen und spanischen Regenbogenpresse („prensa rosa“ genannt). Wird in den deutschen Illustrierten aus reiner Sensationsgier alles negativ interpretiert, Katastrophen jedweder Art scheinbar geradezu herbeigesehnt, so sieht man in der spanischen Presse das Positive, lobt und freut sich mit den Betreffenden. Und genauso geht man hier auch mit seinen Mitmenschen um.

 

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© Annette Traks