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Elmar Traks

Elmar Traks

Ostern in Spanien

Das Wort „Ostern“ ist vom altgermanischen „Austro“ (= Morgenrot) abgeleitet und bezeichnete  bei den Germanen eine religiöse Auferstehungs-Zeremonie, die am Morgen abgehalten wurde, wenn sich im Osten die ersten Sonnen-strahlen zeigten. Verallgemeinernd stand der Begriff auch für das germani-sche Frühlingsfest.

Er entwickelte sich später zum althochdeutschen „Ost(a)ra“ und dem lateini-schen „Aurora“ (= Morgenröte).

Der biblischen Überlieferung nach wurde Jesus' leeres Grab am frühen Morgen bei Sonnenaufgang entdeckt; daher gilt die Morgenröte als Symbol der Auferstehung, an die zu Ostern erinnert wird.

In zahlreichen Sprachen ist die Vokabel für „Ostern“ vom aramäischen „Pas-cha“ abgeleitet, das wiederum mit dem hebräischen „Pessach“verwandt ist und darauf hinweist, dass das Christentum seine Wurzeln im Judentum hat.

Auf Spanisch heißt „Ostern“ „Pascua“.

 

Es ist das höchste Fest der katholischen Kirche und steht für den Sieg

Christi über den Tod und die Verheißung des ewigen Lebens durch seine Auferstehung.

Im Gegensatz zu anderen kirchlichen Festen ist der Termin flexibel: Ostersonntag ist stets der 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang (21.03.).

Die Woche davor bezeichnen wir Deutschen als Karwoche – vom althoch-deutschen „Kara“: Kummer, Klage, Trauer. Die Spanier nennen sie „Heilige Woche“ - „Semana Santa“.

Sie beginnt mit dem „Domingo de Ramos“, dem Palmsonntag. An diesem Tag werden vielerorts Palmwedel gesegnet, die Kinder vor der Kirche in Händen halten. Diese Tradition hat ihren Ursprung darin, dass Christus an diesem Tag bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palmwedeln begrüßt wurde.

Die ganze Woche über finden Prozessionen statt, die den Leidensweg Christi nachstellen sollen. Der wichtigste Tag ist in diesem Zusammenhang der Kar-freitag – „Viernes Santo“ -, der Tag der Kreuzigung.

Große Menschenmengen säumen die Straßen, um am Schmerz des leiden-den Jesu und der Trauer Marias teilzunehmen, wenn sich zu einer genau festgelegten Zeit die Kirchentore öffnen und zunächst das Leitkreuz der Prozession herausgetragen wird. Es folgen dann die Mitglieder der Bruder-schaften, „Hermandades“ oder „Cofradias“ (Laienbruderschaften) ge-nannt. Je nach Funktion unterscheidet man innerhalb einer Bruderschaft

drei Gruppen, die in dieser Reihenfolge den Prozessionszug bilden:

Zunächst erscheinen die „Nazarenos“. Das sind die Büßer, die an den langen Gewändern und Spitzhauben („Capirotes“), die nur die Augen frei lassen, zu erkennen sind und große Kerzen oder andere Insignien vor sich tragen.

 

Da die Marienverehrung einen ebenso großen Stellenwert einnimmt wie

die von Jesus, wird hinter den „Nazarenos“ oft eine Marienskulptur getragen, „Virgen“ genannt. Meist ist sie in ein von Goldfäden durchwirktes Samt-gewand gekleidet, von Blumen und Kerzen umgeben und durch einen Baldachin geschützt.

Es folgt der „Paso“, eine Art Holzbühne auf Gestellen. Auf ihm befinden

sich schwere, meist von Hand geschnitzte Figuren, die eine Szene aus der Passions-/Leidensgeschichte Jesu darstellen. Er ist mit Nelken und kunstvoll geschmiedeten Kandelabern geschmückt und wird von den „Costaleros“ getragen. Sie schützen dabei ihren Kopf durch eine Baum-wollmütze, den „costal“. Während sie langsam durch die Gassen und Straßen ziehen, sieht man nur ihre Füße; den Weg finden sie durch Kommandos oder Klopfzeichen. Da ein „Paso“ oft bis zu 600 kg schwer ist, entfallen nicht selten auf einen „Costalero“ bis zu 100 kg. Sie werden daher während der Prozes-sion von Zeit zu Zeit ausgewechselt. Da dieses Amt eine hohe Ehre ist, „spenden“ etliche einen Betrag, um es ausüben zu dürfen.

 

Hinter dem „Paso“ der jeweiligen Bruderschaft gehen die „Penitentes“.

Diese Büßer sind ähnlich wie die „Nazarenos“ gekleidet, ihre Kapuze hängt jedoch auf dem Rücken runter. Sie tragen schwere Holzkreuze auf ihren Schultern und manchmal auch schwere Ketten an den bloßen Fußgelenken.

 

Eine Musikkapelle bildet mit Trommelwirbeln und Trauermärschen den Abschluss einer Bruderschaft, bevor mit etwas Abstand die nächste folgt:

Nazarenos, evtl. Marienstatue, von Costaleros getragener Paso, Penitentes, Musikkapelle usw.

Jede Bruderschaft hat ihre eigenen Farben, Embleme, Kostüme und Figuren. Da es in großen Städten zahlreiche „hermandades“ gibt –

in Sevilla z.B. etwa 60 – kann man sich den Umfang der Prozessionen in

etwa vorstellen. Sie dauern zum Teil durchaus 8 Stunden.

 

Die Schlusszeremonie der Osterfeierlichkeiten bildet in der Nacht von Karfreitag auf Samstag ein feierlicher Gottesdienst („Misa Solemne“).

Der Ostersonntag („Domingo de Pascua“) oder wie er auch genannt

wird Auferstehungs- („Domingo de Ressurrección“) oder Herrlich-keitssonntag („Domingo de Gloria“) ist ein sehr ruhiger Tag. In vielen Gegenden Spaniens wird an diesem Tag eine Stoff- oder Strohpuppe verbrannt, die Judas symbolisiert.

In vielen Regionen gibt es speziell zur „Semana Santa“ hergestelltes Gebäck:

Die „monas de pascua“ - gefüllte Schokoladen-Eier - sind besonders in Katalonien und Valencia bekannt, „buñuelos“ - frittierte Teigkügelchen –

gibt es speziell in der Madrider Gegend.

Generell erhältlich sind die „flores de pascua“, Gebäck in Form von Blüten.

© Annette Traks