„Heiligabend“ - der 24. Dezember - wird im Spanischen „La Noche Buena“ (Die Gute Nacht) genannt. Nach altem Brauch treffen sich an diesem Abend die festlich gekleideten Familienmitglieder zu-nächst zu einem mehrgängigen Festmahl, das im mit Krippen, Weihnachtssternen (gemeint sind die Blumen) und Lichtern festlich geschmückten Zimmer eingenom-men wird. Variiert die Zusammenstellung der einzelnen Gänge je nach Region, so ist man sich bei der Nachspeise spanienweit einig: Turrón, Polvorones und Marzipan (siehe Vorweihnachtszeit!) gehören unbedingt dazu.
Die jungen Leute treffen sich anschließend ab 22 Uhr mit Freunden – entweder auf der Straße oder zu Hause.
Die Älteren besuchen um 24 Uhr die „Misa del Gallo“, die Hahnenmesse, die mit dem Gedenken an die Ge-burt Jesu das Christfest offiziell einläutet. Für diesen eigentümlich anmutenden Namen gibt es zwei Erklärungen:
Zum einen soll ein Hahn der erste Augenzeuge bei
der Geburt des Jesuskindes gewesen sein und den Auftrag gehabt haben, dieses Ereignis der ganzen Welt zu verkünden.
Zum anderen feiert der Papst die „Misa del Gallo“ in der Basilika de
S. Petrum in gallocantum – auf Spanisch: San Pedro del canto del gallo
(„canto del gallo“ = Gesang des Hahns, also Krähen).
Geschenke gibt es traditionell am Heiligabend nicht, sondern erst am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige. Durch den Einfluss der vielen in Andalusien lebenden Residenten, die sich am 24. beschenken, haben viele spanische Eltern jedoch einen Kompro-miss gefunden: Die Kinder bekommen in der „Noche Buena“ wie ihre ausländischen Schulfreunde ein kleines Geschenk, das eigentliche aber erst im Januar.
Der 25. Dezember („La Navidad del Señor“ -
die Weihnacht/Geburt des Herrn) ist der einzige Weihnachtsfeiertag und wird in der Regel sehr ruhig begangen. Kirchgänge gehören dabei ebenso zur Pflicht eines guten Katholiken wie das Singen von Villancicos (Weihnachtsliedern), die sich erheblich von den deutschen unterscheiden.
So lautet z.B. der Text eines sehr populären Liedes:
La Virgen se está peinando Die Jungfrau Maria kämmt sich
entre cortina y cortina, zwischen den Vorhängen,
los cabellos son de oro, ihre Haare sind aus Gold,
los peines de plata fina. Ihre Kämme aus feinem Silber.
Pero mira como beben Aber sieh nur, wie sie trinken,
los peces en el río, die Fische im Fluss,
pero mira como beben aber sieh nur, wie sie trinken,
por ver a Dios nacido. um den neugeborenen Gottessohn zu sehen.
Beben y beben Sie trinken und trinken
y vuelven a beber, und trinken immer wieder,
pero mira como beben aber sieh nur, wie sie trinken,
por ver a Dios nacer. um die Geburt Gottes zu sehen.
Viele Spanier schreiben übrigens auch Weihnachtskarten, deren Inhalt
fast immer identisch ist, denn Salud (Gesundheit), Amor (Liebe), Amistad (Freundschaft), Dinero (Geld) und Paz (Frieden), das sind die 5 elemen-taren Dinge, die zu einem glücklichen Leben gehören, und die man dem Adressaten wünscht:
„Os deseamos una Feliz Navidad y un Próspero Año Nuevo 20..., cargado de Salud, Amor, Amistad, Dinero y Paz. X y Y“
© Annette Traks